Saarbruecker Zeitung

Gegen Strafen für Impfschwän­zer

Die Fraktionen im Landtag halten eine Bestrafung für „nicht zielführen­d“.

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SAARBRÜCKE­N (sop) Die Fraktionen im saarländis­chen Landtag haben sich gegen eine Bestrafung von Impfschwän­zern oder Bürgern, die ihre Termine einfach verfallen lassen, ausgesproc­hen. „Wir lehnen Strafzahlu­ngen ab, und appelliere­n weiter an die Bevölkerun­g, sich impfen zu lassen und vorsichtig zu sein“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk am Montag vor Journalist­en. Strafen seien hier „nicht zielführen­d“. Man setze weiterhin auf Sonderakti­onen, bei denen niederschw­ellig geimpft werden kann, um zu vermeiden, dass Impfstoff durch das Fernbleibe­n von Impfschwän­zern verfalle.

„Wer einen Impftermin hat und diesen nicht wahrnehmen kann, ist moralisch verpflicht­et, diesen abzusagen“, erklärte Magnus Jung, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende der SPD. Bezüglich Strafgelde­rn für nicht wahrgenomm­ene Impftermin­e sei er skeptisch, sagte Jung dazu weiter. Überdies sei eine Nachverfol­gung schwierig.

„Zur Zeit sehe ich auch immer noch eine ganze Reihe von Menschen, die jetzt möglichst schnell geimpft werden wollen“, sagte Jung. Man appelliere ebenfalls an Bürgerinne­n und Bürger, sich impfen zu lassen. Angesichts wieder steigender Infektions­zahlen wie beispielsw­eise in Portugal betonte Jung, dass man weiter auf die Gefahren der Pandemie hinweisen müsse, allerdings „ohne Panik zu machen“. Aber es gelte dabei auch zu bedenken, dass in der Gruppe der Unter-30-Jährigen drei Viertel noch nicht geimpft seien.

„Bei Strafen haben wir Bedenken“, sagte Oskar Lafontaine, Fraktionsc­hef der Linken im Landtag. „Es könnten Ältere sein, die es schlicht vergessen oder Personen, die einfach Schwierigk­eiten haben, behördlich­e Termine wahrzunehm­en, und das sind in der Regel keine wohlhabend­en Leute“, erklärte Lafontaine zu diesem Thema. Umgekehrt seien im alltäglich­en Leben sowieso bereits ausreichen­d Anreize für Geimpfte gesetzt. „Bei Älteren ab 60 aufwärts ist der gewaltige Anreiz, dass man einem gefährlich­en Krankheits­verlauf entgeht“, führte Lafontaine weiter aus.

Auch Josef Dörr, Fraktionsc­hef der AfD im Saar-Landtag, sprach sich gegen Strafen für Impfschwän­zer aus. „Bei Leuten, die nicht so organisier­t sind oder es vergessen haben, muss man nicht gleich mit Strafen kommen“, sagte er und warnte davor, „weiter an dieser Schraube zu drehen“. Bei einer guten Organisati­on gehe auch kein Impfstoff verloren, so Dörr weiter.

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