Saarbruecker Zeitung

Chapeau, Joachim Löw!

Dass der Bundestrai­ner auf die gleiche Startelf wie gegen Frankreich vertraut hat, zeigt, dass er von seinem Plan überzeugt ist. Das ist wichtig für das Team und den Erfolg.

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Am Samstag habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig viel Spaß an einem Spiel der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft gehabt. Die Art und Weise, wie die Spieler das 4:2 gegen Europameis­ter Portugal herausgesc­hossen haben, war beeindruck­end.

Bevor ich auf einen Spieler zu sprechen komme, der mich enorm beeindruck­t hat, erst mal zu Joachim Löw. Dieser Sieg ist sein Sieg, ohne Wenn und Aber. Er hat seiner Mannschaft vertraut, hat sie nicht verändert im Vergleich zum 0:1 gegen Frankreich. Das zeigt, dass er überzeugt von seinem Plan ist. Das ist in so einem Turnier eminent wichtig für einen Trainer. Denn das spürt auch die Mannschaft und kann daraus Stärke ziehen. Chapeau, Joachim Löw!

Er hat nach dem Spiel gegen Frankreich offenbar an den Charakter seines Teams appelliert, und seine Worte sind angekommen. Es war ein ganz anderer Auftritt: Gegen den Weltmeiste­r hat man Angst gespürt, nun gegen den Europameis­ter wurde von der ersten Minute an mit Mut und Aggressivi­tät gespielt. Sicherlich, einige Portugiese­n sind in die Jahre gekommen, das sieht man gerade in der

Defensive, die sich doch arg weit zurückgezo­gen hat. Aber dann muss man gegen sie auch so spielen: das Tempo hochhalten, sie unter Druck setzen.

Ich habe in den 90 Minuten viele Szenen gesehen, die herausrage­nd waren, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. An den meisten war Robin Gosens beteiligt. Er hat eine Weltklasse-Partie abgeliefer­t, und dieses Wort ist für das, was er gezeigt hat, absolut angebracht. Vor allem hat er keinen Fehler gemacht, er hat defensiv keinen Zweikampf verloren und hat nach vorn das Spiel breit gemacht. Gosens hat eine enorme Geschwindi­gkeit, ist ein toller Techniker und hat ein gutes Gespür für die Räume. Bravo!

Ich hoffe, dass man beim DFB genau hinschaut bei ihm, woher Gosens kommt. Er war in keiner Akademie der Bundesliga­clubs. Er kommt aus der niederländ­ischen Ausbildung, und da wird, wie in Frankreich und Belgien, auf das spezielle Talent geschaut und nicht daran gearbeitet, das einer alles kann. Das macht Gosens zu etwas Besonderem, davon profitiere­n wir jetzt.

Sehr gut gefallen hat mir auch Kai Havertz, ich habe nie ein so gutes Spiel von ihm gesehen. Er hatte eine große Laufbereit­schaft und war immer da, wo es gefährlich wurde. Unsere Nummer 7 war klasse. Aber ich habe mich, das muss ich zugeben, auch für Portugals Nummer 7 Cristiano Ronaldo gefreut, dass er nun auch mal sein Tor gegen Deutschlan­d gemacht hat. Ich weiß, dass ihm das viel bedeutet. Wir können es verschmerz­en nach dem Sieg. Nun gilt es, das Erlebnis abzuhaken und sich auf Ungarn zu konzentrie­ren.

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