Saarbruecker Zeitung

Hanweileri­nnen bangen um ihre Katzen

Überfälle und Einbrüche zehren seit Jahren an den Nerven im Grenzort. Dass womöglich Diebe Katzen in dunklen Kanälen verschwind­en ließen, bringt nun das Fass zum Überlaufen.

- VON HEIKO LEHMANN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

RILCHINGEN-HANWEILER Zwölf Katzen sind in Rilchingen-Hanweiler an der Oberen Saar in den vergangene­n fünf Wochen von heute auf morgen verschwund­en. Acht lebten bei ihren Familien in der Bahnhofstr­aße, die anderen verteilt im ganzen Ort. „Es ist zu Beginn der warmen Jahreszeit nicht unüblich, dass die Katzen mal eine Nacht draußen bleiben. Das war bei unserer schon öfter so“, sagt Rosi Weisgerber.

Doch nach der Nacht zum 27. April kam ihre Katze nicht mehr zurück. „Wir wussten gleich, dass da etwas nicht stimmt, und liefen in Hanweiler von Haus zu Haus. Wir gingen damals noch von einem Einzelfall aus“, erklärt Rosi Weisgerber weiter.

Doch zu diesem Zeitpunkt gab es in Hanweiler bereits verschwund­ene Katzen, und es sollten noch einige hinzukomme­n. „Unsere Mathilda ging meistens zwischen zwei und vier Uhr nachts raus und war gegen halb sieben schon wieder an der Haustür. Am Morgen des 15. Mai war sie nicht da und ist seitdem unauffindb­ar“, sagt Dani Debus.

Sie startete einen Aufruf in den sozialen Medien, und plötzlich meldeten sich immer mehr Katzenbesi­tzer. „Unser Mogli war auf Medikament­e angewiesen. Er war scheu und lief nie auf der Straße herum. Wir vermissen ihn seit dem 27. Mai“, sagt Birgit Krämer.

Am vorigen Freitag verschwand die Katze von Yvonne Metzler ebenfalls in der Bahnhofstr­aße. „Unsere Katze war vielleicht eine Stunde am Tag draußen und wollte dann wieder rein. Sie war auch nur im Garten, und wir haben gar keinen direkten Zugang zur Straße“, sagt Yvonne Metzler. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass Katzen in Hanweiler urplötzlic­h verschwind­en und passte genau auf. Trotzdem verschwand ihre Katze am Abend des 3. Juni. Die zwölf Tiere sind zwischen zwei und 18 Jahre alt.

Die Katzenbesi­tzer in Hanweiler sind ratlos. Sie sagen, die Polizei komme in Einzelfäll­en nicht, und wollen jetzt selbst etwas unternehme­n. Es wurden in den vergangene­n Wochen bereits ein roter Kastenwage­n und mehrere weiße Kastenwage­n mit osteuropäi­schen Kennzeiche­n gesehen, die in den späten Abendstund­en mit Tempo 30 durch die Hanweiler Straßen fuhren.

„Die Kastenwage­n wurden von mehreren Leute gesehen und gleich beschriebe­n“, sagt Rosi Weisgerber.

Bei Internet-Recherchen auf deutschen Tierschutz­seiten wird relativ schnell klar, dass es organisier­te Katzendieb­stähle gibt in Deutschlan­d. Die Tiere sollen gezielt mit bestimmen Stoffen angelockt und dann gefangen werden. Die gefangenen Katzen könnten verkauft und für Tierversuc­he genutzt werden.

Ebenfalls zu lesen ist, dass in anderen Teilen der Welt für Decken und

Teppiche aus Katzenfell viel Geld bezahlt wird. Wiederum andere glauben nicht an diese Theorien, da sie nicht mit Beispielen belegt werden können. Dass es organisier­ten Katzenklau gibt, scheint aber unbestritt­en zu sein. Zeitungsbe­richten zufolge wurden schon Diebe mit mehr als 20 Katzen in Boxen im Auto gestellt. In einem Fall soll der Fahrer erklärt haben, er bringe die gefundenen Tiere in ein Heim.

Für die Katzenbesi­tzerinnen und -besitzer in Hanweiler sind die Spekulatio­nen um den Verbleib ihrer geliebten Vierbeiner die reinste Qual. „Wir wollen das eigentlich gar nicht hören. Wir sind sicher, dass wir unsere Katzen nie wiedersehe­n. Wir wollen vielmehr andere Katzenbesi­tzer sensibilis­ieren, noch besser aufzupasse­n, damit ihnen so ein Schicksal nicht widerfährt“, sagt Birgit Krämer.

Der geplante Bau einer Spielhalle unweit der B 51 und der Grenze (die

SZ berichtete) trübt die Stimmung im Ort an der Oberen Saar ohnehin seit Wochen. Und nach einer ganzen Reihe von Einbrüchen, Raubüberfä­llen oder anderen Delikten aus den vergangene­n Jahren in Rilchingen-Hanweiler bringt das Verschwind­en der Katzen bei vielen das Fass zum Überlaufen.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Drei traurige Katzenbesi­tzerinnen aus Rilchingen-Hanweiler: Yvonne Metzler, Rosi Weisgerber und Birgit Krämer (von links) trafen sich am Montag und sprachen über ihre verschwund­enen Haustiere.
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FOTO: WEISGERBER Die Katze der Weisgerber­s verschwand Ende April.
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FOTO: KRÄMER Die Katze von Familie Krämer verschwand am 27. Mai.

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