USA verlassen Stützpunkt Bagram
Der Schritt hat beim Abzug aus Afghanistan eine hohe Symbolkraft.
KABUL (dpa) Nach fast 20 Jahren haben die US- und andere Nato-Soldaten ihren größten Stützpunkt in Afghanistan verlassen. Alle Koalitionstruppen seien aus der Luftwaffenbasis Bagram heraus, teilte ein hoher Beamter des US-Militärs am Freitag mit. Der Stützpunkt sei an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben worden, bestätigte das afghanische Verteidigungsministerium. Man werde die Basis schützen und sie verwenden, um Terrorismus zu bekämpfen.
Damit dürfte der Anfang Mai begonnene Abzug der internationalen Truppen kurz vor seinem Abschluss stehen. Offiziell hatten die USA angekündigt, bis spätestens 11. September alle Truppen abzuziehen. Allerdings gab es schon länger Berichte, dass der Rückzug bereits rund um den 4. Juli, den Nationalfeiertag in den USA, abgeschlossen werden könnte. Die Bundeswehr hatte am Dienstag ihre letzten verbliebenen Soldaten aus dem Norden des Landes ausgeflogen.
Die Schließung Bagrams hat Symbolkraft. Der Stützpunkt war über die Jahre für viele Afghanen zum Symbol des US-Einsatzes in Afghanistan geworden. Über die Jahre wurde er massiv ausgebaut und beschäftigte Tausende Afghanen. Berühmt-berüchtigt ist ein auf Bagram betriebenes Gefängnis. Immer wieder gab es Vorwürfe von Folter und unrechtmäßigen Inhaftierungen.
Mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen haben die islamistischen Taliban mehrere Offensiven in dem Land gestartet. In der Vergangenheit wurden Taliban-Offensiven vor allem mit Hilfe von US-Luftangriffen und Spezialkräften gestoppt. Der Abzug bedeutet, dass die Regierungstruppen nun ohne solche Kampfunterstützung auskommen müssen.
Das Weiße Haus hat der Regierung in Kabul weiterhin „nachhaltige“Sicherheitshilfe zugesichert. Washington blieb bisher allerdings vage, was dies genau bedeutet.