Was die Großregion für Familienurlaube bietet
Autor aus Oberthal gibt in seinem neuen Reiseführer Tipps für aktive Ferien und Tagesausf lüge im Saar-Lor-Lux-Raum.
OBERTHAL Dass man nicht immer weit reisen muss, um etwas zu erleben, weiß Markus Mörsdorf schon lange. Der 51-jährige Oberthaler hat nun einen Reiseführer mit Ausflugszielen vom Norden Luxemburgs bis zum Bitscher Land veröffentlicht.
Herr Mörsdorf, Sie sind Saarländer und kannten sich in der Region bereits gut aus, bevor Sie dieses Buch geschrieben haben. Welcher Ort hat Sie bei der Recherche dennoch auf positive Art und Weise überrascht?
Da gab es in der Tat sehr viele Überraschungen. Im Saarland habe ich zwar so gut wie alles gekannt, wobei ich darüber doch erstaunt war, wie viele Fahrradwege es im Bliesgau gibt. Doch die größten Überraschungen habe ich in Lothringen erlebt. Thionville zum Beispiel, das ich nur von den Hochhäusern und der Autobahn kannte. Für das Buch war ich länger in der Innenstadt und ich muss sagen, sie birgt einiges an spanischer Atmosphäre. Ich habe dort tatsächlich noch Inschriften gefunden, die noch von der spanischen Zeit stammen, zum Beispiel an der Fassade einer Schule stand noch „escuela“. Die zweitgrößte Überraschung hatte ich in Hayange. Die überlebensgroße Marienstatue, die dort über die Stadt ragt, ist völlig unbekannt. Sie liegt auf einem Hügel, von dort blickt man über das ganze Tal. Man hat eine sehr schöne Aussicht. Man hat von dort oben, mitten im Naturschutzgebiet, eine interessante Aussicht über die stillgelegten und aktiven Hüttenanlagen des Fensch-Tals.
Im Kapitel „Saar-Lor-Lux komplett“stellen Sie eine dreiwöchige Tour durch den Saar-Lor-Lux-Raum zusammen. Ist es die Zeit, die man braucht, um die besten Ecken der Region zu entdecken?
Wenn man sich nicht nur einzelne Punkte anschauen will, sondern auch in dieses Lebensgefühl einer Grenzregion eintauchen möchte, ist es nicht mit einer Woche getan. Deshalb habe ich im Buch auch bewusst nicht nur Sehenswürdigkeiten oder bekannte Anziehungspunkte ausgesucht, sondern auch Orte, wo man das normale Leben abseits der touristischen Vermarktung spürt.
Für Touristen aus weiteren Teilen Deutschlands hat diese Erfahrung an der Grenze etwas Exotisches. Denken Sie, dass die Menschen, die täglich hier leben, einen Ausflug nach Lothringen oder Luxemburg als besonders betrachten?
MÖRSDORF
Ich denke schon. Für viele Saarländer zählen ein Einkauf im Cora oder Tanken in Luxemburg zwar zur Normalität, doch die Pandemie hat auch gezeigt, dass es noch eine Sprachaber auch eine Mentalitätsgrenze gibt. Und dies führt tatsächlich nach meiner Erfahrung dazu, dass die Welt für viele sozusagen hinter Saarbrücken endet und es noch einige Berührungsängste gibt.
Sie geben viele Tipps für aktive Urlauber, zum Beispiel der Redrock-Mountainbike-Trail in Luxemburg oder der Mosel-Radweg durch Lothringen. Wie sieht es aber für Familien mit Kleinkindern aus?
Es gibt natürlich die bekannten Zoos wie in Amnéville, das Wolfsgehege in Merzig, den Walygatorpark bei Metz oder die Abenteuerspielplätze an der Saarschleife. Aber es gibt auch Geheimtipps wie den Tierpark in Esch, der als Streichelzoo angelegt ist. Dort gibt es auch ein Restaurant und auch Übernachtungsmöglichkeiten in Baumhäusern. Von oben kann man auf die Tiere schauen. Nicht weit weg davon kann man auch bei Pétange in Fond de Gras mit alten Dampfzügen und Grubenbahnen fahren.
Und für Jugendliche, die man nicht mehr mit einem Besuch im Tierpark begeistern kann?
MÖRSDORF
Wer gerne Kanu oder Inliner fährt, hat in der Region viele Möglichkeiten. Es gibt Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. In Luxemburg fällt mir gerade die große Anlage im Petruss-Tal ein. Und in den größeren Städten wie
Metz oder Luxemburg gibt es ein reges Nachtleben, auch wenn dies in Corona-Zeiten leider noch eingeschränkt ist.
Sie sind Lehrer von Beruf. Wie lange haben Sie gebraucht, um das Buch zu schreiben?
MÖRSDORF
Ich habe immer gerne geschrieben, das Schreiben fällt mir eher leicht, aber es ist mein erstes veröffentlichtes Buch. Rund eineinhalb Jahre lang habe ich daran gearbeitet, die letzten sechs Monate zusammen mit meiner Lektorin vom Verlag, Caro Tiemann. Mit der Recherche habe ich bereits 2019 angefangen. Das war ein Glück, denn auch wenn ich im vergangenen Jahr noch einige Male für die Recherche über die Grenzen gefahren bin, ist es schwer unter Pandemie-Bedingungen Atmosphäre einzufangen.
„Saar-Lor-Lux Saarland, Lothringen und Luxemburg, Handbuch für individuelles Entdecken“, Markus Mörsdorf, Reise Know-How Verlag, ISBN 978-3-83173446-7, 22,90 Euro