Lafontaine fordert weniger Corona-Regeln
Die Landesregierung müsse sich an Rheinland-Pfalz orientieren, sagt der Linken-Politiker. Doch nicht jeder Betrieb in der Pfalz sieht die Lockerungen positiv.
Linken-Politiker Oskar Lafontaine fordert mehr Lockerungen der Corona-Regeln im Saarland. Dabei verweist er auf neue Regelungen in Rheinland-Pfalz. Im Saarland dagegen herrsche eine „öffentliche Hysterie“, was Corona betreffe.
SAARBRÜCKEN/MAINZ (dpa/red) Nachdem in Rheinland-Pfalz nun auch in der Innengastronomie die Testpflicht endet, fordert Oskar Lafontaine die saarländische Landesregierung auf, die Corona-Regeln im Land entsprechend anzupassen. „Wiederum stellt sich die Frage, warum unser Land im Vergleich zum Nachbarland zurückfällt“, sagt Lafontaine in einer Pressemitteilung der Linksfraktion im Landtag des Saarlandes. „Und warum kann sich die Landesregierungen nicht mit den Kolleginnen und Kollegen in Rheinland-Pfalz abstimmen?“Gerade die saarländische Gastronomie als „Leuchtturm unseres Landes“brauche Regelungen, „die ihr wieder einen einigermaßen normalen Geschäftsbetrieb“ermöglichen. „Es wird Zeit, dass die öffentliche Hysterie einer sachgemäßen Betrachtung der Zahlen und Daten weicht, auch wenn die Heulbojen der Republik weiter mit maßlosen Übertreibungen Angst schüren und der Öffentlichkeit trotzdem als Experten verkauft werden.“
In Rheinland-Pfalz sind seit Freitag Restaurantbesuche ohne Test, private Feiern mit bis zu 100 Menschen und Servicepersonal ohne Masken erlaubt: Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist mit den Lockerungen sehr zufrieden: „Wir sind auch eines der ersten Bundesländer, das die Bars und Diskotheken wieder aufsperrt“, sagte der rheinland-pfälzische Dehoga-Präsident Gereon Haumann. Und mit der 3-G-Regel (geimpft, genesen oder getestet) könnten sogar bis zu 350 Menschen eingelassen werden. Die Regeln ließen sich auf die einfache Formel reduzieren: GGG (3 G) oder Maske.
Trotzdem geht das Disko-Leben nicht überall wieder los: Im Veranstaltungscenter „Pyramide Mainz“im Stadtteil Hechtsheim beispielsweise bleibt die Tanzfläche mindestens bis September leer. „Das Virus ist noch lange nicht vorbei“, sagt Bardo Dörrschuck, einer der Geschäftsführer von Pyradise entertainment. „Wir werden den Teufel tun und sofort wieder 300, 400 Gäste haben.“Wie es mit den Tanzveranstaltungen an den Wochenenden weiter geht, werde im September entschieden. „Die Priorität liegt bei uns bei den Gästen und Mitarbeitern.“
Anders als andere Bundesländer verzichtet Rheinland-Pfalz nicht völlig auf eine Begrenzung der Kunden pro Quadratmeter Verkaufsfläche, sondern reduziert das Verhältnis von einer Person pro zehn Quadratmeter um die Hälfte auf einen Kunden pro fünf Quadratmeter. „Das tut dem Handel aber nicht weh“, sagte Thomas Scherer vom Handelsverband Rheinland-Pfalz .
Der rheinland-pfälzische Dehoga-Präsident Haumann fordert die Rheinland-Pfälzer auf, anstatt in fernen Ländern Urlaub zu machen, sondern, auch mit Blick auf die Delta-Variante, im Heimatbundesland die Gastronomie zu unterstützen oder in einem der vielen Hotels abzusteigen. Kein einziger signifikanter Corona-Fall sei auf die Branche zurückzuführen, die gute Schutzkonzepte erarbeitet habe; dafür habe sie nun Solidarität verdient.
Bordelle können auch wieder öffnen. Der Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen rechnet aber mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten. Viele Frauen müssten sich zunächst noch anmelden und den entsprechenden Ausweis besorgen, bevor sie wieder arbeiten dürften, sagte Nicole Schulze vom Vorstand des Verbands. Die Öffnung der Branche komme aber „viel, viel zu spät. Rheinland-Pfalz war das letzte Bundesland, das geöffnet hat.“Viele Sexworker seien in der Corona-Pandemie „durch die Systeme“gefallen. Sie hätten keine Hilfen bekommen und illegal – zum Beispiel zuhause – gearbeitet.