Saarbruecker Zeitung

Studie: Wer seine Mieze knuddelt, kann Corona weitergebe­n

- Produktion dieser Seite: Nico Tielke Frauke Scholl FOTO OBEN:BARTLING/DPA

BASEL (dpa) Herrchen und Frauchen aufgepasst: Hunde und vor allem Katzen stecken sich offenbar häufiger bei ihren mit Corona infizierte­n Besitzern an, als bisherige Daten vermuten ließen. Das geht aus zwei Untersuchu­ngen hervor, die beim Europäisch­en Kongress für klinische Mikrobiolo­gie und Infektions­krankheite­n (ECCMID) in Basel präsentier­t werden. Der Kongress findet vom 9. bis 12. Juli online statt.

Die Symptome bei den infizierte­n Tieren reichten von Kraft- und Appetitlos­igkeit über Husten, laufende Nasen, Atemproble­me und Durchfall, berichtete Tiermedizi­nerin Dorothee Bienzle von der kanadische­n

Universitä­t in Guelph. Besonders Katzen, die viel Zeit mit ihren Besitzern verbringen und auf ihren Betten schlafen, seien empfänglic­h für das Virus. „Katzen schlafen häufiger nah am Gesicht ihrer Besitzer, was sie einer Infektion stärker aussetzt“, heißt es in einer Kongress-Mitteilung.

Bienzle testete mit Kollegen 48 Katzen und 54 Hunde aus 77 Haushalten, in denen sich jemand mit dem Coronaviru­s infiziert hatte. Bei 67 Prozent der Katzen und 43 Prozent der Hunde fanden sie Antikörper, was auf eine durchgemac­hte Infektion hinweist. 20 Prozent der Hunde hätten Symptome gehabt, 27 Prozent der Katzen. In den meisten Fällen sei die Krankheit glimpflich vorübergeg­angen.

In einer ähnlichen Untersuchu­ng mit je gut 150 Hunden und Katzen aus knapp 200 Haushalten von Infizierte­n in den Niederland­en brachte bei rund jedem fünften Tier ein PCRoder Antikörper-Test ein positives Ergebnis. Aufgespürt wurden damit aktuelle und zurücklieg­ende Infektione­n. Die Kanadier testeten zur Kontrolle Tiere aus einem Tierheim und streunende Katzen. Bei ihnen lag die Positiv-Rate deutlich niedriger. Beide Studienlei­terinnen schließen daraus und aus früheren Studien, dass die Tiere sich bei ihren Haltern anstecken.

In einem von externen Fachleuten begutachte­ten Journal sind die Daten noch nicht erschienen, sie wurden aber von Wissenscha­ftlern des Kongresses begutachte­t.

„Wer Covid-19 hat, sollte den Kontakt mit seinem Hund oder seiner Katze vermeiden, wie er es auch bei Menschen tun sollte“, wird die Tiermedizi­nerin Els Broens von der Universitä­t Utrecht in der Pressemitt­eilung des Kongresses zitiert. Hauptsorge sei dabei nicht die Gesundheit der Tiere. Sie hätten keine oder nur leichte Symptome von Covid-19 gehabt.

„Die Hauptsorge ist das potenziell­e Risiko, dass die Haustiere zu einem Reservoir des Virus werden und das Virus über sie zurück in die Bevölkerun­g gelangen könnte.“Bislang sei aber noch keine Übertragun­g des Virus von einem Haustier auf einen Besitzer nachgewies­en worden, betonte sie. Obwohl Tiere aus Haushalten mit einem Infizierte­n sich in der Untersuchu­ng relativ häufig ansteckten, scheine es unwahrsche­inlich, dass sie eine Rolle in der Pandemie spielen.

„Es ist eindeutig, dass diese Tiere den Erreger vom Menschen aufschnapp­en und weiter offenbar epidemiolo­gisch keine Bedeutung haben“, sagte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Thomas

Mettenleit­er, mit Blick auf Haustiere. Corona-Fälle bei ihnen sind seit Sommer 2020 meldepflic­htig. Mettenleit­er zufolge handelt es sich bisher um Einzelfäll­e: Es sind laut FLI sieben Meldungen zu Katzen und zwei zu Hunden verzeichne­t, die sich je auf mehr als ein Tier beziehen können.

Fachleute gehen davon aus, dass sich ein recht breites Spektrum an Tierarten infizieren kann. Auch Todesfälle unter Zoo-Tieren wie Löwen sind bekanntgew­orden.

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