So gelingt der Frühjahrsputz am Fahrrad
„Dreck ist der Tod der Kette“, so lautet ein Tipp vom Experten Joachim Hase vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad- Club.
SAARBRÜCKEN Der Frühling ist da, also höchste Zeit, das Fahrrad aus dem Winterschlaf zu wecken. Aber Achtung! Bevor die Radlerin oder der Radler nach längerer Zeit das erste Mal wieder aufsteigt, sollte man sein Zweirad unbedingt einem Frühjahrsputz unterziehen, rät der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). „Dabei geht es weniger um den Dreck, sondern darum, dass man alle Teile am Rad überprüft, die für die Verkehrssicherheit wichtig sind, also Antrieb, Bremse und Licht“, sagt Joachim Hase, der beim ADFC Saar in Saarbrücken die Selbsthilfewerkstatt leitet. Die ist wegen Corona derzeit leider für die Öffentlichkeit geschlossen. Für die SZ machte Hase eine Ausnahme.
„Vieles können auch Laien selbst checken und warten“, sagt Hase, während er ein Fahrrad in einen Montageständer klemmt. Generell lasse sich sagen: Je moderner die Technik, desto schwieriger wird es. Die Wartung von hydraulischen Bremsen oder den Ölwechsel bei Nabenschaltungen beispielsweise, einfach alles, bei dem man sich unsicher sei, solle man lieber der Fachwerkstatt überlassen, rät er.
Los geht es bei Joachim Hase mit dem Reinigen. Denn auch wenn Dreck nicht das Hauptproblem sei, so tue Putzen dem Rad gut und verbessere die Funktionsfähigkeit und Haltbarkeit der Teile. Hase stellt zusammen, was man zum Putzen braucht: einen Eimer mit lauwarmem Wasser, dem er ein nicht zu aggressives Spülmittel zugesetzt hat, einen Lappen, einen Schwamm und eine Bürste. Mit Schwamm und Lappen reinigt er nun den Fahrradrahmen, die Felgen und Schutzbleche von festgebackenem Sand und fettigem Schmutz.
Das kann mühsam sein, gerade in den Ecken. „Sich die Sache mit einem Hochdruckreiniger leichter zu machen, ist aber nicht empfehlenswert“, warnt der ADFCler. Der Grund: Bei unsachgemäßer Handhabung wird Wasser in die Lager hineingedrückt und das Fett herausgewaschen, was zu einem schnelleren Verschleiß führt. Im Zweifelsfall sollte der Fahrrad-Fan also lieber auf porentiefe Reinheit verzichten.
Besonders wichtig aber sei es, die Fahrradkette gründlich zu reinigen. „Dreck ist der Tod der Kette“, zitiert
Hase eine alte Radler-Weisheit. Aber auch hierbei sollte man auf beliebte vermeintliche Allzweckwaffen verzichten. Dem Schmutz und Öl auf der Kette bitte auf keinen Fall mit Mitteln wie Kontaktspray zu Leibe rücken. „Weil die das Fett, das sich standardmäßig in den Gelenken befindet, herauslösen“, erklärt Hase.
Wie es richtig geht, macht Hase vor: Mit der einen Hand dreht er die Pedale, mit der anderen Hand hält er einen sauberen, nicht fusselnden Lappen an die Kette und lässt sie „durchlaufen“. Sofern die Kette sehr verdreckt ist, bearbeitet man sie vorher am besten mit einer Bürste, vorzugsweise mit einer Kettenbürste.
Bei einem Rad mit Kettenschaltung, wie Hase es vor sich hat, sollte man mit dem anderen Ende der Kettenbürste oder einem Schraubenzieher auch den Dreck zwischen den Kettenblättern vorn, den Ritzeln hinten und an den kleinen Rädchen der Schaltung abkratzen. Anschließend muss die Kette geölt werden. „Am besten mit einem umweltverträglichen Kettenöl, das man von oben auf den unteren Kettenlauf tropft“, sagt der Fachmann. „Die Kette darf nicht zu ölig sein, sonst zieht sie beim Fahren zu viel Dreck an, deshalb ziehe ich sie nach einer halben Stunde immer noch mal durch einen sauberen Lappen“, fügt er hinzu. Nicht nur die Kette braucht Öl, auch alle Lager, am Pedal, an der Schaltung, oder einfacher gesagt: „Auf alles, was sich dreht, einen Tropfen Öl drauf.“Die Bremsund Schaltzüge sollten, sofern sie schwergängig sind, gefettet werden.
Nun aber kommt die Bremse an die Reihe. Kann man den Bremsgriff bis zum Lenker ziehen und das ohne nennenswerte Bremswirkung? Dann sollte man laut Hase zunächst nachsehen, ob die Bremsbeläge abgefahren sind. Wenn ja, muss man sie durch neue ersetzen oder ersetzen lassen.
Zusätzlich können die Radler die Bremswirkung mit den kleinen Rädchen zwischen Bremszug und Bremsgriff regulieren. „Oft reicht es, wenn man da etwas nachstellt“, erklärt Hase. Jetzt widmet er sich erneut der Schaltung. Lassen sich alle Gänge schalten? Springt die Kette? Wenn hier einfaches Nachjustieren am Stellrädchen nicht hilft, kann der Grund sein, dass Kette und Ritzel abgenutzt sind und ersetzt werden müssen. Sollte bei einem heute üblichen Rad mit Nabendynamo die Beleuchtung nicht funktionieren, so ist als Erstes zu kontrollieren, ob alle Kabel und Anschlüsse in Ordnung sind und die Steckverbindungen auch fest verankert sind, sagt Hase.
Zum Abschluss wirft der ADFC-Fachmann noch einen prüfenden Blick auf die Räder: Haben die Mäntel noch genug Profil? Haben die Reifen genug Luft? „Der minimale und maximale Wert für den Luftdruck in Bar steht seitlich auf den Mänteln“, erklärt der ehrenamtliche Werkstattleiter.
Nun ist alles erledigt. Hase nimmt das Rad aus dem Montageständer und schiebt es zur Tür. Nur noch eine kleine Probefahrt, und dann steht der großen Frühlingstour nichts mehr im Wege.
„Dabei geht es weniger um den Dreck, sondern darum, dass man alle Teile am Rad überprüft,
die für die Verkehrssicherheit wichtig sind.“Joachim Hase Fahrrad-Experte
Weitere Infos im Internet auf www. adfc.de, Stichwort „Pflegetipps“und „Fahrradpflege“.