Warum in Saarbrücken selten der Strom ausfällt
Saarbrücken schneidet in der Störungsstatistik der Bundesnetzagentur vortreff lich ab – auch wegen der Arbeit des Störungsdienstes.
SAARBRÜCKEN Die gerade veröffentlichte Störungsstatistik der Bundesnetzagentur stellt den Saarbrücker Stadtwerken ein gutes Zeugnis aus. Die Bundesbehörde, die die Netze in Deutschland überwacht, registrierte im Versorgungsgebiet Saarbrücken im Jahr 2019 eine Stromunterbrechung pro Einwohner von nur 3,9 Minuten im Jahr. Der Durchschnitts-Bundesbürger muss über 12 Minuten jährlich wegen Versorgungsstörungen auf Strom verzichten, also dreimal so lange.
Das gute Abschneiden, auf das die Saarbrücker Stadtwerke stolz sind, begründen sie mit einem gut gegen Störungen geschützten Leitungsnetz. Es ist nämlich außer in den Stadtteilen Dudweiler, Bübingen und Ensheim, wo es noch einen nennenswerten Anteil an Freileitungen gibt, unterirdisch verlegt.
Hinzu kommt der effektive Einsatz der Experten vom Störungsdienst. Die SZ durfte sich deren Arbeit ansehen. Sie traf Energieanlagenelektroniker Stephan Vogelgesang (53) an einem Verteilerkasten im Deutsch-Französischen Garten (DFG).
Der Störungsdienst mit Vogelgesang und seinen Kollegen arbeitet an jedem Tag und zu jeder Uhrzeit. Dafür gibt es einen Plan aus drei Schichten. Ständig ist mindestens ein Mitglied des Teams unmittelbar im Dienst. Weitere Störungstechniker sind in Rufbereitschaft und kommen sofort, wenn Not am Mann ist. „Jede Nacht haben wir mindestens einen Einsatz“, sagt Vogelgesang.
Auf dem Dach seines auffallenden Servicewagens ist ein Blaulicht. Aus gutem Grund. Der Wagen kommt nicht nur bei Stromausfall und Wasserrohrbrüchen. Die Störungstechniker betreuen auch das Gasleitungsnetz. „Gas ist das gefährlichste der drei Medien. Wenn Wasser ausläuft, wird man nass. Strom wird meist erst einmal abgestellt. Aber ausströmendes Gas ist hochexplosiv und hat das höchste Gefahrenpotenzial. Eine Gasexplosion will niemand erleben. Daher kommen wir ausschließlich bei Einsätzen mit Gas auch mit Blaulicht und Martinshorn“, erzählt Vogelgesang, der dann die Feuerwehr unterstützt.
Mit der sind er und seine Kollegen oft unterwegs. Denn auch bei Wohnhausbränden sind Versorgungsleitungen abzustellen, und dafür werden die Stadtwerke-Spezialisten gerufen. Oder die Helfer sichern Stromleitungen, wenn mal wieder jemand eine Laterne oder einen Verteilerkasten umge
„Gas ist das gefährlichste der drei Medien. Wenn Wasser ausläuft, wird man nass. Strom wird meist erst einmal abgestellt.“Stephan Vogelgesang Energieanlagenelektroniker bei den Stadtwerken Saarbrücken
fahren hat.
Vogelgesang macht den Job seit 36 Jahren und hat dabei viel Kontakt mit den Bürgern. „Wenn irgendwo der Strom ausfällt, dann kommen die natürlich an die Baustelle und fragen nach. Gemeckert wird aber ganz selten. Den Leuten genügt es, wenn sie sehen, dass wir uns schon darum kümmern“, erzählt er. Wenn er Dienst hat und jemand eine Störung meldet, fährt er allein hin und schaut nach. Viele kleine Fehler kann er sofort beheben. „Oft reicht eine kleine Umschaltung, um die Versorgung sicherzustellen, bis die Reparatur erledigt werden kann.“Reicht das nicht, ruft er Verstärkung bis hin zu externen Tiefbaufirmen, die auch rund um die Uhr erreichbar sein müssen.
Die Bagger kommen dann sogar nachts und an allen Sonn- und Feiertagen. Störungen im Strom-, Wasser-, Gas- oder Fernwärmenetz beheben die Stadtwerke sofort. Das kann natürlich zur Nachtzeit auch mal laut sein, aber auch da stoßen die Mitarbeiter auf Verständnis. „Das ist nur in wenigen Fällen anders“, sagt Vogelgesang.
Die schnelle Reaktion rund um die Uhr sehen die Stadtwerke als Grund für das gute Abschneiden bei der Bundesnetzagentur. „Das ist der Großstadt geschuldet. Kleinere Versorger kommen aus der Rufbereitschaft, da dauert es immer länger.
Bei uns ist immer wenigstens einer der 28 Mitarbeiter sofort greifbar“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Ulrike Reimann.
Die jüngsten Unwetter haben in Saarbrücken nicht zu größeren Störungen geführt. Für Vogelgesang liegt der Grund auf der Hand: „Das liegt daran, dass wir kaum noch Freileitungen haben. Und wo wir Freileitungen haben, waren die kritischen Bäume bei den jüngsten Stürmen schon umgefallen. Da sind wir durch.“