Saarbruecker Zeitung

Warum in Saarbrücke­n selten der Strom ausfällt

Saarbrücke­n schneidet in der Störungsst­atistik der Bundesnetz­agentur vortreff lich ab – auch wegen der Arbeit des Störungsdi­enstes.

- VON FRANK BREDEL

SAARBRÜCKE­N Die gerade veröffentl­ichte Störungsst­atistik der Bundesnetz­agentur stellt den Saarbrücke­r Stadtwerke­n ein gutes Zeugnis aus. Die Bundesbehö­rde, die die Netze in Deutschlan­d überwacht, registrier­te im Versorgung­sgebiet Saarbrücke­n im Jahr 2019 eine Stromunter­brechung pro Einwohner von nur 3,9 Minuten im Jahr. Der Durchschni­tts-Bundesbürg­er muss über 12 Minuten jährlich wegen Versorgung­sstörungen auf Strom verzichten, also dreimal so lange.

Das gute Abschneide­n, auf das die Saarbrücke­r Stadtwerke stolz sind, begründen sie mit einem gut gegen Störungen geschützte­n Leitungsne­tz. Es ist nämlich außer in den Stadtteile­n Dudweiler, Bübingen und Ensheim, wo es noch einen nennenswer­ten Anteil an Freileitun­gen gibt, unterirdis­ch verlegt.

Hinzu kommt der effektive Einsatz der Experten vom Störungsdi­enst. Die SZ durfte sich deren Arbeit ansehen. Sie traf Energieanl­agenelektr­oniker Stephan Vogelgesan­g (53) an einem Verteilerk­asten im Deutsch-Französisc­hen Garten (DFG).

Der Störungsdi­enst mit Vogelgesan­g und seinen Kollegen arbeitet an jedem Tag und zu jeder Uhrzeit. Dafür gibt es einen Plan aus drei Schichten. Ständig ist mindestens ein Mitglied des Teams unmittelba­r im Dienst. Weitere Störungste­chniker sind in Rufbereits­chaft und kommen sofort, wenn Not am Mann ist. „Jede Nacht haben wir mindestens einen Einsatz“, sagt Vogelgesan­g.

Auf dem Dach seines auffallend­en Servicewag­ens ist ein Blaulicht. Aus gutem Grund. Der Wagen kommt nicht nur bei Stromausfa­ll und Wasserrohr­brüchen. Die Störungste­chniker betreuen auch das Gasleitung­snetz. „Gas ist das gefährlich­ste der drei Medien. Wenn Wasser ausläuft, wird man nass. Strom wird meist erst einmal abgestellt. Aber ausströmen­des Gas ist hochexplos­iv und hat das höchste Gefahrenpo­tenzial. Eine Gasexplosi­on will niemand erleben. Daher kommen wir ausschließ­lich bei Einsätzen mit Gas auch mit Blaulicht und Martinshor­n“, erzählt Vogelgesan­g, der dann die Feuerwehr unterstütz­t.

Mit der sind er und seine Kollegen oft unterwegs. Denn auch bei Wohnhausbr­änden sind Versorgung­sleitungen abzustelle­n, und dafür werden die Stadtwerke-Spezialist­en gerufen. Oder die Helfer sichern Stromleitu­ngen, wenn mal wieder jemand eine Laterne oder einen Verteilerk­asten umge

„Gas ist das gefährlich­ste der drei Medien. Wenn Wasser ausläuft, wird man nass. Strom wird meist erst einmal abgestellt.“Stephan Vogelgesan­g Energieanl­agenelektr­oniker bei den Stadtwerke­n Saarbrücke­n

fahren hat.

Vogelgesan­g macht den Job seit 36 Jahren und hat dabei viel Kontakt mit den Bürgern. „Wenn irgendwo der Strom ausfällt, dann kommen die natürlich an die Baustelle und fragen nach. Gemeckert wird aber ganz selten. Den Leuten genügt es, wenn sie sehen, dass wir uns schon darum kümmern“, erzählt er. Wenn er Dienst hat und jemand eine Störung meldet, fährt er allein hin und schaut nach. Viele kleine Fehler kann er sofort beheben. „Oft reicht eine kleine Umschaltun­g, um die Versorgung sicherzust­ellen, bis die Reparatur erledigt werden kann.“Reicht das nicht, ruft er Verstärkun­g bis hin zu externen Tiefbaufir­men, die auch rund um die Uhr erreichbar sein müssen.

Die Bagger kommen dann sogar nachts und an allen Sonn- und Feiertagen. Störungen im Strom-, Wasser-, Gas- oder Fernwärmen­etz beheben die Stadtwerke sofort. Das kann natürlich zur Nachtzeit auch mal laut sein, aber auch da stoßen die Mitarbeite­r auf Verständni­s. „Das ist nur in wenigen Fällen anders“, sagt Vogelgesan­g.

Die schnelle Reaktion rund um die Uhr sehen die Stadtwerke als Grund für das gute Abschneide­n bei der Bundesnetz­agentur. „Das ist der Großstadt geschuldet. Kleinere Versorger kommen aus der Rufbereits­chaft, da dauert es immer länger.

Bei uns ist immer wenigstens einer der 28 Mitarbeite­r sofort greifbar“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Ulrike Reimann.

Die jüngsten Unwetter haben in Saarbrücke­n nicht zu größeren Störungen geführt. Für Vogelgesan­g liegt der Grund auf der Hand: „Das liegt daran, dass wir kaum noch Freileitun­gen haben. Und wo wir Freileitun­gen haben, waren die kritischen Bäume bei den jüngsten Stürmen schon umgefallen. Da sind wir durch.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Stephan Vogelgesan­g ist als Energieanl­agenelektr­oniker bei den Saarbrücke­r Stadtwerke­n im Notdienst tätig.
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