Saarbrücker Tierheim sucht Zuhause für sechs Notfälle
Seit 23 Jahren stellt die SZ in der Serie „Wer will mich?“Tiere aus dem Bertha-Bruch-Heim vor. Hunderte fanden ein Zuhause. In dieser Folge geht es um die Arbeit der Retter in schwierigen Zeiten. Und um ein Happy End für sechs Schützlinge.
SAARBRÜCKEN Seit fast 500 Tagen bestimmt der Schutz vor Corona den Alltag im größten saarländischen Tierheim. Hätte sich die Krankheit in der 14-köpfigen Stammbelegschaft des Bertha-Bruch-Heims ausgebreitet, wäre das eine Katastrophe für den Tierschutz im Land gewesen. Inzwischen arbeitet das Personal nicht mehr in zwei getrennten Teams, die sich im 14-Tage-Rhythmus abwechseln. Wegen der anhaltend niedrigen Zahl von Neuerkrankungen läuft im Heim der Betrieb inzwischen wie vor der Pandemie. Eine Vorsichtsmaßnahme aus dem Frühjahr 2020 gilt jedoch in diesem zweiten Corona-Sommer: Das Heim bleibt für Besucherinnen und Besucher geschlossen.
Nur für Vermittlungen machen die Tierschützer eine Ausnahme. Interessentinnen und Interessenten vereinbaren dafür einen Termin und weisen einen negativen Corona-Antigentest nach. Schließlich sollen sie nach wie vor niemanden der haupt- und ehrenamtlichen Tierretter anstecken. Immerhin zehn bis 20 Ehrenamtliche sichern mit den Angestellten täglich den Heimbetrieb. Sie tragen bei zum Vermittlungserfolg gerade in diesen schwierigen Zeiten. „Seit Jahresbeginn wurden 166 Tiere vermittelt“, sagt Heimsprecher Frederick Guldner. Damit bewegt sich die Zahl der Vermittlungen auf dem Niveau der Vorjahre.
Einen Corona-Effekt beobachtet der Heimsprecher nicht in den Vermittlungszahlen. Wie Guldner betont, haben die Leute vom Tierheim Anfragen konkret darauf geprüft, ob Anfragen womöglich nur einem Zeitvertreib wegen der Corona-Zeit galten – und sich dann gegen eine Vermittlung entschieden. Außerdem verzeichnet das Heim bislang keinen Zuwachs bei den abgegebenen Heim-Neulingen. Könnte ja sein, dass tierische Hausgenossen ihren Besitzern während der Zwangsaufenthalte derselben in den heimischen vier Wänden lästig wurden. Auch an der Zahl der – meist von den Besitzern ausgesetzten – Fundtiere lässt sich eine Pandemie-bedingte Überforderung mit Haustieren nicht ablesen.
Zumindest in einer Hinsicht ist das Heim jetzt besser für die Rettung von Tieren gerüstet. Sein Betreiber, der Tierschutzverein Saarbrücken, hat nach der Zustimmung aller Mitgliedskommunen des Regionalverbandes (RV) einen Vertrag mit dem RV beschlossen. Er sichert dem Heim jährlich 115 000 Euro aus dem Regionalverbandshaushalt.
Heimsprecher Guldner dazu: „Die ersten Quartalszahlungen sind bereits eingegangen. Wir sind froh, dass es endlich eine klare Regelung für Fundtiere aus dem Regionalverband gibt. Die Tiere profitieren hierdurch sehr. Der neue Vertrag stellt unsere finanzielle Lage etwas besser dar, Profit schlagen wir hieraus aber nicht.“Im Gegenteil: „Wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen. Nur etwa 20 Prozent der jährlichen Kosten werden durch den Vertrag mit dem Regionalverband gedeckt.“
Dennoch will der Tierschutzverein Saarbrücken als Heimbetreiber die Anlage in Alt-Saarbrücken auf der Höhe der Zeit halten und investiert. „Wir planen bereits seit Längerem einen großen Katzenauslauf. Auch stehen weitere Renovierungsarbeiten, vor allem in den Quarantänebereichen, an. Kosten wurden hierfür noch nicht beziffert.“
In der näher rückenden Urlaubszeit sind die Haupt- und Ehrenamtlichen des Heims noch mehr gefordert als sonst im Jahr. Schließlich ist das oft eine Phase, in der sich die unerwarteten Neuzugänge häufen. Dennoch soll die Erholung nicht zu kurz kommen. „Urlaubssperren werden wir nicht verhängen. Wir haben zum Glück sehr engagierte ehrenamtliche Helfer, die in solch einem Fall schnell zur Stelle sind und fleißig mit anpacken, sollte es zu Personalengpässen kommen.“
Wer sich für eines der Tiere aus unserer Bildergalerie interessiert, wird also einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin finden. Die Voraussetzungen – siehe oben – sind überschaubar: ein Termin und ein negativer Coronatest genügen, um vielleicht einen Hausgenossen zu finden. Ein liebenswertes Lebewesen, in dessen Namen die SZ dann nicht mehr fragen muss: „Wer will mich?“