Grüne wechselt nach Mettlach
Jeanne Dillschneider hat verärgert ihren Saarbrücker Ortsverband verlassen. Ihre Mandate behält sie.
SAARBRÜCKEN (fu) Im internen Streit bei den Grünen im Saarland hat Jeanne Dillschneider, bis Juni stellvertretende Landeschefin, ihren Saarbrücker Ortsverband verlassen. Dazu hatte sie im Konflikt um Ex-Grünen-Chef Hubert Ulrich auch Parteifreunde aufgerufen. Dillschneider hatte beim Landesparteitag mit Ulrich um die Spitzenkandidatur für den Bundestag konkurriert. Der umstrittene Ex-Parteichef setzte sich mit einer Zweidrittelmehrheit gegen die 25-Jährige durch, unterstützt von den Grünen aus Saarbrücken-Mitte. Dem zweitgrößten Ortsverband im Saarland gehörte auch Dillschneider bisher an.
Jetzt ist die frühere Landesvize und amtierende Vorsitzende der Grünen Jugend in den Ortsverband Mettlach gewechselt. Ihre Mandate im Saarbrücker Stadtrat und im Bezirksrat Mitte wird Dillschneider jedoch behalten. Dem Vorstand ihres bisherigen Ortsverbandes Saarbrücken-Mitte wirft Dillschneider unter anderem vor, „maßgeblich für das Desaster am Parteitag“mitverantwortlich zu sein. Ihren Wechsel bezeichnet sie als „Konsequenz daraus“.
Zuvor hatte die von Dillschneider angeführte Grüne Jugend auch andere Parteimitglieder aus Saarbrücken-Mitte sowie aus Saarlouis aufgefordert, den Ortsverband zu wechseln. Die Großverbände hatten beim Parteitag die meisten Delegierten gestellt und Ulrich die Mehrheiten gesichert.
Dillschneider begründet ihren
Wechsel nicht nur mit der Listenaufstellung für die Bundestagswahl, sondern sie führt auch die Mitgliederversammlung ihres Saarbrücker Ortsverbandes am 15. Mai in Ensheim an. Dort war über die Delegierten für die Listenwahl abgestimmt worden, nach Ansicht des Grünen-Stadtrats Karsten Engelhardt unter „skandalösen Umständen“. Die Grüne Jugend beklagte nach der Versammlung, ihre Vorschläge für Delegierte seien „missachtet“worden.
In einer E-Mail mutmaßte Engelhardt, den beiden Vorstandssprechern des Saarbrücker Ortsverbandes, Yvonne Brück und Tim Vollmer, sei für die Delegiertenwahl eine Vorschlagsliste „von Hubert Ulrich diktiert“worden. Er behauptete auch, dass sich „meist völlig unbekannte Personen“gegen verdiente Mitglieder durchgesetzt hätten.
Yvonne Brück führt nicht nur die Grünen in Saarbrücken-Mitte, sie ist auch Fraktionschefin im Stadtrat und Schatzmeisterin im Landesverband. Die Vorwürfe aus dem eigenen Ortsverband weist Brück zurück. „Wir mussten unter Corona-Bedingungen rund 130 Delegierte geheim wählen“, erklärt sie. Die Gesetzgebung erlaube für solche Fälle, dass Vorstände Vorschlagslisten erarbeiten. „Das haben wir getan und im Vorstand beschlossen“, so Brück. Dass bei der Versammlung „meist völlig unbekannte Personen“zum Zug gekommen sein sollen, bestreitet sie: „Ich kannte fast alle Mitglieder, die an dem Tag anwesend waren.“Als „sehr erstaunlich“bezeichnet sie die Kritik der Grünen Jugend, die sich nicht berücksichtigt sieht. „Sie haben eigene Delegierte“, sagt Brück: „Hier wollten sie noch Zusatzdelegierte.“Grundsätzlicher sagt sie: „Das Problem ist wohl, dass ein Wahlergebnis nicht demokratisch sein soll, weil es Einzelnen nicht gefällt.“