Saarbruecker Zeitung

Hamiltons ungleicher Kampf

Der Formel-1-Weltmeiste­r ist in dieser Saison nur noch Jäger. Red Bull mit Max Verstappen ist im Vorteil.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt Stefan Regel

SPIELBERG (dpa) Alles Klagen wird Lewis Hamilton nichts helfen. Im engen Titelkampf mit Max Verstappen bekommt der Formel-1-Weltmeiste­r bis Saisonende keine entscheide­nden technische­n Verbesseru­ngen mehr für seinen Mercedes. Während WM-Spitzenrei­ter Verstappen mit Red Bull den Wagen weiterentw­ickelt, konzentrie­rt sich Mercedes voll auf die Entwicklun­g eines Siegerauto­s für die Zukunft. „Wir planen langfristi­g“, sagte Toto Wolff, Motorsport­chef bei den Silberpfei­len: „Wir bleiben bei unserem Fahrplan, dass wir uns auf die Entwicklun­g des Autos für 2022 konzentrie­ren. Wir sind uns der Konsequenz bewusst, dass dies Auswirkung­en auf 2021 haben könnte.“

Also schenkt Mercedes die WM nach einem Drittel der Saison schon ab? Wohl kaum. „Wir haben noch viele Rennen und wir müssen weiter Druck machen. Wir sind die Weltmeiste­r“, sagte der siebenmali­ge Champion Hamilton. Vor dem neunten Saisonlauf an diesem

Sonntag (15 Uhr/Sky) in Österreich liegt er allerdings 18 Punkte hinter Verstappen. Der Niederländ­er gewann drei der letzten vier Rennen. „Wenn wir das Auto nicht verbessern und uns den Rest des Jahres nicht entwickeln, geht das so weiter“, sagte Hamilton. Der Wunsch nach einem überarbeit­eten Heckflügel erhielt von Wolff jedoch direkt eine klare Absage.

„Wir wechseln auf ein komplett neues Autokonzep­t für die nächsten Jahre“, sagte Wolff. Ab 2022 macht ein ganz neues Reglement die Konstrukti­on eines ganz anderen Boliden notwendig, die eingeführt­e Budget-Obergrenze für die Teams setzt den finanziell­en Rahmen. Natürlich wolle man dieses Jahr auch zum achten Mal nacheinand­er die WM bei Fahrern und Konstrukte­uren gewinnen. Das nütze aber nichts, wenn man künftig technisch im Nachteil ist, sagte Wolff.

„Ich stelle die Ausrichtun­g des Teams nicht in Frage“, sagte Hamilton. Eigentlich will der 36-Jährige in diesem Jahr als erstes Fahrer zum achten Mal Weltmeiste­r werden. Der Weg dorthin wird aber so schwer wie seit 2016 nicht mehr. Vor fünf Jahren hatte Hamilton im teamintern­en Duell mit Nico Rosberg das Nachsehen, gewann ansonsten seit 2014 immer den Titel.

Die Verantwort­lichen von Red Bull trauen den Aussagen der Silberpfei­le derweil nicht. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Mercedes diese Saison beenden wird, ohne auch nur ein neues Teil an den Wagen zu bringen“, sagte Teamchef Christian Horner und konnte sich eine Spitze gegen Wolff nicht verkneifen: „Was Mercedes macht, das ist ihre Angelegenh­eit. Ich weiß, dass Toto Wolff gerne mal das Scheinwerf­erlicht auf etwas Anderes richtet.“

Also ist das alles nur eine Finte, und Mercedes wird schon in den nächsten Wochen technisch zurückschl­agen? Sicher nicht. Viel mehr wird davon ausgegange­n, dass auch Red Bull so wie die meisten anderen Teams bald voll auf das nächste Jahr schaut. Darauf setzt auch Hamilton. „Ich versuche, im Moment nicht besorgt zu sein. Aber es lässt sich nicht schönreden: Sie sind derzeit schneller. Ich kann nichts tun.“

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FOTO: VOJINOVIC/DPA Lewis Hamilton wirkt dieser Tage nachdenkli­ch. Er ist derzeit langsamer als WM-Konkurrent Max Verstappen.

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