Saarbrücken setzt auf Wasserstoffbusse
Saarbrücken setzt auf klimafreundlichere Busse, Wasserstoff lautet das Zauberwort – in der Zukunft. Jetzt hat die städtische Saarbahn GmbH erst mal 20 neue Dieselbusse in Betrieb genommen.
SAARBRÜCKEN Im Aufsichtsrat der Saarbahn frage Saarbrückens Bürgermeisterin und Finanzdezernentin Barbara Meyer-Gluche (Grüne) immer wieder mal nach Elektrobussen. Saarbahnmitarbeiter und Mitglieder des Aufsichtsrats verdrehen dann hin und wieder die Augen, berichtet ein Teilnehmer der Runde. Weil Meyer-Gluche Vorsitzende des Aufsichtsrats ist, muss das Saarbahn-Management solche Fragen besonders ernst nehmen. Und so war Torsten Burgardt am Freitagnachmittag optimal vorbereitet, wie es heißt. Der Mann, der als Saarbahn-Netz-Bereichsleiter für die Infrastruktur und damit für die Busse zuständig ist, hatte Informationen vorbereitet, die erklären, warum Elektrobusse für das städtische Unternehmen gerade kein Thema sind.
Meyer-Gluche war allerdings in der Sitzung gar nicht anwesend. Ob sie sich als noch amtierende Grünen-Landesvorsitzende um das Chaos in ihrer Partei kümmerte oder andere wichtige Verpflichtungen hatte, ist nicht bekannt. Jedenfalls ließ sie sich von ihrem Chef, Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), vertreten.
Torsten Burgardt durfte dennoch erklären, was er zum Thema Elektrobusse zu sagen hatte. Auf SZ-Anfrage erklärte er es am Montag so: Das Problem mit den Elektrobussen sei insbesondere in einer hügeligen Lage wie Saarbrücken die Reichweite. Die Busse fahren alle zusammen aus dem Depot und kommen alle zum Aufladen zur etwa gleichen Zeit wieder zurück. Weil zu diesem Zeitpunkt aber das Tagessoll noch nicht erfüllt ist, rücken dann neue, frisch aufgeladene Busse aus, um die Strecken weiterzubefahren. So komme es, dass man etwa 75 Prozent mehr Elektro- als Dieselbusse brauchen würde. Die Flotte müsse einfach wegen der geringeren Reichweite größer sein.
Deshalb setzt die Saarbahn, die zurzeit 138 eigene Busse und weitere von Privatfirmen im Einsatz hat, künftig auf die Brennstoffzelle als alternative Antriebsform ihrer Busflotte. Der Aufsichtsrat der Saarbahn hat dazu am Freitag grünes Licht gegeben und der Anschaffung von 21 Wasserstoffbussen zugestimmt. Außerdem hat er beschlossen, dass die nötige Wasserstoff-Versorgungsinfrastruktur inklusive einer Tankstelle bis 2025 aufgebaut wird.
„Saarbrücken setzt zur Erreichung der Klimaziele auf alternative Antriebsarten. Die Neuausrichtung der Antriebsart unserer Busflotte auf die Brennstoffzelle ist Teil unseres Maßnahmenpakts zur Verkehrswende. Die Umstellung trägt aber auch zur Strategie bei, unsere Region zur Wasserstoffmodellregion zu entwickeln. Unsere Saarbrücker Verkehrsbetriebe wollen in diesem Sinne die Zukunft als Vorreiter aktiv mitgestalten“, sagte der Oberbürgermeister nach der Sitzung.
Ein Wasserstoffbus koste in der
Anschaffung je nach Hersteller zurzeit zwischen 625 000 und 700 000 Euro, sagt Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger. Auch er sieht das Saarland unter anderem durch die Hilfe der Saarbahn schon als „Wasserstoff-Modellland“.
Bevor die neuen Busse bestellt werden können, muss aber erst mal die Sache mit der Förderung durch den Bund geklärt sein, sagt Torsten Burgardt. Die Förderrichtlinie des Bundesverkehrsministeriums liege zwar vor. Sie müsse aber noch von der Europäischen Union geprüft und abgesegnet werden. Wenn das geschehen ist, zahle der Bund 80 Prozent auf die Summe, die ein Wasserstoffbus teurer als ein Dieselbus ist. Ein Wasserstoffbus koste etwa doppelt so viel wie ein Dieselbus, ist also auch nach Abzug der Förderung für die Saarbahn 20 Prozent teurer.
Aber die Investition lohne sich im Sinne des Klimaschutzes, teilt das Unternehmen mit. Denn: „Wasserstoffbusse haben eine Brennstoffzelle an Bord, in der Wasserstoff in Strom für die Fahrmotoren umgewandelt wird. Die Reichweite eines wasserstoffbetriebenen Busses beträgt rund 350 Kilometer. Die Wasserstoffbusse erfüllen das Kriterium einer großen Reichweite und kurzen Betankungszeiten. Wasserstoffbusse haben in etwa die gleiche Reichweite wie Dieselfahrzeuge.“
Weil man aber nicht auf die neue Technik warten kann, hat die Saarbahn gerade noch für 5,2 Millionen Euro 20 Dieselbusse angeschafft. Weil die Busse über „ein energiesparendes Hybridsystem verfügen“, spare man jährlich etwa 23 Tonnen Kohlendioxid. Und man bietet den Fahrgästen einen neuen Service: In den Bussen sind USB-Ladesteckdosen, mit denen man sein Handy während der Fahrt ganz bequem aufladen kann.
Das sei eine gute Sache, sagt Torsten Burgard. Er beobachtet dieses neue Angebot mit Spannung. Diese speziellen Steckdosen sind nämlich nicht nur sehr praktisch, sie laden womöglich bestimmte Menschen auch zum Vandalismus ein. „Aber bisher war noch keine mit Kaugummi zugeklebt“, sagt Burgardt.