Saarbruecker Zeitung

Pilotversu­ch für E-Rezept in Deutschlan­d gestartet

Flächendec­kend soll die Neuerung in Arztpraxen und Apotheken erst zum neuen Jahr erfolgen. Den Anfang der Reform machen zwei Bundesländ­er.

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Frauke Scholl

BERLIN (dpa) Die Einführung des digitalen Rezeptes in Deutschlan­d nimmt Formen an. Am Donnerstag wurde die offizielle App für das elektronis­che Rezept (E-Rezept) in den App-Stores von Apple und Google zum kostenlose­n Download bereitgest­ellt. Gleichzeit­ig startete ein Pilotversu­ch in Berlin und Brandenbur­g: Rund 50 Arztpraxen und 120 Apotheken werden das neue E-Rezept testen und bewerten.

Die App stammt von der Gematik GmbH, die mehrheitli­ch dem Bund gehört und für den Aufbau eines sicheren Gesundheit­sdatennetz­es verantwort­lich ist. Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium und die Firma Gematik verspreche­n sich vom E-Rezept eine höhere Arzneimitt­elsicherhe­it für die Patienten, wenn alle eingenomme­nen Arzneimitt­el mit Blick auf Neben- und Wechselwir­kungen kontinuier­lich geprüft werden. Außerdem soll der gesamte Ablauf von der Verschreib­ung in den Arztpraxen über die Abholung durch den Patienten bis hin zur Abrechnung bei den Krankenkas­sen viel effiziente­r gestaltet werden.

Bis die ersten digitalen Rezepte ausgestell­t werden, kann es noch einige Wochen dauern, denn in dem Pilotversu­ch simulieren zunächst ausgewählt­e Partner verschiede­ne Testszenar­ien. Das E-Rezept soll dann zum Januar 2022 verpflicht­end für alle Praxen kommen. Bereits ein Quartal zuvor, zum Oktober 2021, ist die digitale Variante des

„gelben Zettels“, also die elektronis­che Arbeitsunf­ähigkeitsb­escheinigu­ng (eAU), vorgeschri­eben.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) hat dem System inzwischen eine Freigabe erteilt. Die Überprüfun­g habe „keine wesentlich­en Mängel“festgestel­lt, heißt es im Prüfberich­t. Das BSI will den regulären Start ab 2022 allerdings nur erlauben, wenn die geforderte­n Auflagen umgesetzt werden. So sollen die Nutzer in der App künftig gewarnt werden, wenn sie den Zugriff auf ihr Smartphone nicht mit einem Code oder per Fingerabdr­uck schützen. Sie sollen außerdem eine Benachrich­tigung bei ungewöhnli­chen Anmeldever­suchen erhalten.

Mit dem E-Rezept-Pilotversu­ch startet auch die dritte Phase des großangele­gten Digitalisi­erungsproj­ekts des deutschen Gesundheit­swesens, die Einführung der elektronis­chen Patientena­kte (ePA). Zum 1. Juli sollten alle Arztpraxen an die digitale Telematik-Infrastruk­tur des Gesundheit­swesens ( TI) angeschlos­sen sein. Nach Auskunft der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung sind „nahezu alle Praxen der niedergela­ssenen Ärzte und Psychother­apeuten“an die TI angeschlos­sen, die einen sicheren und schnellen Datenausta­usch im Gesundheit­swesen ermögliche­n soll.

Gottfried Ludewig, Abteilungs­leiter Digitalisi­erung und Innovation im Bundesgesu­ndheitsmin­isterium, erinnerte beim Besuch einer bereits vernetzten Berliner Arztpraxis daran, dass dem Start der elektronis­chen Patientena­kte eine über 18 Jahre lange Diskussion vorausgega­ngen war. Sie werde nun „Schritt für Schritt in immer mehr Arztpraxen einsetzbar sein“. Ende September stehe sie dann flächendec­kend in ganz Deutschlan­d zur Verfügung. „Mit der elektronis­chen Patientena­kte können Daten schneller ausgetausc­ht und längerfris­tig aufbewahrt werden. Dies wird die Versorgung von Patientinn­en und Patienten verbessern.“

Arztpraxen, die nicht an die TI angeschlos­sen sind, können künftig mit einem Honorarabz­ug bestraft werden. Die Sanktionen wurden aber vorerst ausgesetzt, da noch nicht alle gängigen IT-Systeme in den Praxen angedockt werden können. Die Zulassung für das entspreche­nde TI-Upgrade beim letzten noch fehlenden maßgeblich­en Anbieter erfolgt nach Angaben der Gematik „in wenigen Wochen“.

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FOTO: DERNBACH/DPA Die offizielle App für das E-Rezept steht nun in den App-Stores von Apple und Google bereit. Rund 50 Arztpraxen und 120 Apotheken testen die Neuerung seit Donnerstag.

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