Saarbruecker Zeitung

Warum Armin Laschet jetzt handeln muss

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Es lässt einen nur fassungslo­s den Kopf schütteln: Ausgerechn­et der ehemalige Präsident des Bundesverf­assungssch­utzes spricht nun von Ironie angesichts eines Tweets gegen die Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock. Hans-Georg Maaßen hatte die Anfangsbuc­hstaben von Baerbocks vollständi­gem Namen (Annalena Charlotte Alma Baerbock) mit dem polizeifei­ndlichen Kürzel „ACAB“(All Cops Are Bastards, alle Polizisten sind Mistkerle) in Verbindung gebracht. „ACAB“gilt als diffamiere­nde Formulieru­ng, der Begriff wird von Fußball-Hooligans und von Linksaktiv­isten genutzt, um Polizisten zu provoziere­n. Maaßen weiß das genau, besser als die meisten anderen. Inzwischen behauptet er, er habe es nicht ernst gemeint, sondern habe sich gegen Diffamieru­ngen seiner Person wehren wollen. Ernsthaft? Und auch wenn Maaßen kein Antisemit sein sollte, allein die Diskussion darüber ist für die CDU die Pest. Und sie kommt mitnichten aus dem Nichts. Egal, was seine Intention gewesen sein sollte, es ist jetzt an CDU-Chef Armin Laschet, eine ganz klare Distanzier­ung von Maaßen öffentlich auszusprec­hen. CSU-Generalsek­retär Markus Blume bezeichnet Maaßen zu Recht bereits als „Belastung im Wahlkampf“. Denn die Union hat links viel mehr zu verlieren, als rechts zu gewinnen. Deswegen sollte sich der CDU-Vorsitzend­e auch gleich klarer von der so genannten Werte-Union abgrenzen. Die stete Formulieru­ng, diese habe keine CDU-institutio­nelle, organisato­rische Verankerun­g, stimmt. Aber die Aussage, die Werte-Union habe mit der CDU nichts zu tun, stimmt so nicht. Die große Mehrheit der Werte-Unions-Mitglieder sind CDU-Mitglieder. Eine Unvereinba­rkeit von Werte-Union und CDU wäre ein kluger Schritt. Viele müssten politisch Farbe bekennen.

Laschet sagte am Montag mit Blick auf das Ergebnis in Sachsen-Anhalt: Die CDU sei das „Bollwerk gegen Extremismu­s“und habe bei der Landtagswa­hl mehr Stimmen als AfD und die Linke zusammen erreicht. „Der Kurs der Mitte wird um keinen Millimeter verändert.“Richtig so. Es wird eines der Erfolgsrez­epte für die Bundestags­wahl im Herbst sein. Andere muss Armin Laschet für sich noch definieren. Es wird jetzt auf das Wahlprogra­mm ankommen. Und auf die Einigkeit mit der CSU und deren Vorsitzend­en Markus Söder. Es braucht noch einen klaren roten Faden im Wahlkampf der Union.

Doch mit Blick auf die Brandmauer gegen Rechts hat es der CDU-Ministerpr­äsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, vorgemacht: Dessen klare Abgrenzung zur AfD hat beim Wähler am meisten gezogen. In Thüringen und Brandenbur­g war die CDU vor Ort nicht so klar, hat herumlavie­rt – und verloren. Ein klarer Kurs wirkt besonders dann, wenn man die Wähler der liberalen Mitte ansprechen muss. Und ohne diese wird Laschet nicht als Nachfolger von Angela Merkel ins Kanzleramt einziehen können. Der Unions-Kanzlerkan­didat als Person ist über jeden Zweifel erhaben: Seine Persönlich­keit und seine Politik haben mit Zündeln am rechten Rand nichts gemein. Aber manchmal muss man nicht nur unangreifb­ar sein, sondern handeln!

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