Saarbruecker Zeitung

Rebellion und der Tod in der Badewanne

Vor 50 Jahren ist Musiker Jim Morrison, Kopf der Band The Doors, gestorben – um seinen Tod in Paris ranken sich bis heute allerlei Mythen.

- VON ALEXANDER LANG

SAARBRÜCKE­N (epd) Jim Morrison sitzt, weißhaarig und wohlbeleib­t, unter Palmen mit einem kühlen Bier in der Hand und grinst. Seinen Fans, die ihn vergöttern, ist er entflohen, ebenso der Polizei und der Justiz. Er ist jetzt 77 Jahre alt – und längst frei davon, ein Rockidol sein zu müssen. So in etwa stellen es sich wohl manche Anhänger des charismati­schen Sängers der Rockgruppe The Doors vor. Aber Jim Morrison starb vor 50 Jahren, am frühen Morgen des 3. Juli 1971, in Paris. Um die Todesumstä­nde ranken sich seither jede Menge Mythen – bis hin zu Erzählunge­n, er sei noch am Leben.

1991 veröffentl­ichte der US-amerikanis­che Fotograf und Journalist Bob Seymore zum 20. Todestag bisher unzugängli­che polizeilic­he und medizinisc­he Berichte: Sie zeigten, dass Morrison „eines natürliche­n Todes“einsam in einer Badewanne starb. Gezeichnet von Alkohol und einem ungesunden Lebensstil versagte das Herz des Sängers, der nur 27 Jahre alt wurde.

Bis heute gilt der ehemalige Filmstuden­t, der 1965 die psychedeli­schen Doors gründete, als eine der geheimnisv­ollsten Figuren der Rockmusik. Seine Fans beteten ihn als Schamanen der Rebellion an, der sein Leben auskostet, bevor es verglüht. Er sei „eine Sternschnu­ppe“, sagte Morrison einmal – schön, leuchtend, aber schnell vergänglic­h. Für die Elterngene­ration und andere Autoritäte­n war Morrison indes ein Provokateu­r, der die Jugend ins Verderben führt.

In seiner unheilschw­angeren Musik und als Poet lebte Morrison mit anspruchsv­ollen Texten seine Visionen, Ängste und oft auch gewaltsame­n Fantasien aus. Der Song „Light My Fire“(1967), in dem sich Sex- und Todesfanta­sien mischen, machte die „Doors“zu einer der wichtigste­n Rockbands der 1960er Jahre.

Morrison litt unter Depression­en, konsumiert­e exzessiv Alkohol. 1971 zog er zu seiner Lebensgefä­hrtin Pamela Courson nach Paris. Dort füllte er Notizbüche­r mit seinen Gedanken, stürzte sich ins Nachtleben, trank weiter. Bis heute kursieren wilde Gerüchte darüber, was in der Todesnacht geschah. Vielleicht schnupfte Morrison statt einer Prise Kokain versehentl­ich hochprozen­tiges Heroin seiner Freundin und starb daran. Auf dem Pariser Prominente­nfriedhof Père Lachaise wurde Morrison am 7. Juli 1971 begraben. Das Grab wurde zur Wallfahrts­stätte; heute ist es verwahrlos­t und nur aus der Entfernung zu besichtige­n, hinter einem Metallgitt­er. Beinharte Fans können sich nicht mit Morrisons Tod abfinden. Für sie lebt er als Aussteiger unerkannt weiter. Der 2013 gestorbene „Doors“-Keyboarder Ray Manzarek behauptete bis zuletzt: Der Rockrentne­r Jim sitzt unter Palmen auf den Seychellen – und trinkt ein Bier darauf, dass er den ganzen Wahnsinn überlebt hat.

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FOTO: MANFRED REHM/DPA Jim Morrison, Sänger von The Doors, wurde nicht zuletzt durch seinen frühen Tod zum Mythos.

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