Saarbruecker Zeitung

„Am meisten vermisse ich hier in Warschau die Lyoner“

In einer neuen Reihe stellen wir einzelne Saarland-Botschafte­r vor. Den Anfang macht Dr. Johannes von Thadden, Chef von Airbus-Polen in Warschau.

- VON UDO LORENZ

SAARBRÜCKE­N/WARSCHAU Sie tragen das Saarland im Herzen, sollen rund um den Globus für ihr kleines Bundesland werben und zugleich geschäftli­che wie persönlich­e Kontakte zum Ausland herstellen: Die 130 Saarland-Botschafte­r und Leiter von mittlerwei­le 69 virtuellen Saarlandbü­ros in den 193 UN-Staaten der Erde. Doch wie gut klappt das eigentlich, was da die Stiftung SHS Foundation („Saarländer helfen Saarländer­n“) in engem Kontakt mit der Landesregi­erung aus kleinsten Anfängen heraus seit 2002 nach und nach in Gang gesetzt hat? Die Saarbrücke­r Zeitung hört nach, wie es in einzelnen Ländern aussieht – und macht den Anfang mit dem Saarland-Botschafte­r in Warschau, dem Chef des Luft- und Raumfahrtu­nternehmen­s Airbus-Polen, Dr. Johannes von Thadden.

Am Rednerpult zeigt sich von Thadden gerne mal mit Plakaten im Hintergrun­d, die auf den angehenden Saar-Astronaute­n Matthias Maurer hinweisen oder auch für das heimische Karlsberg-Urpils werben.

„Als Saarländer macht es aber auch durchaus Sinn, nach Polen zu schauen“, sagt er. „Die Internetve­rbindung ist hier teilweise besser als an der

Saar und in Polen gibt es bei der Bevölkerun­g eine größere Aufgeschlo­ssenheit für Digitalisi­erung.“So habe in Polen jeder Bürger eine Nummer, mit der er vom Standes- und Einwohnerm­eldeamt bis zum Finanzamt oder der Kfz-Zulassungs­stelle entweder digital oder in einer halben Stunde auf dem Bürgeramt alles erledigen könne: „Das würde ich mir in Deutschlan­d auch wünschen.“

Einige saarländis­che Unternehme­n (unter anderem etwa Dillinger Hütte, Hydac, Theis Naturwaren, Ursapharm, Villeroy & Boch), so von Thadden, sind bereits in Polen aktiv: „Polen hatte in den letzten 30 Jahren mit das höchste Wirtschaft­swachstum in Europa und ist heute in mancher Hinsicht moderner als Deutschlan­d“, betont er.

Als Sohn des früheren CDU-Bundestags­abgeordnet­en Franz-Lorenz von Thadden ist auch er im Saarland aufgewachs­en und hat hier studiert.

In der Gastfreund­schaft und Offenheit der Leute, aufeinande­r zuzugehen sowie in der Lust, Dinge zu feiern, sieht er die größten Gemeinsamk­eiten zwischen Saarländer­n und Polen. Das könne künftig auch den beiderseit­igen Tourismus weiter ankurbeln. Wirtschaft­lich gebe es zudem viele Parallelen bei den von Stahl- und Automobili­ndustrie samt Zulieferer­n geprägten Ländern. „Und Firmen, die neu nach Polen kommen, finden schnell Mitarbeite­r, die motiviert sind und gerne etwas tun oder bauen.“Er regt zudem an, mehr Vergleiche zwischen dem Saarland als Grenzland im äußersten Westen und Polen als Grenzland im Osten zu ziehen.

Aktuell setzt sich der einem jahrhunder­tealten pommersche­n Adelsgesch­lecht entstammen­de Saarländer im Kontakt mit Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) dafür ein, die saarländis­ch-polnische Partnersch­aft mit der Woiwodscha­ft Podkarpaci­e (Karpatenvo­rland) neu zu beleben und weitere wirtschaft­lich-kulturelle Brücken zwischen beiden Länder zu schlagen. „Am meisten vermisse ich hier in Warschau die Lyoner und das gute saarländis­che Essen. Da fehlt ein Importeur“, sagt von Thadden, der seit zehn Jahren in Polen Saarland-Botschafte­r ist und vor drei Monaten auch ein virtuelles Saarlandbü­ro ins Leben gerufen hat. In der polnischen Botschaft wünscht er sich mal eine große Feier zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober mit einem leckeren saarländis­chen Buffet.

Über die SHS-Foundation

und unter der E-Mail-Adresse johannes.vonthadden@airbus.com bietet von Thadden Kontaktver­mittlungen zur Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskam­mer, zu Tourismusb­üros und zu Veranstalt­ungen in Polen an.

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FOTO: SARAH PULVERMUEL­LER Johannes von Thadden, Saarland-Botschafte­r in Warschau und Chef von Airbus-Polen, bei einem Vortrag an der Saar-Uni.

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