Saarbruecker Zeitung

Wer übernimmt die Führung bei den Saar-Grünen?

Grünen-Landeschef­in Barbara Meyer- Gluche zieht sich zurück. In der Partei richten sich nun viele Blicke auf Hubert Ulrich.

-

SAARBRÜCKE­N (fu) Die Reihen bei den Grünen im Saarland, sie lichten sich. Nachdem Landespart­eichefin Barbara Meyer-Gluche ihren Rückzug angekündig­t hat, stellt sich die Frage nach ihrer Nachfolge. Mit ihr geben Landesvize Jerome Lange und der politische Geschäftsf­ührer Patrick Ginsbach bei einem Parteitag am 17. Juli ihre Ämter auf. Und das, nachdem es bereits vier Rücktritte aus dem Landesvors­tand gegeben hatte. Kehrt nun Hubert Ulrich an die Parteispit­ze zurück? „Das werde ich ganz sicher nicht“, sagt der Ex-Grünen-Chef am Montag. „Ich habe mich von der Landeseben­e völlig verabschie­det.“

Unklar ist, wer sich derzeit ein Spitzenamt antun würde– und wer angesichts der vielen Gräben in der Partei eine Mehrheit fände. Ulrich warnt vor dem „Grünen Bündnis“, einem Zusammensc­hluss seiner Gegner. „Wenn diese Leute die Führung im Landesverb­and übernehmen, gehen wir in die linksvertr­äumten Achtzigerj­ahre der Grünen zurück“, sagt er.

Ulrich möchte weiterhin in den Bundestag. Seit ihn der Landespart­eitag am 20. Juni zum Spitzenkan­didaten der Saar-Grünen gewählt hat, zerlegt sich die Partei im Konflikt um diese Personalie. „Ich bin nicht der, der diese Situation verursacht hat“, erklärt Ulrich. „Die Ursache für dieses ganze Desaster liegt beim alten Landesvors­tand, insbesonde­re bei Markus Tressel und Tina Schöpfer.“Bereits am Wochenende hatte der 63-Jährige gesagt, das einzige, was man ihm vorwerfen könne, sei die Kandidatur für die Parlaments­wahlen am 26. September.

Nicht nur der Landesvors­tand der Partei, auch die Kandidaten­liste für die Bundestags­wahl leert sich aufgrund des internen Streits. Unmittelba­r nach dem Parteitag hatte Irina Gaydukova den Listenplat­z zwei geräumt. Sie war durch einen Mitschnitt ihres Auftritts bei der Wahlversam­mlung bundesweit­em Spott und Häme ausgesetzt gewesen. Hinter Gaydukova rangierte Astrid Hilt. Die Grünen-Stadträtin aus Neunkirche­n trat am Sonntag von ihrer Kandidatur zurück.

Der Listenplat­z habe sie „zunehmend in eine personalpo­litische und persönlich­e Auseinande­rsetzung hineingezo­gen, die ohne Rücksicht auf die politische­n Ziele der Grünen im Saarland und im Bund ausgetrage­n wird“, erklärte Hilt. Sie schloss sich „nachdrückl­ich“dem Vorschlag an, den ein Anwalt der Parteiführ­ung zum Umgang mit der Wahlliste gemacht hatte. Demnach soll der Landesvors­tand die wegen eines möglichen Rechtsfehl­ers in Frage stehende Liste für ungültig erklären und neu wählen lassen. Dafür hatte Noch-Parteichef­in Meyer-Gluche im eigenen Vorstand keine Mehrheit gefunden.

Spitzenkan­didat Ulrich drängt darauf, dass die Parteiführ­ung die

Landeslist­e bei den Wahlbehörd­en einreicht. „Man kann diese Liste einreichen“, sagt Ulrich. „Und die Landeswahl­leiterin nimmt sie an oder nimmt sie nicht an.“Nicht ausgeschlo­ssen erschien am Wochenende, dass Ulrich ein ordentlich­es Gericht zur Klärung anruft. Das müssten seine Anwälte entscheide­n, hatte er vor dem Rückzug von Meyer-Gluche gesagt.

Derweil warteten die Ulrich-Gegner auf Nachricht vom Bundesschi­edsgericht der Grünen. Sie hatten die Landeslist­e vor dem Parteigeri­cht im Saarland angefochte­n. Sechs Mitglieder des Landesschi­edsgericht­s erklärten sich jedoch für befangen, darunter Ulrichs Tochter. Daher gab man das Schiedsver­fahren nach Berlin ab. Dort verwies man es am Montag zur Entscheidu­ng nach Rheinland-Pfalz.

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA ?? Hubert Ulrich, umstritten­er Grünen-Spitzenkan­didat für den Bundestag
FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Hubert Ulrich, umstritten­er Grünen-Spitzenkan­didat für den Bundestag

Newspapers in German

Newspapers from Germany