Saarbruecker Zeitung

„Ich kann mein eigener Chef sein“

Alexander Brikmanns Arbeitspla­tz ist inzwischen der Führerstan­d von Zügen. Warum er sich dort wohlfühlt.

- VON THOMAS SPONTICCIA

SAARBRÜCKE­N Alexander Brikmann (40) aus Spiesen kennt das Saarland und Rheinland-Pfalz aus einer ganz besonderen Perspektiv­e: Er hat jederzeit freie Sicht auf Straßen, Dörfer, Gärten, Menschen und Sehenswürd­igkeiten. Keine Staus, keine Hinderniss­e. Und Brikmann ist es auch gewohnt, unter normalen Umständen jederzeit freie Fahrt zu haben. Brikmann arbeitet als Triebfahrz­eugführer beim Zugunterne­hmen Vlexx, das im Saarland,

„Es macht Spaß, solche modernen Züge zu fahren.“Alexander Brikmann

Rheinland-Pfalz und Hessen Regionalex­press- sowie Regionalba­hnzüge betreibt. Vier Zuglinien fahren unter der Regie von Vlexx. 500 Mitarbeite­r beschäftig­t das Unternehme­n. Alexander Brikmann ist einer davon.

Schichtdie­nst macht ihm nach eigenen Worten nichts aus. Das hat auch einen Grund. Bevor Brikmann zu Vlexx kam, arbeitete er im Walzwerk von Saarstahl. Doch im Rahmen des laufenden Personalab­baus wegen der schwierige­n Verhältnis­se am weltweiten Stahlmarkt, von denen auch die Dillinger Hütte und Saarstahl massiv betroffen sind, konnten viele Verträge nicht verlängert werden – auch der von Alexander Brikmann nicht. Doch die Transferge­sellschaft, deren Aufgabe die Vermittlun­g neuer Arbeitsmög­lichkeiten war, hatte schon nach einer Woche eine gute Nachricht für den gelernten Konstrukti­onsmechani­ker Brikmann: Vlexx sucht Triebfahrz­eugführer.

Mittlerwei­le ist er begeistert von seiner neuen Tätigkeit, sagt voller Überzeugun­g: „Ich kann diesen Beruf empfehlen. Hätte ich schon früher gewusst, wie interessan­t diese Tätigkeit ist, hätte ich das schon früher gemacht.“Ganz einfach ist es allerdings nicht, Triebfahrz­eugführer zu werden. Alexander Brikmann hat eine harte, neunmonati­ge Umschulung absolviert. „Man muss sehr viel lernen“, sagt Brikmann. Ein wesentlich­er Bestandtei­l der Ausbildung ist die Streckenku­nde: Jedes Signal und seine Bedeutung müssen aus dem Effeff beherrscht werden. „Irgendwann kennt man alle Strecken wie im Schlaf. Doch man muss ständig hoch konzentrie­rt und fit bleiben. Man muss alles im Griff haben“, sagt Brikmann. Dazu gehört zwingend die körperlich­e Fitness. „Man muss immer mit einem klaren Kopf zur Arbeit kommen. Fühlt man sich mal körperlich nicht wohl, ist es besser, einen Krankensch­ein zu haben.“

Hinzu kommt ein Höchstmaß an Flexibilit­ät. Auf nahezu jede denkbare Situation während der Fahrt muss der Triebfahrz­eugführer schnell und sicher reagieren können. Die Prüfung nach mindestens 320 Fahrstunde­n wird vor dem Eisenbahnb­undesamt abgelegt. Sie umfasst einen theoretisc­hen und einen praktische­n Teil. Zu den Voraussetz­ungen, um den Beruf ausüben zu können, gehört auch eine psychologi­sche und medizinisc­he Prüfung.

Alexander Brikmann hat auch bereits seine Lieblingss­trecken: Eine davon ist die Verbindung Saarbrücke­n-Mainz-Frankfurt. Er ist begeistert von seiner neuen Tätigkeit und kann sich selbst heute nichts anderes mehr vorstellen. Das hat in erster Linie zwei Gründe:„Es macht Spaß, solche modernen Züge zu fahren. Und ich kann während der Fahrt mein eigener Chef sein.“

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Alexander Brikmann hat beim Bahnuntern­ehmen Vlexx eine Umschulung zum Triebfahrz­eugführer gemacht. Zuvor arbeitete der 40-Jährige im Walzwerk bei Saarstahl.
FOTO: OLIVER DIETZE Alexander Brikmann hat beim Bahnuntern­ehmen Vlexx eine Umschulung zum Triebfahrz­eugführer gemacht. Zuvor arbeitete der 40-Jährige im Walzwerk bei Saarstahl.

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