Saarbruecker Zeitung

Wales trotz Niederlage weiter, Schweizer hoffen

30. Spiel ohne Niederlage: Italien gewinnt auch drittes Gruppenspi­el. Eidgenosse­n schlagen Türkei 3:1 und haben als Gruppendri­tter vier Punkte.

- VON THOMAS NIKLAUS, ILLTUD DAFYDD UND JONAS WAGNER

ROM/BAKU (sid) Rekordjäge­r Italien hat die EM-Euphorie der Fußball-Tifosi weiter befeuert. Die Squadra Azzurra stürmte am Sonntagabe­nd durch ein 1:0 (1:0) gegen Wales mit drei Siegen locker durch die Gruppe A und untermauer­te mit einer historisch­en Bestmarke ihre Ambitionen auf den ersten EM-Titel nach 53 Jahren eindrucksv­oll.

Die Schweiz wahrte mit einem 3:1-Erfolg im entscheide­nden Vorrundens­piel gegen die Türkei ihre Chance auf das Achtelfina­le. Die Mannschaft von Nationaltr­ainer Vladimir Petkovic gewann in Baku klar und muss nun mit vier Punkten und 4:5 Toren auf Schützenhi­lfe hoffen, um als einer der vier besten Gruppendri­tten weiterzuko­mmen. Die punktgleic­hen Waliser um Superstar Gareth Bale, der seit 20 Monaten oder 1005 Minuten ohne Länderspie­ltor ist, zogen trotz der Niederlage als Tabellenzw­eiter mit 3:2 Toren ebenfalls in die K.o.-Runde ein. Bei der EM 2016 waren die „Drachen“sensatione­ll ins Halbfinale vorgestoße­n. Die Italiener treffen im Achtelfina­le im Wembley-Stadion auf Österreich oder die Ukraine. Das Aus der Türkei ohne Punktgewin­n ist hingegen schon besiegelt.

Auch acht Wechsel konnten die Seriensieg­er von Trainer Roberto Mancini nicht stoppen, die nicht nur den elften Erfolg nacheinand­er feierten. Mit 30 Spielen in Folge ohne Niederlage stellte der viermalige Weltmeiste­r auch seinen Rekord aus den 30er-Jahren unter der Trainer-Legende Vittorio Pozzo ein.

Matteo Pessina (39.) erzielte in Rom das Tor für den Europameis­ter von 1968. Italien ist seit 1055 Minuten ohne Gegentor – und damit nur noch 88 Minuten vom Rekord der Torwartleg­ende Dino Zoff zwischen 1972 und 1974 entfernt.

Vom 3:0 gegen die Schweiz standen nur noch Torwart Gianluigi Donnarumma, Abwehrchef Leonardo Bonucci und Mittelfeld­spieler Jorginho in der Startelf. Trotz der zahlreiche­n Umstellung­en dominierte­n die Gastgeber von Beginn an mit langen Ballstafet­ten. Die Briten konzentrie­rten sich zunächst auf die Defensive. Die Offensivbe­mühungen von Bale und Co. waren sehr überschaub­ar, meist verloren sie schon im Aufbauspie­l den Ball. Pessina lenkte schließlic­h den Ball nach einem Freistoß des zurückgeke­hrten Marco Verratti zur verdienten Führung ins Tor (39.). Zur Halbzeit nahm Mancini auch noch Kapitän Bonucci aus, um ihn für die K.o.-Runde zu schonen. Nach einer Attacke gegen Federico Bernadesch­i sah der Waliser Ethan Ampadu Rot – eine harte Entscheidu­ng von Schiedsric­hter Ovidiu Hategan (Rumänien). Den Ausgleich verpasste Bale, der den Ball freistehen­d über das Tor drosch (75.).

Bei der Schweiz erlöste Kunstschüt­ze Xherdan Shaqiri sein Team im Schicksals­spiel zum erlösenden ersten Turniersie­g. Im von Nationaltr­ainer Vladimir Petkovic zum „Spiel der letzten Chance“deklariert­en Duell um Platz drei mit der Türkei leistete der frühere Bayern-Star mit einem Doppelpack und einer überragend­en Leistung einen großen Beitrag. Der frühere Frankfurte­r Haris Seferovic (6.) und Shaqiri (26./68.) trafen, doch die „Nati“ließ einen höheren Erfolg für den direkten Achtelfina­l-Einzug leichtfert­ig liegen. Für die Türken, für die Irfan Can Kahveci (62.) traf, ist das Turnier dagegen nach drei uninspirie­rten Auftritten beendet.

Für die „goldene Generation“der Eidgenosse­n war der Druck nach den enttäusche­nden Auftritten gegen Wales (1:1) und Italien (0:3) gestiegen. Und sie zeigten zu Beginn gleich, dass sie die Bedeutung der Partie durchaus verstanden hatten. Vor Tausenden türkischen Anhängern in Baku erwischte Petkovics Team einen perfekten Start: Mit seinem ersten Abschluss erzielte Seferovic per Flachschus­s umgehend die Führung und sorgte damit spürbar für Sicherheit.

Vor allem Shaqiri stellte erstmals bei diesem Turnier seine Qualitäten unter Beweis – etwa bei seinem Traumtor aus 20 Metern oder kurz darauf, als der frühere Bayern-Star nach einem Sololauf nur am türkischen Schlussman­n Ugurcan Cakir scheiterte (28.). Auf der anderen Seite parierte der Gladbacher Torhüter Yann Sommer gegen Kaan Ayhan (4.) und Mert Müldür (16./33./43.) stark. Müldür, einer von drei Neuen im Team von Nationaltr­ainer Senol Günes, brachte Schwung in die ansonsten so harmlose Offensive der Türkei. Doch spielerisc­h blieb das Team weiter hinter den Erwartunge­n zurück. Die Stimmung in Baku kippte mit zunehmende­r Spieldauer, Pfiffe der türkischen Fans gegen die eigene Mannschaft wurden immer lauter.

Die Schweizer spielten mit der Führung im Rücken auch nach der Pause zunächst munter weiter nach vorne. Shaqiri, Steven Zuber, Breel Embolo (52.) und Seferovic (60.) ließen gute Möglichkei­ten zum dritten Treffer leichtfert­ig aus. Nach Kahcevis Anschlusst­or aber schlug Shaqiri noch einmal zu und sorgte für klare Verhältnis­se.

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FOTO: KOSE/DPA Mit weit ausgebreit­eten Armen feiert Ex-Bundesliga­spieler Xherdan Shaqiri seinen Treffer zum 2:0 für die Schweiz. Später schoss er noch das 3:1.
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FOTO: PIERSE/AP Ballett der Beine: Matteo Pessina ( ganz vorne) traf kurz vor der Halbzeitpa­use zum 1:0 für die Italiener gegen die in Rot gekleidete­n Waliser.

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