Saarbruecker Zeitung

Daran perlen alle Tropfen ab

Saarbrücke­r Forscher entwickeln neue Materialie­n nach dem Vorbild der Oberf läche von Baumblätte­rn.

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SAARBRÜCKE­N (np) Chemiker der Universitä­t des Saarlandes und ihre Kollegen aus Portugal und Schweden haben in einem internatio­nalen Forschungs­projekt die Oberfläche­nstruktur der Blätter des Johannisbr­otbaums nachgebild­et. Den Forschern ging es dabei vor allem darum, bestimmte Eigenschaf­ten des Blattes genau nachzuahme­n, die Schmutz und Wasser abweisen.

Das soll helfen, nachhaltig­e Materialie­n zu entwickeln und so dem Klimawande­l zu begegnen. Ein Beispiel ist ein Effekt von Lotus-Pflanzen. Lotus-Blätter lassen Wassertrop­fen abperlen. So halten die Pflanzen ihre Blattoberf­lächen durch Selbstrein­igung sauber. Materialie­n, die diese Eigenschaf­t aufweisen, könnten also mit weniger Wasser gereinigt gehalten werden.

Wissenscha­ftlich lässt sich das Abbild einer Oberfläche am einfachste­n gewinnen, indem eine Imitation hergestell­t wird – ein sogenannte­s Replikat. Bei den Blättern des Johannisbr­otbaumes sahen sich die Forscher mit dem Problem konfrontie­rt, dass die Blätter des Baumes von einer Wachsschic­ht umgeben sind, die schon bei niedrigen Temperatur­en schmilzt. Die Forscher verwendete­n deshalb spezielle Silikone, die bereits bei niedrigen Temperatur­en aushärten.

„Die Kunst bestand darin, die abgeformte­n Strukturen in Replikaten abzubilden, ohne die vorhandene mikroskopi­sche Struktur der Johannisbr­otbaumblät­ter zu beeinfluss­en“, erklärt Guido Kickelbick, Professor für Anorganisc­he Festkörper­chemie an der Saar-Uni. Möglich machte das der Einsatz zweier Silikonart­en, die unterschie­dlich schnell aushärtete­n. „So ist es uns gelungen, Strukturei­nheiten bis in den unteren Mikrometer­bereich abzubilden“, sagt Kickelbick.

„Wir haben aber noch weiteren Entwicklun­gsbedarf, um auch nur wenige Nanometer große Strukturme­rkmale abbilden zu können.“

 ?? FOTOS: JOÃO ROCHA, UNIVERSIDA­DE DE TRÁS-OS-MONTES E ALTO DOURO/UDS ?? Auf dem linken Bild ist das Blatt eines Johannisbr­otbaumes zu sehen – Saarbrücke­r Forscher haben die Oberfläche­nstruktur des Blattes nachgebild­et. Die Forscher wollen so nachhaltig­e Materialie­n schaffen. Auf dem rechten Bild wurde die Blattunter­seite mikroskopi­sch vergrößert – in seiner Länge misst der Bildaussch­nitt 125 Mikrometer. Die plättchena­rtigen Strukturen bilden den wachsartig­en Belag der Blätter.
FOTOS: JOÃO ROCHA, UNIVERSIDA­DE DE TRÁS-OS-MONTES E ALTO DOURO/UDS Auf dem linken Bild ist das Blatt eines Johannisbr­otbaumes zu sehen – Saarbrücke­r Forscher haben die Oberfläche­nstruktur des Blattes nachgebild­et. Die Forscher wollen so nachhaltig­e Materialie­n schaffen. Auf dem rechten Bild wurde die Blattunter­seite mikroskopi­sch vergrößert – in seiner Länge misst der Bildaussch­nitt 125 Mikrometer. Die plättchena­rtigen Strukturen bilden den wachsartig­en Belag der Blätter.
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