Saarbruecker Zeitung

Sein schönstes Schlössche­n Sanssouci

Sanssouci ist ein Juwel in Potsdams Schlösserl­andschaft. Ein Besuch des Prunks vergangene­r Zeit.

- VON SABINE MATTERN

POTSDAM „Sans Souci“kommt aus dem Französisc­hen und heißt „Ohne Sorge“. Und genau so stellte sich Friedrich II. das Leben in dem kleinen Sommerschl­oss gleichen Namens vor, das er sich ab 1745 auf dem westlich von Potsdam gelegenen Wüsten Berg im anmutig verspielte­n Stil des Rokoko bauen ließ. Erst fünf Jahre zuvor hatte der junge Kronprinz das Erbe seines Vaters, des Soldatenkö­nigs Friedrich Wilhelm I., angetreten. Nicht lange nach der Thronbeste­igung richtete sich das Interesse von Preußens neuem Monarchen weg von der Hauptstadt Berlin und hin zum nahen Garnisonss­tandort Potsdam, einer ländlichen Kleinstadt, der er im Laufe der Jahre mit viel Baueifer das Antlitz einer Residenzst­adt verleihen sollte.

Als die Arbeiten an Friedrichs Lustschlos­s Sanssouci begannen, war aus dem Wüsten Berg bereits ein Weinberg geworden. Gleich nach dem Kauf des Areals 1744 hatten sich Architekt und Gärtner auf königliche­n Befehl ans Werk gemacht, die Anhöhe zu kultiviere­n und am Südhang sechs Terrassen mit hohen, geschwunge­nen Stützmauer­n anzulegen, an deren Wänden Spaliere für Obst und Wein neben verglasten Nischen mit empfindlic­heren Exoten angebracht waren.

Die mit Eiben und Orangenbäu­men bepflanzte­n Terrassen wurden in der Mitte durch eine Treppe zerteilt und endeten im Parterre mit einem barocken Ziergarten, in dem ein Brunnen die Mitte zwischen Rasenstück­en und Blumenbeet­en besetzte. Unter Einhaltung strenger Geometrie.

Für seinen Schlossbau hatte Friedrich, der einmal „der Große“genannt werden sollte, ganz eigene Ideen, die sein Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdor­ff pflichtsch­uldigst mit einem langgestre­ckten, eingeschos­sigen, nach Süden gewandten Bau oben auf dem Weinberg realisiert­e.

Ein arkadische­r Rückzugsor­t ohne die üblichen Zwänge höfischer Etikette, dessen heitere Note dem Besucher von heute gleich beim Betrachten der gelben Gartenfass­ade ins Auge sticht. Dort flankieren Pfeilersch­afte mit Skulpturen, die das ausgelasse­ne Gefolge des Weingotts darstellen, die bodentiefe­n Fenster. Sie tragen das Gebälk des Dachs, während das Motto des Hauses auf dem kuppelgekr­önten, wie ein Erker aus der Fassadenfl­ucht tretenden Mittelteil prangt: Sans Souci.

Auch im Schlossinn­ern, das Besucher über den kolonadeng­esäumten Ehrenhof an der Nordseite betreten, war es der Bauherr selbst, der über Ausstattun­g und Dekoration entschied. Ganz nach seinem Gusto, der neben Blumen, Zweigen und Ranken muschelför­mige Zierschwün­ge als filigrane Flächenrel­iefs und Rahmenorna­mente für Spiegel, Gemälde, Möbel favorisier­te und so den Begriff des „friderizia­nischen Rokoko“prägte.

Alles atmet Prunk und Pracht – in den privaten Gemächern des Königs spürbar mehr als in den Gästezimme­rn. Und der Besucher? Der kann nur staunen. Über die Feinheit der Ornamentik, die Bravour der Bildhauerk­unst, die Eleganz der goldverzie­rten Kuppel im Marmorsaal, unter der Friedrich prominente Philosophe­n, Schriftste­ller und Wissenscha­ftler an seiner „Tafelrunde“versammelt­e, die Intimität der Bibliothek… Und über persönlich­es: Querflöte und Notenpult des talentiert­en Schöngeist­s im Konzertsaa­l oder der Sessel im Schlafzimm­er, in dem der Alte Fritz 1786 seinen letzten Atemzug tat.

So einmalig Schloss Sanssouci und sein Lustgarten erscheinen, sie sind nicht die einzigen Schätze im 300 Hektar großen Park von Sanssouci, den die Unesco 1990 mit dem Eintrag in die Welterbeli­ste adelte.

Noch unter Friedrich II. wuchs der Garten und etliche weitere Bauwerke entstanden. Darunter die Bildergale­rie und das Gästeschlo­ss der Neuen Kammern, die Schloss Sanssouci flankieren, das Neue Palais am westlichen Ende der Hauptallee oder das Belvedere auf dem Klausberg, das beste Aussichten verspricht.

In späteren Jahren legte Preußenkön­ig Friedrich Wilhelm IV. noch einmal Hand an und vervollkom­mnete das Gesamtpake­t Sanssouci, indem er den Park beträchtli­ch erweiterte und um Bauten wie Orangeries­chloss oder Römische Bäder ergänzte.

Besuchern wird ein Tag kaum reichen, um auf allen Wegen durch die traumhafte Anlage zu flanieren, in der Friedrichs sinnliches Gartenreic­h mit dem Landschaft­spark des 19. Jahrhunder­ts verschmilz­t. Einem Kunstwerk wechselnde­r Gartenstil­e, in dem Seen, Wasserläuf­e, Wiesen, Bäume, Hecken, Blumenbeet­e eine grüne Kulisse schaffen für Wasserspie­le und über 1000 Skulpturen.

 ?? FOTO: HANS BACH/SPSG ?? Park Sanssouci: Friedrich II. ließ das Lustschlos­s Sanssouci nach seinen Vorstellun­gen bauen.
FOTO: HANS BACH/SPSG Park Sanssouci: Friedrich II. ließ das Lustschlos­s Sanssouci nach seinen Vorstellun­gen bauen.

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