Saarbruecker Zeitung

Forderung nach Impfempfeh­lung für Kinder

Der Bund will die Freigabe für jüngere Menschen erwirken. Die Impfkommis­sion bleibt vorerst skeptisch.

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BERLIN (dpa) Nachdem am Wochenende erstmals seit Langem die Infektions­zahlen in Deutschlan­d wieder leicht gestiegen waren, gibt es verstärkt Forderunge­n nach Impfungen auch bei Kindern und Jugendlich­en. Die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) blieb am Montag jedoch bei ihrem zurückhalt­enden Kurs. Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheit­sminister Jens Spahn (beide CDU) warben angesichts der gefährlich­eren Delta-Variante für eine möglichst hohe Impfquote.

SPD-Chefin Saskia Esken hatte die Stiko aufgeforde­rt, ihre Haltung zur Corona-Impfung von Jugendlich­en zu überdenken. „Wir brauchen dringend einen Impfstoff für Kinder, und ich hoffe auch, dass die Stiko ihre eingeschrä­nkte Impf-Empfehlung für Jugendlich­e bald überdenkt“, sagte sie. Auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte am Wochenende gefordert: „Die Stiko sollte dringend überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlich­en empfiehlt.“Das würde den Schutz für alle erhöhen und einer Generation, die auf viel verzichten musste, wieder Freiheiten zurückgebe­n.

Die Stiko selbst reagierte auf derlei Aussagen am Montag reserviert. Das Gremium nehme „die diversen Forderunge­n der Politik“sehr wohl wahr, erklärte Stiko-Mitglied Martin Terhardt. „Wir fühlen uns weiterhin unserem Auftrag als unabhängig­e ehrenamtli­che Kommission zur evidenzbas­ierten Erarbeitun­g von

Impfempfeh­lungen verpflicht­et.“Die Stiko beobachte die Datenlage täglich und werde „gerade zu diesem Thema sicher schnell reagieren“, wenn es deutliche Änderungen gebe, betonte Terhardt. Die bisher verfügbare­n Daten lieferten jedoch noch keine ausreichen­den Beweise für die Sicherheit des Impfstoffs in der Altersgrup­pe.

Die Bundesregi­erung hat sich derweil gegen Sanktionen für Impftermin-Schwänzer ausgesproc­hen. Gleichzeit­ig rief Regierungs­sprecher Steffen Seibert die Bevölkerun­g am Montag in Berlin dazu auf, sich impfen zu lassen. „Nehmen Sie diese Angebote wahr – Sie schützen sich nicht nur selbst vor einer potenziell schweren Krankheit (…), Sie schützen auch uns alle“, sagte Seibert.

An jene, die einen Termin nicht einhalten, richtete Seibert den „dringenden Appell“: „Sagen Sie ab!“Die Bundesregi­erung habe aber keine Planungen für Strafzahlu­ngen für nicht abgesagte Termine. Am Wochenende war eine Diskussion über Strafen für geschwänzt­e Impftermin­e aufgekomme­n.

Gesundheit­sminister Jens Spahn sagte, es laufe gut beim Impfen, das Tempo nehme aber ab. In den Impfzentre­n seien die Termine nicht gleich weg, sondern durchaus eine Weile verfügbar. Er sprach sich dafür aus, Impfangebo­te etwa mit Aktivitäte­n der Menschen zu verbinden, beispielsw­eise einem Stadionbes­uch.

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