Im Stile eines Champions
Zverev erreicht nach souveränem Auftritt das Viertelfinale der French Open, tapferer Struff scheidet aus.
PARIS (sid) Ein kurzes Lächeln huschte über Alexander Zverevs Gesicht, mehr nicht. Von Euphorie war beim besten deutschen Tennisspieler nach seiner Demonstration der Stärke so gar nichts zu spüren. Stattdessen wilde Entschlossenheit. Der Einzug ins Viertelfinale der French Open macht den 24 Jahre alten Hamburger nicht mehr glücklich. Zverev will mehr. „Ich sprühe jetzt keinen Champagner auf meinen Kopf oder sowas“, sagte der Weltranglistensechste nach dem 6:4, 6:1, 6:1-Express-Sieg gegen Kei Nishikori im Duell der früheren US-Open-Finalisten. Zverev zeigte eine Mischung aus brachialer Kraft, flinken Beinen und taktischem Geschick, mit der er sich vor keinem Gegner verstecken muss.
Zverev strotzt vor Selbstvertrauen, auch wenn er auf große Titelansagen verzichtet. „Ich bin nie jemand, der sagt, ich bin jetzt Favorit. Ich lasse mein Tennis sprechen“, meinte er. Rafael Nadal sei als 13-maliger Titelträger automatisch Anwärter Nummer eins, fügte Zverev an. Die großen Prüfungen warten in Paris noch. Vielleicht wird er schon vom ungesetzten Spanier Alejandro Davidovich Fokina so richtig gekitzelt, auf den er am Dienstag im Viertelfinale trifft. „Er ist verrückt“sagte die deutsche Nummer eins und meinte dies im positiven Sinne: „Auf dem Platz ist er teilweise unvorhersehbar.“
Sollte sich Zverev erneut durchsetzen, trifft er in seinem dann ersten Pariser Halbfinale auf den Sieger des Duells der formstarken Stefanos Tsitsipas (Griechenland) und Daniil Medwedew (Russland) – eine Höchstschwierigkeit. Doch Zverev sprach im Interview nach seinem Achtelfinale wie selbstverständlich davon, dass er noch drei Matches in Roland Garros absolvieren möchte – also auch das Finale.
Als Jan-Lennard Struff am Montagnachmittag nach drei Stunden purer Leidenschaft enttäuscht vom Court Suzanne Lenglen schlurfte, donnerte der deutschen Nummer zwei anerkennender Applaus entgegen. Der 31 Jahre alte Warsteiner hatte sein Herz auf dem Platz gelassen und bis zum letzten Punkt um die Chance auf sein erstes Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier gekämpft. Doch am Ende blieb Struff nur die Zuneigung des Publikums. Struff verlor sein Achtelfinalduell mit dem an Nummer zehn gesetzten Sandplatzspezialisten Diego Schwartzman mit 6:7 (9:11), 4:6, 5:7. „Das Match hatte einfach einen richtig schlechten Verlauf“, sagte Struff niedergeschlagen: „Ich habe viele Chancen nicht genutzt.“
Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic musste gegen den Italiener Lorenzo Musetti Schwerstarbeit verrichten, um in die Runde der letzten Acht einzuziehen. Der Serbe verlor gegen den 19-Jährigen die ersten beiden Sätze mit 6:7 (7:9), 6:7 (2:7), ehe bei Musetti die Kräfte schwanden. Djokovic gewann die Sätze drei und vier mit 6:1, 6:0, dann gab der Italiener nach 3:27 Stunden beim Stand von 4:0 für Djokovic im fünften Satz entkräftet auf.