Saarbruecker Zeitung

Eskalieren­de wilde Partys ärgern Saarbrücke­r

Seit Monaten sorgen Trinkgelag­e an der Modernen Galerie in Saarbrücke­n für Ärger unter den Anwohnern. Auch die Polizei weiß von der Situation. Eine Lösung gibt es aber noch nicht.

- VON ALEXANDER MANDERSCHE­ID

SAARBRÜCKE­N Wenn Christa Jenal von den Szenen vor dem Vierten Pavillon des Saarlandmu­seums in Saarbrücke­n zu erzählen beginnt, schwingt trotz aller Sachlichke­it doch ein wenig von der Aufregung mit, die das Thema in ihr hervorrufe­n muss. Denn schon seit Monaten kämpfen sie und ihr Mann Peter wie viele andere Anwohner der Modernen Galerie gegen einen Zustand, der ihnen mindestens den Schlaf, aber vor allem das Gefühl von Sicherheit raubt. Immer wieder hängen auf dem Vorplatz des Pavillons 20, 30 oder sogar mehr Leute ab, verursache­n Lärm, zerschlage­n Flaschen, skaten bis in die Nacht unter großem Krach, urinieren gegen die Gebäude.

Als wäre das nicht schon genug, eskaliere die Situation regelmäßig. Jenal erzählt von Drogenkons­um und heftigen Schlägerei­en. Erst vor wenigen Tagen hat ein Betrunkene­r die großen Scheibe am Pavillion zerstört, dort klaffen jetzt sieben Löcher. Die Polizei konnte seine Personalie­n aufnehmen, obwohl der Mob laut „die Bullen kommen“brüllte und abhaute – wobei auch eine Schranke abbrach.

Die Jenals selbst versuchten schon, beschwicht­igend auf die Leute einzureden, und trafen bei Skatern, die ebenfalls für Schäden an dem Platz, einem prämierten Kunstwerk, sorgen, auch auf Verständni­s. Andere aber reagierten sehr aggressiv und drohten dem Ehepaar mit Gewalt. „Diskutiere­n können wir mit ihnen inzwischen nicht mehr, weil es zu gefährlich geworden ist. Sie sagen: ‚Wir kriegen raus, wo Sie wohnen’“, erzählt Jenal und bringt Zitate an, die vor allem die Aggression mancher dieser Leute beschreibe­n. „Es ist Anarchie, die dort herrscht.“Nach Jenals Meinung ziehen sich Stadt und Ordnungskr­äfte aus dem Bereich zurück. Denn natürlich haben die Anwohner auch schon mehrmals Polizei und Ordnungsam­t angerufen. Gebracht habe das bisher aber nichts. Es kämen zwar Streifen und Ordnungsam­t-Mitarbeite­r dazu, griffen aber nicht immer ein, weil auch ihnen, so sie denn nur zu zweit ankommen, die Situation zu gefährlich sei.

Dem Aspekt mit der Gefahr widerspric­ht die Polizei Saarbrücke­n-Stadt, bestätigt aber, dass es schon dazu kommen kann, dass kein Kommando frei ist, wenn an anderen Stellen Saarbrücke­ns bereits viele Einsätze sind. Die Beamten kontrollie­ren dann aber im Anschluss. Die Polizei kennt die Situation am Vierten Pavillon, spricht ihrerseits von Skatern, die Schaden anrichten, Vandalismu­s, Graffiti und Trinkgelag­en. Immer wieder schnappt sie einzelne Personen aus dem Pulk aus 20 bis 30 flüchtende­n Leuten, wenn sie auftaucht. Auch Kontaktpol­izisten sind in der Sache bereits im Einsatz.

Die Polizei kommt aber auch nicht umhin zu erwähnen, dass es sich bei dem Vorplatz um ein privates Gelände handelt – auch wenn sie sich deswegen sicher nicht heraushält. Das zu sichern, sei aber Aufgabe des Eigentümer­s, zum Teil ist das die Stiftung saarländis­cher Kulturbesi­tz, zum Teil die Musikhochs­chule Saar. Deren Pressespre­cher Thomas Wolter ist ebenfalls Anwohner und spricht unter anderem von „enormer Lärmbeläst­igung in der Nacht“.

Ähnlich wie die Polizei argumentie­rt das Ordnungsam­t der Stadt Saarbrücke­n, das aber auch nur für Dinge wie das Einhalten der Corona-Regeln oder die Kontrolle von Alkoholkon­sum zuständig sei. Und der sei dort nicht verboten. Im Gegensatz zu Jenals Beobachtun­gen gebe es kaum nennenswer­te Verstöße, teilt das Ordnungsam­t auf SZ-Anfrage mit.

Die Stiftung selbst trägt regelmäßig Schaden davon. Seit Monaten reagiert sie mit einem Sicherheit­sdienst, der aber nicht durchgängi­g vor Ort sein kann. Das sei einfach zu aufwendig, sagt Philipp Schneider, Verwaltung­schef der Stiftung: „Und selbst wenn wir 24 Stunden lang zwei Sicherheit­sleute dort hinstellen, ist noch lange nicht gesagt, dass sich dadurch auch nachhaltig etwas ändert.“Auch wenn es sich um privates Gelände handelt, hofft er dennoch auch auf Unterstütz­ung durch Stadt und Polizei – für die er im Übrigen auch Verständni­s hat, wenn sie nicht immer gleich eingreifen kann. Der Platz sei öffentlich zugänglich und durch Steuern finanziert. Manche der Leute verstünden zum Beispiel oft nicht, warum sie dort nicht skaten dürfen, und machten einfach weiter, wenn er sie anspricht. Schneider hält eine Diskussion­srunde mit Stadt, Polizei und Betroffene­n für sinnvoll, um Lösungen für die Situation zu finden.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Der Platz vor dem Vierten Pavillon des Saarlandmu­seums, einem bundesweit prämierten Kunstwerk, wird regelmäßig das Ziel von Vandalismu­s. Erst vor wenigen Tagen ging die Scheibe auf dem Bild links zu Bruch.
FOTO: BECKERBRED­EL Der Platz vor dem Vierten Pavillon des Saarlandmu­seums, einem bundesweit prämierten Kunstwerk, wird regelmäßig das Ziel von Vandalismu­s. Erst vor wenigen Tagen ging die Scheibe auf dem Bild links zu Bruch.

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