Wahre Liebe unterMännern
Die Reportagereihe „ 37°“beschäftigt sich mit dem Thema Homosexualität im Fußball.
SAARBRÜCKEN (ry) Am Freitag beginnt die Fußball-EM, undMillionen Menschen auf dem ganzen Kontinentwerden zuschauen, welcheMannschaft sich am Ende des Turniers als Sieger kürenkann. Vielleichtwird dann auch der ein oder andereKapitän mit einerRegenbogen-Binde spielen, als Zeichen für eine vielfältige Gesellschaft – sowie es beispielsweise Nationalspieler Christian Günter bei seinem Verein SC Freiburgmacht. Die Idee ist vorbildlich, trotzdem ist es bisher im aktiven Profifußball nicht vorgekommen, dass sich Sportler offen zu ihrer Homosexualität bekennen. Wie groß ist der seelische Druck, nicht offen zu seiner Sexualität stehen zu können? Wie hält man das aus? Dieser Frage geht „37°: In der Abseitsfalle “nach. Darin sprechenThomasHitzlsperger, Marcus Urban und Benjamin Näßler über ihre Erfahrungen mit demBekenntnis – und darüber, wie wichtig es für die Leistungsfähigkeit auf dem Platz und für das persönliche Glück ist.
Bislang gibt es keine Studie zur Anzahl der schwulen Spieler in der Bundesliga – und keinen aktiven deutschen Profispieler, der sich zu seiner Homosexualität bekannte. Thomas Hitzlsperger ist diesen Schritt bisher als Einziger gegangen. Das war 2014, allerdings erst nach seiner aktiven Spielerzeit. Als Fußballer hat er ganz oben mitgemischt. Mit dem VfB Stuttgart hat er 2007 die deutsche Meisterschaft gewonnen, mit der Nationalmannschaft wurde er Dritter beim „Sommermärchen“– der Heim-WM 2006. Seinem knallharten Schuss mit links verdankt er den Spitznamen „Hitz TheHammer“– und straft damit all jene Lügen, die glauben, Schwule seien „zu weich“für „echten Männersport“.
Esdauerte lange, bis sich derheute 38-Jährige seineHomosexualität eingestand. Als er mitdemGedanken spielte, sich zu seiner Orientierung zu bekennen, rieten ihm die wenigen Eingeweihten dringend davon ab. „‚Du wirst es nicht aushalten‘, war ihre Sorge“, erinnert sich Hitzlsperger, „als Profispieler ist man ohnehin einem enormen Druck und der ständigen Öffentlichkeit ausgesetzt. Einen zusätzlichen Rucksack mussman erst mal tragen können.“
MarcusUrban hat derDruck und die innere Zerrissenheit wohl eine
Karriere als Profifußballer gekostet. Als Jugendnationalspieler war er ein aufgehender Stern bei RotWeiß Erfurt, eines der großen Talente des ostdeutschen Fußballs. Auch Benjamin Näßler hat jahrelang seineHomosexualität vor seiner Familie, seinen Freunden und seiner Mannschaft versteckt. Dabei spielte der heute 31-Jährige lediglich in der Kreisliga in seiner schwäbischen Heimat.
37°: In der Abseitsfalle, 22.15 Uhr, ZDF