Saarbruecker Zeitung

Schwimmsch­iff-Bergung zieht sich hin

Das im Februar gesunkene Schiff aus der Saar zu holen, ist schwierig. Das Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt hat einen Plan, den es nun abarbeitet. Das wird dauern – und teuer.

- VON FRANK BREDEL UND MARTIN ROLSHAUSEN

SAARBRÜCKE­N Wer spektakulä­re Aktionen an der Berliner Promenade erwartet hatte, wurde am Montag enttäuscht. Mit der Bergung des früheren Schwimmsch­iffs „Vaterland“, das zuletzt als Shishabar genutzt wurde und seit 14. Februar mit Schlagseit­e in der Saar liegt, wurde gestern zwar begonnen. Der Moment, in dem das traditions­reiche Schiff aus dem Wasser kommt, wird allerdings noch etwas auf sich warten lassen. Und dieses Spektakel wird nicht an der Anlegestel­le am Willi-Graf-Ufer stattfinde­n.

Einige der Beobachter waren sogar aus Frankfurt angereist, um die Bergung mitzuerleb­en. Sie schauten von der Promenade aus zu, wie Mitarbeite­r des Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamts ( WSA) mit einem Arbeitssch­iff ein paar Meter vom Schwimmsch­iff entfernt an der Kaimauer anlegten. Es war aber schnell klar: Das Schwimmsch­iff wird nicht in einer Blitzaktio­n aus dem Wasser kommen. Für das umfangreic­he Manöver hat das WSA etwa zehn Tage eingeplant.

Die Firma Nautik aus Sasbach am Kaiserstuh­l in Baden-Württember­g werde das Schwimmsch­iff heben, erklärte Christina Decker vom Wasser- und Schiffahrt­samt in Saarbrücke­n. Die Spezialist­en kamen gestern Mittag in Saarbrücke­n an und erkundeten das Schwimmsch­iff und die Baustelle der nächsten Tage. Sie werden Hebekissen am Rumpf der „Vaterland“befestigen und langsam mit Luft füllen, während das Wasser aus dem Schiff gepumpt wird. Wenn alles nach Plan läuft, hebt sich der Rumpf dann langsam.

Wenn das geschehen ist, wird das Schiff über die Saar nach Burbach abgeschlep­pt. Dort an der Schleuse soll es dann von Kränen an Land gehoben werden. Dazu will das WSA im Bereich der Schleuse ein Sandbett anlegen. In Burbach können die Kräne besser arbeiten, da dort mehr Aufstellfl­äche für die schweren Fahrzeuge zur Verfügung steht als unterhalb der Berliner Promenade, erklärten die Bergungsex­perten. Das Heben des Schwimmsch­iffs wird nach Angabe des WSA für Mittwochna­chmittag oder Donnerstag erwartet.

Mitglieder des Saarbrücke­r Stadttaube­nvereins sorgen sich um Tauben, die im Schwimmsch­iff inzwischen Nester gebaut hätten. Der Verein kümmert sich in der Stadt um das Wohlergehe­n der Vögel. Unter anderem, indem er sie in einem Taubenhaus neben dem Rathaus St. Johann füttert und ihre Eier gegen Attrappen austauscht, um die Population nicht größer werden zu lassen. Der Verein bietet immer wieder an, Nester aus verlassene­n Gebäuden zu entfernen, ohne dass den Tauben Schaden entsteht. Zutritt zum Schwimmsch­iff bekamen die

Taubenfreu­nde gestern aber nicht.

Ganz langweilig war es für die Beobachter­innen und Beobachter am Montag dann aber doch nicht. Vorausgese­tzt, sie interessie­rten sich für WSA-Arbeitplat­tformen, soge

Wer die Kosten trägt, ist offen. Die Eignerin des Schiffs hat nach eigenen Angaben nämlich keine Versicheru­ng abgeschlos­sen.

nannte Dienstschi­ffe, und ein Boot der Wasserschu­tzpolizei. Ansonsten liefen die Arbeiten an der Berliner Promenade wie bei der Einrichtun­g vieler Baustellen. „Bis Mittag wurde erst einmal ein Toilettenh­äuschen geliefert. Die Bergungsfi­rma war in

Güdingen an der Schleuse aktiv, um das eigene Boot klarzumach­en“, erklärte Christina Decker vom Wasserund Schiffahrt­samt in Saarbrücke­n. Taucher waren am Montag noch nicht im Einsatz.

„Im Laufe der Woche wird man dann deutlich mehr sehen“, kündigte Decker an. Zu den Bergungsko­sten sagte sie, dass diese vom Fortgang und Erfolg der Arbeiten abhängig seien. Allerdings seien die bereits im Vorfeld veröffentl­ichten Zahlen von 150 000 bis 200 000 Euro durchaus realistisc­h bei einer Bergung dieser Art.

Wer die Kosten trägt, ist offen. Die Eignerin des Schiffs hat nach eigenen Angaben nämlich keine Versicheru­ng abgeschlos­sen. Der Pächter, der die Shishabar auf dem Schiff betrieben hat, war zwar offensicht­lich versichter­t, seine Versicheru­ng hat aber nach Angaben der Eigner bisher nicht gezahlt und geht wohl vor Gericht. Das Eigner-Ehepaar sieht sich als Opfer der Versicheru­ng, die auf Zeit spiele. Dabei ist aus Sicht der Eigner klar, dass das Schiff sank, weil Trinkwasse­r ausgelaufe­n sei. Die Trinkwasse­rzuleitung sei trotz Frost nicht abgestellt gewesen. Das Wasser, das für Schlagseit­e sorgte und zum Sinken führte, sei also nicht aus der Saar, sondern von innen gekommen.

Sollte die Versicheru­ng dennoch nicht bezahlen müssen, besteht die Gefahr, dass letztlich die Steuerzahl­er für die Bergung des Schwimmsch­iffs aufkommen müssen.

Es erst einmal bis zur Klärung dieser Fragen in der Saar liegen zu lassen, ist für das Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt allerdings keine Lösung.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ein Arbeitssch­iff des Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamts legte am Dienstag beim auf Grund gelaufenen Schwimmsch­iff an.

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