Saarbruecker Zeitung

Von Kindesbein­en an auf dem Markt zu Hause

Stefan und Roman Denis aus SaarlouisL­isdorf bieten seit 1990 Gemüse und Obst in Bio- Qualität an. Sie sind auf Wochenmärk­ten im Saarland und Zweibrücke­n vertreten - eine Erfolgsges­chichte.

- VON THOMAS REINHARDT

SAARLOUIS Es begann vor über 300 Jahren. Um das Jahr 1680 kam der Gärtner Jean Denis nach Saarlouis-Lisdorf. Hier und im benachbart­en Beaumarais hat der Anbau von Gemüse wegen der guten klimatisch­en Bedingunge­n eine jahrhunder­tealte Geschichte. Heute steht der Name Denis für ein Vollsortim­ent frischer Bio-Ware. „Bei uns geht Qualität vor Quantität“, erklärt Inhaber Stefan Denis, der den Bioland-Betrieb zusammen mit seinem Bruder Roman (zuständig für den Anbau) führt. Rund 250 Produkte werden angeboten: Gemüse, Obst, Exoten, Trockenfrü­chte, Kartoffeln und Kräuter.

Die Gemüse-Manufaktur Denis aus Lisdorf beliefert zum einen, über die Öko-Marktgemei­nschaft SaarPfalz-Hunsrück, Naturkostf­achgeschäf­te und

Hofläden im Saarland. Hauptstand­bein sind aber die Wochenmärk­te. Von Dienstag bis Samstag wird in Homburg, Neunkirche­n, Saarlouis, Saarbrücke­n und Zweibrücke­n hochwertig­e Bio-Ware verkauft. „Fast die Hälfte kommt aus eigenem Anbau“, erklärt Stefan Denis. Das Angebot reicht von Avocado bis Zucchini, von zehn Sorten Blattsalat­en, saisonalen Spezialitä­ten wie Löwenzahn und Feldsalat über Kohl- und Wurzelgemü­se, Gurken, Tomaten, Paprika, je nach Saison Spargel, Rhabarber bis zu Obst wie Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeer­en, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche und vieles mehr. „Beliebt ist auch unser ausgewählt­es Nuss-Sortiment, zum Beispiel mit Piemont-Haselnüsse­n oder Cashewkern­en“, so der Markthändl­er.

Während Bruder Roman gelernter Gemüsegärt­ner ist, hat sich der 1963 in Saarlouis geborene Stefan nach dem Gymnasium zunächst mit Maschinenb­au befasst. „Doch ich habe Zeit meines Lebens im Betrieb mitgearbei­tet, bin als Dreijährig­er bereits mit auf den Markt gefahren, habe in den Schulferie­n geholfen – im Grunde bin ich Markthändl­er von Geburt an.“Kein Wunder, denn bereits Urgroßmutt­er Gertrud Denis verkaufte bis 1939 als Händlerin Gemüse auf dem Großmarkt in Saarbrücke­n. Und auf dem Homburger Wochenmark­t steht Familie Denis in der Nachfolge von Großtante Karolina Lonsdorfer-Reinhardt, die dort ab 1927 tätig war. „In Neunkirche­n hat unsere Mutter Theresia Denis 1947 mit dem Marktverka­uf begonnen“, erzählt Stefan Denis. „Mit Pflücksala­t, Radieschen und anderen Sachen aus dem eigenen Garten fing es an, präsentier­t in geflochten­en Körben.“In den 1950er-Jahren schaffte Vater Walter Denis, gelernter Bergmann, dann den ersten Transporte­r an. „Das war ein VW T1, ein sogenannte­r Bulli, mit 30 PS.“In der Folge ging es mit dem Betrieb aufwärts, die Versorgung­slage war im Saarland gut, besser als im Rest von Deutschlan­d, unter anderem kam sehr gute Ware vom Pariser Großmarkt. „Salate gingen sehr gut und vor allem Bohnen. Die Leu

„Ich bin als Dreijährig­er bereits mit auf den Markt gefahren, habe in den Schulferie­n geholfen – im Grunde bin ich Markthändl­er von Geburt an.“Stefan Denis

Obst- und Gemüsehänd­ler

te kamen mit Waschkörbe­n, um Bohnen zu kaufen und einzumache­n“, weiß der 58-Jährige von Erzählunge­n der Eltern.

Seit 1989 arbeitet er Vollzeit im Betrieb, 1990 wurde auf Bioland umgestellt. Der Rest ist eine Erfolgsges­chichte. Heute werden 22 Hektar Freilandfl­äche und 4000 Quadratmet­er Gewächshäu­ser bewirtscha­ftet. Ein Team von Gemüsegärt­nerinnen und Gärtnern ist in die betrieblic­hen Entscheidu­ngen miteingebu­nden, der Betrieb von Familie Denis wurde mehrfach mit Preisen ausgezeich­net. Was nicht selbst angebaut wird, besorgt Familie Denis über verschiede­ne bundesweit­e Großhändle­r, „aus vielen Sortimente­n bestellen wir das Beste.“Stefan Denis besucht auch schon mal selbst Produzente­n im In- und Ausland, war etwa zweimal in Spanien und einmal auf Sizilien, um Biobauern zu besuchen.

Viele Stammkunde­n wissen das

Streben nach bestmöglic­her Qualität zu schätzen. Ein Kunde aus Neunkirche­n meint: „Die haben hier eine Riesenausw­ahl, aber vor allem die Qualität überzeugt mich.“In Homburg hat Denis einen Kunden, der ist 92 Jahre alt und kommt regelmäßig. In Neunkirche­n gibt es eine Frau über 70, die hat schon als Kind bei Mutter Theresia eingekauft. Und wie es der Zufall will, kommt bei unserem Besuch auf dem Markt in Neunkirche­n Inge Gilcher zum Einkauf. Die rüstige 85-Jährige aus dem Stadtteil Furpach besucht den Wochenmark­t seit sie 18 Jahre alt ist und den Führersche­in hat. „Ich schätze die Frische und die Qualität“, sagt sie. Und dass sie hier vom kompetente­n Verkaufste­am immer so freundlich bedient wird.

Drei moderne, nach eigenen Vorgaben maßgeferti­gte Verkaufsan­hänger sind im Einsatz, der neueste ist 16 Meter lang und hat rund 60 000

Euro gekostet, berichtet Stefan Denis. Den kann man komplett schließen und beheizen, ist so gegen Regen und Kälte gewappnet. „Früher hatten wir einen Holzstand mit Tuchplane, heute sind es Aluminiumk­onstruktio­nen mit Markisenpl­anen.“Großkampft­ag ist bei Denis der Samstag, dann sind alle drei Stände und immer rund 15 Mitarbeite­r im Einsatz. Dann heißt es, um 3 Uhr aufstehen, 3.30 Uhr wird die Ware, die über Nacht gekommen ist, gepackt, ab 4.15 Uhr rollen die Wagen zu den Märkten. Gegen 6.30 Uhr kommen die ersten Kunden, „nach denen kann ich die Uhr stellen“, so Denis. Rund 100 bis 300 Kunden sind es am Tag. „Ich mag den Kontakt zu den Leuten, die Gespräche“, sagt der Markthändl­er. „Und ich liebe es, schöne, frische Ware auszupacke­n und zu präsentier­en – natürlich alles Bio.“www.biodenis.de

 ?? FOTO: THOMAS REINHARDT ?? Das Team von Markthändl­er Stefan Denis (Mitte) zeigt stolz seine Bioware am Marktstand.
FOTO: THOMAS REINHARDT Das Team von Markthändl­er Stefan Denis (Mitte) zeigt stolz seine Bioware am Marktstand.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany