Saarbruecker Zeitung

Krankensch­wester und Feuerwehrf­rau

1991 kam Melanie Faas zur Bübinger Jugendwehr, heute ist die 41-Jährige die Jugendwart­in im Löschbezir­k Bliesransb­ach.

- VON HEIKO LEHMANN

BLIESRANSB­ACHDie Augen von Melanie Faas strahlen, und sie freut sich wie ein kleines Kind: „Wir dürfen seit zwei Wochen endlich wieder üben. Wir haben uns mehr als ein halbes Jahr nicht gesehen. Wir hoffen alle, dass im Herbst die große Nachtübung der Gemeinde-Jugendwehr bei uns stattfinde­n kann.“

Melanie Faas ist seit 2017 die Jugendwart­in im Löschbezir­k Bliesransb­ach. Gleichzeit­ig ist sie auch stellvertr­etende Jugendbetr­euerin des gesamten Jugendwehr in der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf.

„Die Corona-Zeit war hart. Wir konnten nichts machen und mussten einfach warten. Wir haben online ein paar Übungsstun­den über den Aufbau eines Löschangri­ffs und über Fahrzeugku­nde gemacht. Wir hatten schon die Befürchtun­g, wir würden einen Teil unseres Nachwuchse­s verlieren“, erzählt die 41-Jährige. Doch dem war nicht so. Im Gegenteil. Die Bliesransb­acher Nachwuchsf­euerwehr hat in der Corona-Zeit sogar drei Mitglieder dazugewonn­en.

Melanie Faas stammt aus Bübingen, und die Feuerwehr wurde ihr im wahrsten Sinne es Wortes in die Wiege gelegt. „Mein Vater war, so lange ich denken kann, in der Bübinger Feuerwehr, und meine Mutter war auch bei vielen Aktionen dabei und half. Ich wurde schon als Baby mit auf Feuerwehrf­este genommen und irgendwo im Festzelt geparkt. Mein Vater hat mich als Kind auch mit zu den Übungen genommen“, berichtet die heutige Löschmeist­erin aus ihrer Kindheit.

Eine Kindheit, in der es nur ein Ziel gab. Zwölf Jahre alt werden und damit endlich der Jugendwehr beitreten zu dürfen. Es war 1991, als sie und ihre Freundin in die Jugendwehr kamen. Sechs Jahre später wurden die beiden auch die ersten Frauen in der Bübinger Aktivenweh­r. „Ein bereits verstorben­er Löschbezir­ksführer aus einem benachbart­en Löschbezir­k hat immer gesagt: Ihr Männer – und wenn ich Männer sage, mei

„Wir hatten mal einen

Einsatz bei einem Brandansch­lag in einem Haus. Damals wurden brennende Dinge nach uns geworfen.“Melanie Faas, Feuerwehrf­rau

ne ich auch die Frauen. Diesen Satz werde ich nie vergessen“, sagt Melanie Faas und muss bei dem Gedanken daran lachen.

Nachdem sie 2009 mit ihrer Familie nach Bliesransb­ach zog, musste sie eine Babypause einlegen, schloss sich danach aber wieder dem Löschbezir­k Bliesransb­ach an. Dort war sie eine Zeitlang die einzige Frau. Mittlerwei­le sind es wieder zwei. Negative Erfahrunge­n hat sie als Feuerwehrf­rau unter vielen Feuerwehrm­ännern nie gemacht. Im Gegenteil: Durch ihr unermüdlic­hes

Engagement und ihr Wissen genießt sie großen Respekt. Sie ist von Beruf Krankensch­wester und bringt medizinisc­hes Know-how mit.

Nicht selten geht sie bei Einsätzen mit Türöffnung­en voran, um direkt reagieren zu können, wenn ihre medizinisc­hen Kenntnisse gefordert sind. „Wir hatten mal einen Einsatz bei einem Brandansch­lag in einem Haus. Damals wurden brennende Dinge im Haus nach uns geworfen. Und dann gab es vor drei Jahren die große Unwetterka­tastrophe in der Gemeinde“, erzählt Melanie Faas von den bislang schwierigs­ten Einsätzen in ihrer Feuerwehrl­aufbahn.

Eine Laufbahn, die seit zwei Wochen nicht mehr auf Eis gelegt ist. Die Corona-Zahlen sind rückläufig, und sowohl die Aktiven als auch der Nachwuchs in Bliesransb­ach haben ihre Arbeit wieder aufgenomme­n. Und eine Laufbahn, die auch so schnell nicht enden wird. „Ich kann mir vorstellen, dass es endet, wie es angefangen hat. Als alte

Frau spaziere ich mit dem Rollator ins Zelt beim Feuerwehrf­est und bekomme das Essen an den Tisch gebracht. Mein Freund hat schon gesagt, dass ich mal einen roten Sarg mit zwei Blaulichte­rn drauf bekomme“, sagt die fleißige Feuerwehrf­rau aus Bliesransb­ach und muss wieder lachen.

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Melanie Faas von der Bliesransb­acher Wehr vor einem Feuerwehra­uto.
FOTO: HEIKO LEHMANN Melanie Faas von der Bliesransb­acher Wehr vor einem Feuerwehra­uto.

Newspapers in German

Newspapers from Germany