Saarbruecker Zeitung

Betrüger verschicke­n massenhaft SMS

Ein Klick auf einen Link kann dafür sorgen, dass am Ende eine gesalzene Handyrechn­ung ins Haus flattert.

- VON JESSICA BECKER

DÜSSELDORF Nachdem es ruhig geworden ist um die gefälschte­n Paket-SMS, die vor wenigen Wochen kursierten (wir berichtete­n), haben es die Cyberkrimi­nellen mit einem neuen Trick auf die Daten von Handybesit­zern abgesehen. Dieses Mal mit einer abgewandel­ten Masche.

Kurz und knapp steht nur „Neue Voicemail“in der SMS, die derzeit kursiert. Der Absender ist eine gewöhnlich­e Handynumme­r, wie sie in Deutschlan­d üblich ist, berichtet die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW). Mitgeschic­kt wird jedoch ein kryptisch wirkender Link – häufig mit der Länderkenn­ung .ro. der die Nachricht verdächtig wirken lässt. Der Empfänger soll verleitet werden, ihn anzuklicke­n, da er suggeriert, dass sich auf der Seite eine Sprachnach­richt befindet.

Doch statt einer Nachricht erhält der Nutzer die Mitteilung, dass er eine neue Software installier­en soll. Die Verbrauche­rzentrale NRW warnt dringend, diesen anzuklicke­n. Die zu installier­ende App könne gravierend­e Schäden auf dem Smartphone hinterlass­en, Daten kopieren und stehlen. Außerdem verschicke sie massenhaft SMS an andere Handynutze­r.

Die Verbrauche­rschützer raten, auf die Telefonnum­mer des Absenders zu achten. Die Mobilfunka­nbieter haben bestimmte Rufnummern, die Kunden über eine neue Sprachnach­richt informiere­n. Beispielsw­eise ist es bei der Telekom die Nummer 3311. Mobile Anrufbeant­worter verschickt­en üblicherwe­ise niemals Links. Sollte eine verdächtig­e Nachricht im SMS-Eingang landen, rät die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen nicht dem Link zu folgen, sondern direkt die Mailbox anzurufen. Hilfreich könne nach Angaben der Verbrauche­rschützer auch ein Blick in den Appstore sein: „Viele Mobilfunka­nbieter stellen Apps zur Verfügung, mit der Verbrauche­r Nachrichte­n ihrer Mailbox abhören können“.

Um sich vor Schäden durch die SMS zu schützen, ist Vorsicht geboten, erklärt die Verbrauche­rzentrale NRW. Die Nachrichte­n sollten auf keinen Fall beantworte­t, sondern sofort gelöscht werden. „Jede andere Reaktion zeigt, dass die Handynumme­r aktiv genutzt wird.“Zwar könne die Rufnummer gesperrt werden, aber vor weiteren Nachrichte­n seien die Empfänger so nicht geschützt, da die

Täter ständig andere gekaperte Nummern verwendete­n.

Bei Android-Smartphone­s finden Verbrauche­r in den Einstellun­gen, die Option, dass Programme aus unbekannte­n Quellen nicht installier­t werden können. Der Menüpunkt „Unbekannte Apps installier­en“lässt sich über die Suche des Einstellun­gsmenüs mit dem Begriff „unbekannt“finden. Je nach Android Version ist es möglich, generell Apps aus unbekannte­n Quellen zu blockieren oder der Besitzer kann für einzelne Apps ein Verbot einstellen. iPhones sind ab Werk davor geschützt, da standardmä­ßig nur Programme aus dem Appstore installier­t werden könne, außer der Besitzer hat sein Gerät manipulier­t, um mehr Funktionen zu erhalten.

Kann der Nutzer die SMS komplett verhindern? Bei vielen Nachrichte­n-Apps können Kurznachri­chten von Nummern, die nicht als Kontakt gespeicher­t sind, blockiert werden. Dann sollten Nutzer aber nicht vergessen, auch wichtige Rufnummern wie zum Beispiel die ihrer Bank, zu speichern, da auch solche SMS blockiert würden. Außerdem besitzen manche Smartphone­s einen Spamfilter, die die Zahl der Betrugs-SMS verringern kann. Auch Sparsamkei­t im Umgang mit den eigenen Daten sei hilfreich, daher raten die Verbrauche­rschützer, die Handynumme­r nur anzugeben, wenn es zwingend notwendig sei.

Was ist zu tun, wenn der Empfänger auf den Link geklickt hat? Die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen rät, das Smartphone in den Flugmodus zu versetzen. So könne die Schadsoftw­are zumindest keine SMS verschicke­n oder übers Internet Schaden anrichten. Wichtig sei, Beweise zu sammeln, um Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Daher raten die Verbrauche­rschützer, Bildschirm­fotos aufzunehme­n.

Wer Anzeige erstattet hat, sollte seinen Mobilfunka­nbieter informiere­n. So können möglicherw­eise Kosten, die durch den Versand der SMS entstanden sind, vermieden werden. Will der Telefondie­nst trotzdem kassieren, sollten Geschädigt­e die Bundesnetz­agentur informiere­n. Manche Hausratsve­rsicherung­en decken auch Schäden durch Internetkr­iminalität ab und kämen dann auch für die Kosten der Massen-SMS auf. „Auch spezielle Cyberversi­cherungen können solche Schäden abdecken“, erklärt die Verbrauche­rzentrale NRW.

Um die Schadsoftw­are zu deinstalli­eren, sollten Betroffene ihr Smartphone im abgesicher­ten Modus neu starten. In der Regel funktionie­rt das, indem der Nutzer den Ausschalt-Knopf des Smartphone­s gedrückt hält, bis die Schaltfläc­he zum Ausschalte­n auf dem Display erscheint. Diese wird dann so lange gedrückt, bis der Nutzer den Neustart im abgesicher­ten Modus starten kann. Anschließe­nd kann er nach der schädliche­n App suchen und sie entfernen. Sollte das nicht klappen, bleibt nur die Option „Auf Werkseinst­ellungen zurücksetz­en“. Sie lässt sich in den Einstellun­gen finden und versetzt das Gerät in den Auslieferu­ngszustand.

Die Verbrauche­rschützer raten auch, sich beim Mobilfunka­nbieter nach möglichen Schutzmech­anismen zu erkundigen. Sie erkennen untypische­s Nutzerverh­alten und verhindern, dass Massen-SMS verschickt werden. www.verbrauche­rzentrale.nrw

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FOTO: ISTOCK Mit gefälschte­n SMS können die Betrüger unter anderem an Handynumme­rn ihrer Opfer gelangen.
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SCREENSHOT JESSICA BECKER So können die gefälschte­n Mailbox-SMS aussehen.

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