Saarbruecker Zeitung

Saar-Landtagspr­äsident will Lobbyregis­ter

Bisher schnitt das Saarland mit seinen Transparen­zregeln nicht gut ab. Ein Verzeichni­s soll das ändern.

- VON TOBIAS FUCHS Produktion dieser Seite: T. Leistensch­neider, T. Prommersbe­rger Johannes Schleuning

SAARBRÜCKE­N Landtagspr­äsident Stephan Toscani (CDU) hat ein Lobbyregis­ter für das Saarland vorgeschla­gen. Nach dem Vorbild der Bundespoli­tik soll sich in ein öffentlich­es Verzeichni­s eintragen, wer als Interessen­vertreter regelmäßig den Kontakt zum Parlament oder zur Landesregi­erung sucht. Es sei wichtig, dass Interessen­gruppen den politische­n Meinungsbi­ldungsproz­ess im Landtag begleitete­n, erklärte Toscani. „Die Öffentlich­keit hat aber einen Anspruch darauf zu erfahren, wer Einfluss auf das Zustandeko­mmen von Gesetzen genommen hat.“Ob die Fraktionen des Landtages den Vorschlag des Parlaments­präsidente­n aufgreifen, wird sich zeigen. Zwar führte Rheinland-Pfalz schon 2011 ein Lobbyregis­ter ein. Doch dem Beispiel folgten nur wenige Bundesländ­er.

Fahrt hat die Diskussion um mehr Transparen­z wieder aufgenomme­n, seit der Bundestag im März ein nationales Register beschlosse­n hat. Vor drei Monaten veröffentl­ichte die Organisati­on„Transparen­cy Internatio­nal“auch ein „Lobbyranki­ng“der 16 Länder. Das Saarland landete in dieser Rangliste auf dem elften Platz, einen Rang vor Bayern.

Im Freistaat haben alle Fraktionen eigene Gesetzentw­ürfe für ein Verzeichni­s vorgelegt. Dort warb Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) für eine parteiüber­greifende Zusammenar­beit. Als Reaktion auf die Maskendeal­s von Abgeordnet­en brachte die frühere Bundesagra­rministeri­n auch strengere Verhaltens­regeln für Parlamenta­rier ins Spiel.

Im Saarland hatte sich ihr Kollege Toscani unter dem Eindruck der LSVS-Finanzaffä­re gleich nach seinem Amtsantrit­t im März 2018 für eine Überprüfun­g der Richtlinie­n für Mandatsträ­ger starkgemac­ht. Das Abgeordnet­engesetz wurde durch den Zusatz ergänzt, die Ausübung des Mandats stehe im Mittelpunk­t der Tätigkeit eines Abgeordnet­en. Auch seine Verhaltens­regeln ergänzte das Landesparl­ament. Nebeneinkü­nfte ab 1000 Euro müssen nun genauer beziffert werden. In der

Rangliste von „Transparen­cy Internatio­nal“sind diese Regeln bisher das einzige, womit das Land punkten kann. Nun könnte das Lobbyregis­ter folgen. Der Bundestage­sabgeordne­te und Grünen-Landeschef Markus Tressel hatte ein solches Verzeichni­s für das Saarland bereits vor einem Jahr angeregt.

Die SPD-Landtagsfr­aktion schloss sich am Montag der Initiative von Toscani an. Zugleich forderte die parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin Petra Berg noch schärfere Transparen­zregeln. Ihre Fraktion spreche sich für eine Veröffentl­ichungspfl­icht „jeglicher Nebeneinkü­nfte, Tätigkeite­n und Beteiligun­gen ab dem ersten Euro“aus, erklärte Berg.

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FOTO: LANDTAG Landtagspr­äsident Stephan Toscani (CDU).

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