Saarbruecker Zeitung

Wie Corona auf den Hund kommt

Ein Gedicht, diese Pandemie: Die Saarbrücke­r Autorin Kerstin Krämer begegnet der Seuche mit lyrischer Heiterkeit.

- VON OLIVER SCHWAMBACH Produktion dieser Seite: T. Leistensch­neider, T. Prommersbe­rger Johannes Schleuning

SAARBRÜCKE­N Frage eins: Täte man diesem schmalen Bändchen Unrecht, würde man es harmlos nennen? Nein, exakt das ist es. Im besten Sinne, nicht polemisch, nicht belehrend, nicht kritikaste­rnd nämlich. So nett und dezent nicklig eben wie einst Heinz Erhardt, wenn er vor sein schon chronisch aufgeheite­rtes Publikum trat und noch ’n Gedicht avisierte. Liest man sich blätternd nun durch Kerstin Krämers „Coronöses Bestiarium“übermannt, oder gendergere­cht, überfraut einen flugs dieses angenehme Nierentisc­h-mit-Erdbeerbow­lewohlgefü­hl.

Doch, Frage zwei: Hat Humor denn nicht allzeit auch was Subversive­s? Ja hat er, weil es ja immer auch darum geht, nicht alles gar so ernst zu nehmen, dem bösen Schicksal lachend zu trotzen. Exakt das hat die Autorin und Journalist­in, die seit vielen Jahren auch für die Saarbrücke­r Zeitung schreibt, mit viel Humor im Auge des Pandemie-Orkans und einer wohl ordentlich­en Schreibwut im Bauch, getan. Andere haben sich in der Seuchenzei­t durch Netflix gefräst oder plötzlich überrascht entdeckt, dass sie Familie haben. Kerstin Krämer hat die große Lockdownle­ere dichtend erfüllt – mit „animalisch­en Limericks“wie sie es nennt.

Gewiss, Wilhelm Busch sowie der sich schon eingangs vordrängel­nde Heinz Erhardt animierten wohl zu derart flott gereimtem Feinhumori­gem;. Krämer macht daraus keinen Hehl, frau könnte schließlic­h ja auch schlechter­e Dicht-Paten haben. Und so versuchen nun Hund, Qualle, Mause, Storch und Assel in jeweils nur fünf Zeilen, doch einjedes nach seiner Art, dem Virus zu entfleuche­n.

Dann, jetzt also Frage drei: Ermüdet trotz aller Heiterkeit die einheitlic­he Machart nicht irgendwann, wenn die Reimerei halt zum 30., 40., 50. Mal mit „Dem Virus entfloh…“anhebt. Ganz und gar nicht, denn schon seit den alten Griechen gebührt bekanntlic­h jenem die Poetenkron­e, der die strenge Form zu wahren weiß und trotzdem bislang unerhörtes sagt.

Kerstin Krämer reimt sich ergo mit so viel frischer Fabulierlu­st, überschäum­endem Sprachwitz und auch mal kurioser Wortverdre­herei durch ihr Bestiaruim, einem Gehege voller eigenwilli­ger Viehcher, die irgendwie ja auch nur Mensch sind, dass es eine Lust ist.

Also kann es auf all die Fragen bloß eine Antwort geben: Dieses „Coronöse Bestiarium“muss man gelesen haben.

Kerstin Krämer: „Coronöses Bestiarium – Animalisch­e Limericks & andere Ungereimth­eiten zur Pandemie“, 36 S., farbig illustrier­t, 9,99 Euro, ISBN-13: 9783753482­453. BoD.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany