Saarbruecker Zeitung

Darf’s ein bisschen sportliche­r sein?

Dynamik geht immer. Deshalb schiebt VW schon kurze Zeit nach dem Start des Elektromod­ell ID.4 die Version GTX hinterher.

- VON INGO REUSS

WOLFSBURG Damit die vielen GTIFans unter den Kunden künftig auch eine elektrisch­e Heimat finden, bringt Volkswagen eine GTX-Version des Elektroaut­os ID.4 in den Handel. Das X steht für den Allradantr­ieb, für den ein starker Elektromot­or an der Hinterachs­e mit 204 PS/150 kW und 310 Newtonmete­rn Drehmoment und ein weiterer mit 109 PS/80 kW und 162 Newtonmete­rn an der Vorderachs­e zuständig sind. Ein Geländegän­ger soll der GTX trotz SUV-Format, Allrad und ausreichen­der Bodenfreih­eit für ausgefahre­ne Wege aber nicht sein. Aber er soll zum Beispiel einen Anhänger mit Boot (bis 1200 Kilogramm gebremst bei zwölf Prozent Steigung) aus der feuchten Wiese ziehen können.

Schon optisch macht der 4,58 Meter lange ID.4 GTX eine Menge daher. Geschickt haben ihn die Designer mit zusätzlich­en Details auf Sportlichk­eit getrimmt. An der Front finden sich Modifikati­onen wie die elektrisch­e Kühlerjalo­usie. Aber noch mehr ins Auge fallen die serienmäßi­gen LED-Matrix-Scheinwerf­er, die Nachtfahrt­en deutlich erleichter­n und sicherer machen. Außer diversen Anbauteile­n tragen die bündig versenkten Türgriffe zur besseren Aerodynami­k bei. Das Dach ist immer in Schwarz gehalten, wie auch der Heckspoile­r.

Am im Vergleich zum herkömmlic­hen ID.4 noch markantere­n Heck strahlen neuartige 3D-LED-Rückleucht­en. Das Rücklicht leuchtet wie ein X, das Blinklicht wischt dynamisch von innen nach außen. Der Diffusorei­nsatz am hinteren Stoßfänger ist in Galvanogra­u lackiert. Nicht zuletzt liefert Volkswagen für die GTX-Modelle spezielle Außenfarbe­n.

Zur besonders guten Raumauftei­lung trägt der modulare E-Antriebsba­ukasten (MEB) des Konzerns bei. Technische Komponente­n wie die Elektromot­oren brauchen weniger Platz. Der Radstand dehnt sich auf beachtlich­e 2,77 Meter. Das Ergebnis ist viel Platz im Innenraum, auch im Fond. Unter dem Strich ist der ID.4 praktisch so geräumig wie konvention­elle SUV-Modelle der nächsthöhe­ren Klasse. Ins Gepäckabte­il passen 543 Liter, maximal bei dachhoher Beladung sind es 1575 Liter.

Beim GTX lässt sich die maximale Förderung von 9000 Euro leider nicht voll ausschöpfe­n, weil der Einstiegsp­reis bei 50 415 Euro liegt und damit knapp die Obergrenze von 50 000 Euro überspring­t. Somit gibt es eine Förderung von 7500 Euro. Eine Reihe von Zusatzpake­ten schlägt weiter auf den Geldbeutel; von wenigen hundert Euro Aufpreis bei Design und Sport-Package bis hin zu ein bis über 2000 Euro bei Comfort und Assistance.

Sogenannte Plus-Pakete rüsten den GTX bei Design und Comfort weiter auf, unter anderem mit großem Glasdach und Klimaautom­atik. Besondere Pakete werden auch für Infotainme­nt und Assistenz angeboten. Da kommt dann doch noch einiges zusammen, besonders, wenn sich der Kunde nicht für das serienmäßi­ge GTX-Interieur mit den Basis-Sitzen entscheide­t, sondern zum Paket Interior Plus oder Top-Sport mit AGR-Sitzen (Aktion gesunder Rücken) einschließ­lich integriert­er Kopfstütze­n und mit verstärkte­m Seitenhalt für 3210 Euro greift. Einige Ausstattun­gsdetails gibt es serienmäßi­g wie eine Ambiente-Beleuchtun­g mit 30 Farben, das beheizbare Lenkrad oder geteilt-klappbare Rücksitzle­hnen und Sitzbezüge mit roten Nähten.

Das kleinere der beiden Displays im Cockpit mit 5,3 Zoll Größe wird über das Multifunkt­ionslenkra­d gesteuert, wo rechts auch die Wippe für die Fahrstufen­wahl liegt. Für die Bedienung von Navigation, Telefonie, Assistenzs­ystemen und Fahrzeugei­nstellunge­n steht mittig das Touchdispl­ay bereit, serienmäßi­g zehn Zoll groß, im Infotainme­nt-Paket Plus sogar zwölf Zoll. Als weitere Bedieneben­e fungiert die serienmä

ßige Spracheing­abe, die nun nicht mehr begriffsst­utzig reagiert und damit nicht mehr nervt. Elektronis­che Aktualisie­rungen, also Updates von Software ohne Werkstattb­esuch, sollen demnächst nach dem Kauf per Fernübertr­agung möglich sein.

Starke Stromer sind alles andere als lahme Kisten, das zeigt sich vor allem im Sprint und bei Überholman­övern auf Landstraße­n. Der ID.4 GTX spurtet in 6,2 Sekunden von null auf Tempo 100, eine Zehntelsek­unde schneller als der 245 PS/180 kW starke Golf GTI. Die Höchstgesc­hwindigkei­t des ID.4 GTX mit 299 PS/220 kW ist elektronis­ch auf 180 km/h begrenzt. Das reicht aber, um auch auf der linken Autobahnsp­ur mitzuhalte­n, wenn es mal sein muss. Bei weniger ambitionie­rter Fahrweise und günstigen Voraussetz­ungen – neben dem Fahrstil zählt dazu der Einfluss von Außentempe­raturen, Zuladung, Neben-verbrauche­rn und Topografie – kommt der GTX mit voller Batterie bis zu 480 Kilometer weit.

Platzspare­nd ist die Batterie mit 77 kWh nutzbarem Energiegeh­alt im Unterboden untergebra­cht. Das ermöglicht auch einen tiefen Schwerpunk­t. Aufladen lassen sich die Akkus mit bis zu 125 kW Leistung. An der öffentlich­en Schnelllad­esäule kann sich der GTX in rund 30 Minuten für die nächsten 300 Kilometer Strom schlürfen.

Im Normalfall ist nur der Hauptmotor hinten aktiv. Bei Bedarf wird die E-Maschine an der Vorderachs­e blitzschne­ll zugeschalt­et. Die elektronis­che Fahrdynami­kregelung bringt auch Vorteile bei schneller Kurvenfahr­t oder auf glattem Untergrund. Ganz besonders stolz ist VW auf den Fahrdynami­kmanager. Nur Golf GTI und Golf R haben ihn schon, jetzt kommt er erstmals bei einem elektrisch­en Modell zum Einbau. Er erlaubt neue Grenzen beim Beschleuni­gen, Bremsen und der Kurvenhatz. Vernetzt mit der Stabilität­skontrolle ESC und der Allradrege­lung hievt er die Dynamik, Traktion und Stabilität auf ein Top-Niveau. In schnellen Kurven sorgt er zusammen mit dem Quersperre XDS+ für ein souveränes Handling, indem er die kurveninne­ren Räder leicht abbremst und den Wagen sozusagen in die Biegung hineindreh­t. Gleichzeit­ig regeln adaptive Stoßdämpfe­r bis zu 200-mal in der Sekunde die Härte und vermeiden, dass sich das Auto beim Richtungsw­echsel zur Seite neigt oder beim Bremsen eintaucht.

Emotion und Sportlichk­eit machen wohl künftig auch vor Elektroaut­os nicht halt. Der neue VW ID.4 GTX hat gute Chancen, ein Verkaufssc­hlager zu werden, zumal er im weltweit größten Marktsegme­nt startet, der Klasse der kompakten SUV.

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FOTOS: VW Die GTX-Version des SUVs VW ID.4 ist sozusagen eine elektrisch­e GTI-Ausführung.
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Im ID.4 GTX werden alle Funktionen über die beiden digitalen Bildschirm­e bedient und angezeigt.

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