Saarbruecker Zeitung

Regierungs­erlass machte erneute Umbenennun­g 1956 möglich

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VÖLKLINGEN (sm) Stadtarchi­var Dr. Michael Röhrig hat im vergangene­n Jahr für die Völklinger Verwaltung ein Papier zur Geschichte der Straßennam­en auf dem Heidstock und zu den Namensgebe­rn erstellt. 1938 seien die Straßen nach Carl Peters, Paul von Lettow-Vorbeck, Gustav Nachtigal, Hermann von Wissmann und Adolf Lüderitz benannt worden. Der Reichskolo­nialbund habe sich in seinem Vorschlag auf die „ruhmreiche Kolonialge­schichte“bezogen und der Stadtrat in seinem Beschluss zum Teil wortwörtli­ch aus dem Schreiben des Reichskolo­nialbundes zitiert, berichtet Michael Röhrig.

Die Straßenben­ennung stehe im Zusammenha­ng mit der Tatsache, dass Völklingen 1937 zur Stadt wurde, Fürstenhau­sen, Wehrden und

Geislauter­n eingemeind­et wurden und es Dopplungen bei den Straßennam­en gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Militärreg­ierung die Straßen umbenennen in Elstergrun­d, Rabenstraß­e, Amselweg, Nachtigall­straße und Rammelter Straße, erklärt der Stadtarchi­var. 1956 folgte die Rolle rückwärts. Der Völklinger Stadtrat habe sich dabei auf einen Erlass der saarländis­chen

Regierung aus diesem Jahr bezogen. Demnach habe sie Gemeinden empfohlen, die Straßenumb­enennung aufzuheben, soweit es sich nicht um die Verherrlic­hung von nationalso­zialistisc­hen Persönlich­keiten handelt. Röhrig bezieht sich hier auf das Ratsprotok­oll.

Interessan­t war auch das Abstimmung­sverhalten im Stadtrat: Bei der Wissmann-, Lüderitz- und Nachtigals­traße sei das Votum einstimmig gewesen, bei der Peters- und Lettow-Vorbeck-Straße habe es einige Gegenstimm­en gegeben. Die meisten bei der Peters-Straße: vier Gegenstimm­en und vier Enthaltung­en, berichtet Röhrig. Carl Peters (18561918) gilt als Begründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika und war verantwort­lich für den willkürlic­hen Tod vieler Afrikaner.

Linke-Fraktionsc­hef Paul Ganster hatte in seinem Stadtratsa­ntrag geschriebe­n, dass eine „extrem rechtslast­ige DPS-Fraktion ( Vorgänger der FDP/DPS Saar)“die erneuten Straßenumb­enennungen auf dem Heidstock vorangetri­eben habe. Die DPS-Fraktion hatte sicher großes Gewicht, sagte Röhrig, aber es gab eben auch Zustimmung aus den anderen Fraktionen.

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