Wie Corona auf den Hund kommt
Ein Gedicht, diese Pandemie: Die Saarbrücker Autorin Kerstin Krämer begegnet der Seuche mit lyrischer Heiterkeit.
SAARBRÜCKEN Frage eins: Täte man diesem schmalen Bändchen Unrecht, würde man es harmlos nennen? Nein, exakt das ist es. Im besten Sinne, nicht polemisch, nicht belehrend, nicht kritikasternd nämlich. So nett und dezent nicklig eben wie einst Heinz Erhardt, wenn er vor sein schon chronisch aufgeheitertes Publikum trat und noch ’n Gedicht avisierte. Liest man sich blätternd nun durch Kerstin Krämers „Coronöses Bestiarium“übermannt, oder gendergerecht, überfraut einen flugs dieses angenehme Nierentisch-mit-Erdbeerbowlewohlgefühl.
Doch, Frage zwei: Hat Humor denn nicht allzeit auch was Subversives? Ja hat er, weil es ja immer auch darum geht, nicht alles gar so ernst zu nehmen, dem bösen Schicksal lachend zu trotzen. Exakt das hat die Autorin und Journalistin, die seit vielen Jahren auch für die Saarbrücker Zeitung schreibt, mit viel Humor im Auge des Pandemie-Orkans und einer wohl ordentlichen Schreibwut im Bauch, getan. Andere haben sich in der Seuchenzeit durch Netflix gefräst oder plötzlich überrascht entdeckt, dass sie Familie haben. Kerstin Krämer hat die große Lockdownleere dichtend erfüllt – mit „animalischen Limericks“wie sie es nennt.
Gewiss, Wilhelm Busch sowie der sich schon eingangs vordrängelnde Heinz Erhardt animierten wohl zu derart flott gereimtem Feinhumorigem;. Krämer macht daraus keinen Hehl, frau könnte schließlich ja auch schlechtere Dicht-Paten haben. Und so versuchen nun Hund, Qualle, Mause, Storch und Assel in jeweils nur fünf Zeilen, doch einjedes nach seiner Art, dem Virus zu entfleuchen.
Dann, jetzt also Frage drei: Ermüdet trotz aller Heiterkeit die einheitliche Machart nicht irgendwann, wenn die Reimerei halt zum 30., 40., 50. Mal mit „Dem Virus entfloh…“anhebt. Ganz und gar nicht, denn schon seit den alten Griechen gebührt bekanntlich jenem die Poetenkrone, der die strenge Form zu wahren weiß und trotzdem bislang unerhörtes sagt.
Kerstin Krämer reimt sich ergo mit so viel frischer Fabulierlust, überschäumendem Sprachwitz und auch mal kurioser Wortverdreherei durch ihr Bestiaruim, einem Gehege voller eigenwilliger Viehcher, die irgendwie ja auch nur Mensch sind, dass es eine Lust ist.
Also kann es auf all die Fragen bloß eine Antwort geben: Dieses „Coronöse Bestiarium“muss man gelesen haben.
Kerstin Krämer: „Coronöses Bestiarium – Animalische Limericks & andere Ungereimtheiten zur Pandemie“, 36 S., farbig illustriert, 9,99 Euro, ISBN-13: 9783753482453. BoD.