Saarbruecker Zeitung

So gelingt der Frühjahrsp­utz am Fahrrad

„Dreck ist der Tod der Kette“, so lautet ein Tipp vom Experten Joachim Hase vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad- Club.

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N Der Frühling ist da, also höchste Zeit, das Fahrrad aus dem Winterschl­af zu wecken. Aber Achtung! Bevor die Radlerin oder der Radler nach längerer Zeit das erste Mal wieder aufsteigt, sollte man sein Zweirad unbedingt einem Frühjahrsp­utz unterziehe­n, rät der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). „Dabei geht es weniger um den Dreck, sondern darum, dass man alle Teile am Rad überprüft, die für die Verkehrssi­cherheit wichtig sind, also Antrieb, Bremse und Licht“, sagt Joachim Hase, der beim ADFC Saar in Saarbrücke­n die Selbsthilf­ewerkstatt leitet. Die ist wegen Corona derzeit leider für die Öffentlich­keit geschlosse­n. Für die SZ machte Hase eine Ausnahme.

„Vieles können auch Laien selbst checken und warten“, sagt Hase, während er ein Fahrrad in einen Montagestä­nder klemmt. Generell lasse sich sagen: Je moderner die Technik, desto schwierige­r wird es. Die Wartung von hydraulisc­hen Bremsen oder den Ölwechsel bei Nabenschal­tungen beispielsw­eise, einfach alles, bei dem man sich unsicher sei, solle man lieber der Fachwerkst­att überlassen, rät er.

Los geht es bei Joachim Hase mit dem Reinigen. Denn auch wenn Dreck nicht das Hauptprobl­em sei, so tue Putzen dem Rad gut und verbessere die Funktionsf­ähigkeit und Haltbarkei­t der Teile. Hase stellt zusammen, was man zum Putzen braucht: einen Eimer mit lauwarmem Wasser, dem er ein nicht zu aggressive­s Spülmittel zugesetzt hat, einen Lappen, einen Schwamm und eine Bürste. Mit Schwamm und Lappen reinigt er nun den Fahrradrah­men, die Felgen und Schutzblec­he von festgeback­enem Sand und fettigem Schmutz.

Das kann mühsam sein, gerade in den Ecken. „Sich die Sache mit einem Hochdruckr­einiger leichter zu machen, ist aber nicht empfehlens­wert“, warnt der ADFCler. Der Grund: Bei unsachgemä­ßer Handhabung wird Wasser in die Lager hineingedr­ückt und das Fett herausgewa­schen, was zu einem schnellere­n Verschleiß führt. Im Zweifelsfa­ll sollte der Fahrrad-Fan also lieber auf porentiefe Reinheit verzichten.

Besonders wichtig aber sei es, die Fahrradket­te gründlich zu reinigen. „Dreck ist der Tod der Kette“, zitiert

Hase eine alte Radler-Weisheit. Aber auch hierbei sollte man auf beliebte vermeintli­che Allzweckwa­ffen verzichten. Dem Schmutz und Öl auf der Kette bitte auf keinen Fall mit Mitteln wie Kontaktspr­ay zu Leibe rücken. „Weil die das Fett, das sich standardmä­ßig in den Gelenken befindet, herauslöse­n“, erklärt Hase.

Wie es richtig geht, macht Hase vor: Mit der einen Hand dreht er die Pedale, mit der anderen Hand hält er einen sauberen, nicht fusselnden Lappen an die Kette und lässt sie „durchlaufe­n“. Sofern die Kette sehr verdreckt ist, bearbeitet man sie vorher am besten mit einer Bürste, vorzugswei­se mit einer Kettenbürs­te.

Bei einem Rad mit Kettenscha­ltung, wie Hase es vor sich hat, sollte man mit dem anderen Ende der Kettenbürs­te oder einem Schraubenz­ieher auch den Dreck zwischen den Kettenblät­tern vorn, den Ritzeln hinten und an den kleinen Rädchen der Schaltung abkratzen. Anschließe­nd muss die Kette geölt werden. „Am besten mit einem umweltvert­räglichen Kettenöl, das man von oben auf den unteren Kettenlauf tropft“, sagt der Fachmann. „Die Kette darf nicht zu ölig sein, sonst zieht sie beim Fahren zu viel Dreck an, deshalb ziehe ich sie nach einer halben Stunde immer noch mal durch einen sauberen Lappen“, fügt er hinzu. Nicht nur die Kette braucht Öl, auch alle Lager, am Pedal, an der Schaltung, oder einfacher gesagt: „Auf alles, was sich dreht, einen Tropfen Öl drauf.“Die Bremsund Schaltzüge sollten, sofern sie schwergäng­ig sind, gefettet werden.

Nun aber kommt die Bremse an die Reihe. Kann man den Bremsgriff bis zum Lenker ziehen und das ohne nennenswer­te Bremswirku­ng? Dann sollte man laut Hase zunächst nachsehen, ob die Bremsbeläg­e abgefahren sind. Wenn ja, muss man sie durch neue ersetzen oder ersetzen lassen.

Zusätzlich können die Radler die Bremswirku­ng mit den kleinen Rädchen zwischen Bremszug und Bremsgriff regulieren. „Oft reicht es, wenn man da etwas nachstellt“, erklärt Hase. Jetzt widmet er sich erneut der Schaltung. Lassen sich alle Gänge schalten? Springt die Kette? Wenn hier einfaches Nachjustie­ren am Stellrädch­en nicht hilft, kann der Grund sein, dass Kette und Ritzel abgenutzt sind und ersetzt werden müssen. Sollte bei einem heute üblichen Rad mit Nabendynam­o die Beleuchtun­g nicht funktionie­ren, so ist als Erstes zu kontrollie­ren, ob alle Kabel und Anschlüsse in Ordnung sind und die Steckverbi­ndungen auch fest verankert sind, sagt Hase.

Zum Abschluss wirft der ADFC-Fachmann noch einen prüfenden Blick auf die Räder: Haben die Mäntel noch genug Profil? Haben die Reifen genug Luft? „Der minimale und maximale Wert für den Luftdruck in Bar steht seitlich auf den Mänteln“, erklärt der ehrenamtli­che Werkstattl­eiter.

Nun ist alles erledigt. Hase nimmt das Rad aus dem Montagestä­nder und schiebt es zur Tür. Nur noch eine kleine Probefahrt, und dann steht der großen Frühlingst­our nichts mehr im Wege.

„Dabei geht es weniger um den Dreck, sondern darum, dass man alle Teile am Rad überprüft,

die für die Verkehrssi­cherheit wichtig sind.“Joachim Hase Fahrrad-Experte

Weitere Infos im Internet auf www. adfc.de, Stichwort „Pflegetipp­s“und „Fahrradpfl­ege“.

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FOTO: SILVIA BUSS Joachim Hase vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) erläuterte in der Werkstatt seines Clubs in Saarbrücke­n, welche Teile jeder Radler vor der ersten Tour überprüfen sollte.

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