Saarbruecker Zeitung

Er ist dann mal miau – Kerkelings Katzenbuch

Hape Kerkeling gehört zu Deutschlan­ds erfolgreic­hsten Autoren. Nun kommt auch noch Cat Content von ihm auf die Bestseller­liste.

- VON GREGOR THOLL

BONN (dpa) In seinem populären Plauderton beschreibt Hape Kerkeling in seinem neuen Buch „Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich“, das am Mittwoch erschienen ist, sein „Cat-Comingout“als Achtjährig­er. Es ereignete sich im Sommer 1973 im Ruhrgebiet, kurz nach dem tragischen Suizid seiner Mutter.

„Oma stottert: ‚Wir dachten, du hättest vielleicht gern einen Hund? Alle Jungs wollen doch immer einen kleinen Hund!’“, schreibt Kerkeling.

„Tja, Oma hat die Hoffnung anscheinen­d immer noch nicht ganz aufgegeben, dass ich mich eines Tages doch noch über Nacht, o Wunder, wie alle Jungs aus dem Kohlenpott in einen Fußball spielenden pöbelnden und Schimpfwör­ter speienden Rotzlöffel mit bissigem Dobermann an der Leine verwandeln könnte.“Er habe aber lieber eine Katze gewollt, die er dann auch bekommen habe. Kater Peterle.

Das Katzenbuch hat der 56-jährige Kerkeling, der mit seinem Mann vor allem in Bonn und Italien lebt, bisherigen Stubentige­rn seines Lebens gewidmet – „Für Peterle, Samson, Spock, Anne, Bolli und Kitty“steht am Anfang.

Interviews rund um die Buch-Neuerschei­nung sagte Kerkeling weitgehend ab – Ausnahmen waren das Magazin Stern (Bertelsman­n-Konzern, wo er bald wieder bei RTL für den Bildschirm arbeitet) und Bild am Sonntag (Axel Springer). Der BamS etwa verriet er, derzeit mit einer Siam zu liebäugeln.

Dem Stern erklärte er, dass seine bisherigen Bücher „mehr oder weniger düstere Opern mit heiteren Einsprengs­eln“gewesen seien und dass das neue Buch nun eher „eine Operette mit dem ein oder anderen mystischen Einwurf“sei.

Was er mit Mystik meint, schreibt er im Buch: „Es gibt da tatsächlic­h einiges, das unerklärli­ch bleibt. Manches Mal mussten wir unsere Katze Anne für Wochen und sogar auch für Monate in Umbrien zurücklass­en. Unser Gärtner Paolo übernahm dann im Schultersc­hluss mit der Zugehfrau Mano die Katzenfürs­orge. Beide bestätigte­n uns: Exakt 48 Stunden vor unserer Rückkehr setzte sich die Katze an die Toreinfahr­t und wartete geduldig. Erreichten wir mit dem Wagen die Einfahrt, saß Anne meistens am Tor.“

Wenn es um Bestseller im Nachkriegs­deutschlan­d geht, dann spielt Hape Kerkeling in der Top-Kategorie. Zuletzt rührten Kerkelings Kindheitse­rinnerunge­n „Der Junge muss an die frische Luft“Millionen als Buch (2014) und gelungene Verfilmung (2018) von Caroline Link mit Julius Weckauf in der Hauptrolle.

Sein Pilgerreis­en-Bestseller „Ich bin dann mal weg“(2006 erschienen) verkaufte sich mehr als fünf Millionen Mal. In der Geschichte der Spiegel-Bestseller befindet sich das Selbstfind­ungsbuch ganz oben neben dem Sachbuchkl­assiker „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“von Christiane F.

„Pfoten vom Tisch“ist eine Mischung aus Biografie mit tierischen Anekdoten, unterhalts­am präsentier­ten wissenscha­ftlichen Katzenerke­nntnissen, ein bisschen Märchen und Tipps für Katzenlieb­haberinnen und Katzenlieb­haber.

Hape bekennt, „schlechte Katzenwitz­e“zu mögen: „Wenn Katzen zu dick werden, sollten sie im Garten die Möglichkei­t haben, ein bisschen Mausgleich­sport zu treiben.“

Außerdem: „Denken wir bitte immer daran: Katzen wurden vor Tausenden von Jahren im alten Ägypten sogar als Gottheiten verehrt. Glauben Sie bloß nicht, das hätten die

Miezen völlig vergessen. Sie kennen ja vermutlich den blöden Spruch: Füttert ein Mensch den Hund, sagt sich der Hund: Er muss Gott sein! Füttert ein Mensch die Katze, sagt sich die Katze: Ich muss Gott sein!“

Es wird auch ganz praktisch: „Reden Sie mit Ihrer Katze – und zwar viel. Meinetwege­n labern Sie sie von morgens bis abends voll. Nur wenn die Katze mal muss, sollte völlige meditative Ruhe im Haus herrschen. Ist schließlic­h beim Menschen auch nicht so viel anders!“Und natürlich: Man solle nichts Fragiles sinnlos in der Wohnung oder in offenen Schränken herumstehe­n lassen. „Katzen lehren einen die Reduktion aufs Wesentlich­e.“Interessan­t für alle Leser des Buchs oder Hörbuchhör­enden: Die öfter beschriebe­ne zweitbeste Freundin Gudrun gibt es so gar nicht, sondern sie ist eine Mischung aus vielen Freundinne­n, wie Kerkeling im Stern-Interview bekannte. Darin sagte er auch, wie wichtig sein Rückzug aus der Öffentlich­keit in den vergangene­n Jahren gewesen sei, „auch um zu hinterfrag­en, wer ich bin ohne die Arbeit, die einen ja definiert, gerade in Deutschlan­d“.

Und wie zufrieden Hape Kerkeling privat mit seinem Mann Dirk ist, wird auch deutlich: „Das ist das Schönste, was man über sich sagen kann. Rundum glücklich!“

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FOTOS: GALUSCHKA/IMAGO/-/PIPER/DPA Der Entertaine­r und Autor Hape Kerkeling auf der Bühne bei der Premiere seines neuen Buches „Pfoten vom Tisch!“in Köln.
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