„Ich kann mein eigener Chef sein“
Alexander Brikmanns Arbeitsplatz ist inzwischen der Führerstand von Zügen. Warum er sich dort wohlfühlt.
SAARBRÜCKEN Alexander Brikmann (40) aus Spiesen kennt das Saarland und Rheinland-Pfalz aus einer ganz besonderen Perspektive: Er hat jederzeit freie Sicht auf Straßen, Dörfer, Gärten, Menschen und Sehenswürdigkeiten. Keine Staus, keine Hindernisse. Und Brikmann ist es auch gewohnt, unter normalen Umständen jederzeit freie Fahrt zu haben. Brikmann arbeitet als Triebfahrzeugführer beim Zugunternehmen Vlexx, das im Saarland,
„Es macht Spaß, solche modernen Züge zu fahren.“Alexander Brikmann
Rheinland-Pfalz und Hessen Regionalexpress- sowie Regionalbahnzüge betreibt. Vier Zuglinien fahren unter der Regie von Vlexx. 500 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Alexander Brikmann ist einer davon.
Schichtdienst macht ihm nach eigenen Worten nichts aus. Das hat auch einen Grund. Bevor Brikmann zu Vlexx kam, arbeitete er im Walzwerk von Saarstahl. Doch im Rahmen des laufenden Personalabbaus wegen der schwierigen Verhältnisse am weltweiten Stahlmarkt, von denen auch die Dillinger Hütte und Saarstahl massiv betroffen sind, konnten viele Verträge nicht verlängert werden – auch der von Alexander Brikmann nicht. Doch die Transfergesellschaft, deren Aufgabe die Vermittlung neuer Arbeitsmöglichkeiten war, hatte schon nach einer Woche eine gute Nachricht für den gelernten Konstruktionsmechaniker Brikmann: Vlexx sucht Triebfahrzeugführer.
Mittlerweile ist er begeistert von seiner neuen Tätigkeit, sagt voller Überzeugung: „Ich kann diesen Beruf empfehlen. Hätte ich schon früher gewusst, wie interessant diese Tätigkeit ist, hätte ich das schon früher gemacht.“Ganz einfach ist es allerdings nicht, Triebfahrzeugführer zu werden. Alexander Brikmann hat eine harte, neunmonatige Umschulung absolviert. „Man muss sehr viel lernen“, sagt Brikmann. Ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung ist die Streckenkunde: Jedes Signal und seine Bedeutung müssen aus dem Effeff beherrscht werden. „Irgendwann kennt man alle Strecken wie im Schlaf. Doch man muss ständig hoch konzentriert und fit bleiben. Man muss alles im Griff haben“, sagt Brikmann. Dazu gehört zwingend die körperliche Fitness. „Man muss immer mit einem klaren Kopf zur Arbeit kommen. Fühlt man sich mal körperlich nicht wohl, ist es besser, einen Krankenschein zu haben.“
Hinzu kommt ein Höchstmaß an Flexibilität. Auf nahezu jede denkbare Situation während der Fahrt muss der Triebfahrzeugführer schnell und sicher reagieren können. Die Prüfung nach mindestens 320 Fahrstunden wird vor dem Eisenbahnbundesamt abgelegt. Sie umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil. Zu den Voraussetzungen, um den Beruf ausüben zu können, gehört auch eine psychologische und medizinische Prüfung.
Alexander Brikmann hat auch bereits seine Lieblingsstrecken: Eine davon ist die Verbindung Saarbrücken-Mainz-Frankfurt. Er ist begeistert von seiner neuen Tätigkeit und kann sich selbst heute nichts anderes mehr vorstellen. Das hat in erster Linie zwei Gründe:„Es macht Spaß, solche modernen Züge zu fahren. Und ich kann während der Fahrt mein eigener Chef sein.“