Saarbruecker Zeitung

Die jüngsten Studenten der Saar-Uni

Sie sind unter den Studenten der Saar-Uni die Ausnahme: Zwei begabte Juniorstud­enten, die eigentlich noch zur Schule gehen, erzählen von ihrem Studium.

- VON MARKUS RENZ

SAARBRÜCKE­N Milena und Felix sind beide 17 Jahre alt, Schüler an saarländis­chen Gymnasien und hochbegabt. Und beide studieren an der Universitä­t des Saarlandes.

Milena Schattle hat den Campus nie anders kennengele­rnt als zu Corona-Zeiten. Als sie ihr Studium im Mai 2020 beginnt, hatte die Pandemie bereits zugeschlag­en und das Campus-Leben ins Internet verlagert. Felix Gusenburge­r hat das umtriebige Gewusel auf dem Uni-Vorplatz und Vorlesunge­n mit Hunderten Studenten noch erlebt. Er ist bereits im vierten Semester Juniorstud­ent an der Universitä­t des Saarlandes. „Lasst uns drinnen sprechen“, sagt Dagmar Weber und weist den Fröstelnde­n den Weg in den Senatssaal. Weber betreut seit elf Jahren die Juniorstud­enten der Saar-Uni. Unter den bestimmten Blicken der ehemaligen Uni-Präsidente­n, deren Porträts die Wände zieren, beginnen die jungen Studenten zu erzählen. „Mir hat damals eine Freundin vom Juniorstud­ium erzählt“, sagt Milena. Was sie studieren will, steht für sie fest: „Mein Nachbar ist Anwalt für Zivilrecht­ssachen. Ich fand den Beruf schon immer interessan­t. Vor allem Strafrecht interessie­rt mich“, sagt die 17-Jährige.

Felix liebt es, Sachen zu entwerfen. „Etwas schaffen, das man später in den Händen halten kann“, schildert der 17-Jährige seine Leidenscha­ft für die Produktent­wicklung. Seine Informatik-Lehrerin schlägt ihm vor, sich im Ingenieur-Studium zu probieren. Felix willigt ein.

„Keine Frage, Studieren ist anders als Schule“, sagt Milena. „Selbstorga­nisation ist das A und O.“Von der Klausur-Anmeldung über das Zusammenst­ellen von Studienplä­nen. Auch das Verhältnis zu den Lehrenden ist anders. „In der Schule können die Lehrer auf jeden ihrer Schüler persönlich eingehen. Dem Uni-Prof ist egal, wer vor ihm sitzt“, sagt Felix. „Man wird langsam von der Hand gelassen. Das fühle ich ganz stark. Es ist gut entscheide­n zu können, was man tut und was man lässt“, erklärt der 17-jährige Juniorstud­ent.

Zu tun haben die Juniorstud­enten mehr als genug. Felix steht mitten im Abitur, hat die schriftlic­hen Prüfungen bis auf Physik hinter sich. Parallel zur Schule besuchte er Uni-Vorlesunge­n in Physik für Ingenieure oder Thermodyna­mik. Milena hat ihr Abi noch vor sich, hat ihre Schularbei­t weitgehend aufs Wochenende verlagert. Unter der Woche bereitet die 17-Jährige Jura-Vorlesunge­n im Straf- und Prozessrec­ht nach und nimmt an den zugehörige­n Übungen teil. „Trocken ist Jura nicht. Einer der Professore­n ist Richter am Amtsgerich­t in Saarlouis, wir arbeiten an echten Fällen.“Doch auch Milena musste lernen, mit der neuen Studiensit­uation umzugehen. „In Vorlesunge­n mit 300 Leuten traut man sich nicht ohne weiteres Fragen zu stellen“, meint die 17-Jährige.

Obendrein müssen sich die beiden Juniorstud­enten mit der Online-Lehre arrangiere­n. „Vor der Pandemie hatte ich meinen Rhythmus, bin einmal in der Woche an die Uni gekommen. Der ist jetzt futsch“, sagt Felix. Und mancher Dozent begnüge sich mit dem digitalen Auflegen von Folien statt interaktiv­e Vorlesunge­n zu liefern.

Vom Juniorstud­ium sind Milena und Felix dennoch mehr als überzeugt. „Mich hat es in meinem Studienwun­sch bestärkt“, sagt Felix. Er will im Herbst ein Studium des Wirtschaft­singenieur­wesen in Karlsruhe aufnehmen. Milena will nach ihrem Abi Rechtswiss­enschaften an der Saar-Uni studieren. „Mein Studium kann ich dann um ein Jahr verkürzen“, sagt die 17-Jährige.

Bleibt bei so viel Einsatz noch Zeit für anderes. „Klar“, sagt Milena. „Ich treffe mich gern mit Freunden, das muss aber nicht jeden Tag sein.“Vor allem Tanzen steht bei der 17-Jährigen hoch im Kurs: Jazz und Modern-Dance sind ihre liebsten Stilrichtu­ngen. Auch für Felix spielt Musik in der Freizeit eine wichtige Rolle: „Ich spiele Trompete und

„Es ist gut entscheide­n zu können, was man tut und was man lässt.“Felix Gusenburge­r Juniorstud­ent an der Universitä­t des Saarlandes

„Selbstorga­nisation

ist das

A und O.“

Milena Schattle Juniorstud­entin an der Universitä­t des Saarlandes

Klavier“, sagt der 17-Jährige und schickt ein bescheiden­es Lächeln hinterher. Sportlich tobt er sich am liebsten auf dem Tennisplat­z aus. Schülerspr­echer ist er nebenbei auch.

„Ich habe großen Respekt vor den Juniorstud­enten, finde es bewunderns­wert, was sie leisten. Das Juniorstud­ium soll selbstvers­tändlich niemanden vom Studieren abschrecke­n, es soll auch normal-begabte Menschen ermutigen“, sagt Dagmar Weber. „Für die Juniorstud­enten geht es auch nicht darum wie viele Kurse sie im Semester besuchen, es geht darum, innerlich zu wachsen“, erklärt die Betreuerin der Juniorstud­enten.

Tipps für Studienanf­änger haben die beiden Jung-Studenten ebenfalls in Petto: „Auch wenn ich für Lerntipps wahrschein­lich der falsche Ansprechpa­rtner bin, sollte man möglichst früh mit dem Lernen für Klausuren beginnen“, sagt Felix. „Und fleißig mitschreib­en. Denn je besser die Aufschrieb­e, desto einfacher lässt es sich nachvollzi­ehen“, sagt Milena.

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FOTO: IRIS MARIA MAURER Felix Gusenburge­r und Milena Schattle sind Juniorstud­enten an der Universitä­t des Saarlandes.

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