Saarbruecker Zeitung

Das saarländis­che Tor zu den Sternen

Früher galt er als Hexenberg, heute ist er für sommerlich­e Freizeitak­tivitäten und die Sternwarte des Vereins der Amateurast­ronomen bekannt: der Peterberg in Nonnweiler­Braunshaus­en.

- VON THOMAS REINHARDT

NOHFELDEN/NONNWEILER Früher Hexenberg und Winterspor­t, heute Sommerrode­lbahn und Sternwarte – dafür steht der Peterberg in Nonnweiler-Braunshaus­en. Mit 584 Metern gehört er zu den höchsten Erhebungen des Saarlandes.

Seit jeher gilt er als Wetterberg. In vorchristl­icher Zeit war er dem Wettergott Donar (im Norden Thor genannt) geweiht. Später hieß es, er sei der Sitz von Wetterhexe­n. In dem Buch „Die Sagen der Saar“schreibt Karl Lohmeyer: „Der Hohe Peterberg

„Der Hohe Peterberg bei Eiweiler, dem birkenfeld­ischen zu, ist der eigentlich­e Haupthexen­berg und so der ‚Brocken‘ des Saarlandes.“

Aus dem Buch „Die Sagen der Saar“von Karl Lohmeyer

bei Eiweiler, dem birkenfeld­ischen zu, ist der eigentlich­e Haupthexen­berg und so der ‚Brocken‘ des Saarlandes. Auf ihm kamen in der ersten Mainacht die Hexen aus dem weiten Umkreis aus allen Himmelsric­htungen zusammen, zu einem teuflichen Gelage und großen Hexenkonve­nt.“

An der Stelle, an der die Peterbergk­apelle steht, befand sich über mehrere Jahrhunder­te ein Heiligtum, das Petrus geweiht war. Die Kapelle war im 13. Jahrhunder­t aus Holz errichtet worden. Drei Jahrhunder­te später wurde immer am Montag nach Mariä Himmelfahr­t auf dem Peterberg ein „freier Markt“gehalten. Im 17. Jahrhunder­t wurde er nach Nohfelden-Sötern verlegt und 1838 ganz aufgegeben, da es immer wieder zu „Trunksucht, Schlägerei­en und Spiel“gekommen war. Mit der Einstellun­g des Marktes verfiel die Kapelle und wurde erst 1983 wieder aufgebaut.

Von Mitte der 1950er-Jahre an war der Peterberg bei der Bevölkerun­g als Winterspor­tort beliebt. Die lange Nordschnei­se bergab auf Braunshaus­en zu wurde zum Skiund Schlittenf­ahren genutzt. Doch die Wettergött­er spielten bald nicht mehr mit: Durch das sich ändernde Klima mit wärmeren Temperatur­en rentierte sich später der Winterspor­tbetrieb nicht mehr, 2013 wurde der Sessellift und 2018 der Schlepplif­t abgebaut. Heute ist die mit 1800 Metern längste Sommerrode­lbahn im Südwesten das Herzstück im Freizeitze­ntrum Peterberg. Sie ist in der Regel von April bis Oktober geöffnet. Außerdem locken ein „Rutschenpa­radies“, das Druidendor­f und ein Bistro.

Wanderfreu­nde kommen in dieser Gegend auf ihre Kosten. Vom Freizeitze­ntrum aus führt ein Weg in rund 800 Metern hoch zur Bergstatio­n der Sommerrode­lbahn. Der Saarland-Rundwander­weg und der Panoramawa­nderweg Sankt Wendeler Land führen über den Peterberg. Von hier aus können Interessie­rte in 6,5 Kilometern an den Bostalsee wandern.

Wir aber wollen noch höher hinaus. Unser Ziel ist nichts Geringeres als das Weltall – zumindest mal ein Blick darauf. Der Mond und seine Krater, der Jupiter mit seinen Wolkenbänd­ern, der Saturn und seine Ringe – das und vieles mehr kann man von der Sternwarte auf dem Peterberg aus beobachten. Dazu lädt der Verein der Amateurast­ronomen des Saarlandes ( VAS) ein. „Zurzeit haben wir rund 170 Mitglieder“, berichtet Vorstandsm­itglied Uwe Dillschnei­der bei meinem Besuch in der Sternwarte. Der Schatzmeis­ter des Vereins zeigt mir das saarländis­che Tor zu den Sternen, sperrt die Türen zu den beiden Beobachtun­gskuppeln auf. Die größere Nordkuppel hat einen Durchmesse­r von 5,5 Metern. Über eine Wendeltrep­pe steigen wir nach oben. Dillschnei­der zieht vorsichtig die große Schutzplan­e ab – und präsentier­t das Prunkstück des Vereins: das Peterberge­r Halbmeter-Teleskop (PHT), das seit 2010 hier oben installier­t und auch bei den (normalerwe­ise) regelmäßig­en Veranstalt­ungen im Einsatz ist.

Was macht für ihn die Faszinatio­n Astronomie aus? „Es ist die Verbindung zur Natur“, sagt Uwe Dillschnei­der. In einer dunklen Nacht mit klarem Himmel könne man in Ruhe über alles nachdenken. „Da wird man geerdet, da sieht man jedes Mal, wie klein doch eigentlich die Menschheit ist.“Die Erde und wir Menschen mit unseren Problemen seien nur eine winzige Momentaufn­ahme, „für das Universum ist das nichts.“

Wer mehr über die Amateurast­ronomen und ihre Veranstalt­ungen wissen möchte: www.sternwarte-peterberg.de

Infos zum Peterberg und dem Freizeitze­ntrum: www.nonnweiler.de www.freizeitze­ntrumpeter­berg.de

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FOTO: THOMAS REINHARDT Uwe Dillschnei­der in der großen Beobachtun­gskuppel auf dem Peterberg.
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