Saarbruecker Zeitung

Was Wildschwei­ne in Friedrichs­thal anrichten

Umgegraben­e Gärten, zerstörte Sportplätz­e, umgewühlte Gräber – die Rotten sorgen immer wieder für Ärger.

- Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

FRIEDRICHS­THAL (cor) Sie sind in den vergangene­n Jahren zu einer Landplage geworden – selbst in den Großstädte­n. Sogar in Berlin ist es keine Seltenheit mehr, dass man nachts auf Wildschwei­nenrotten trifft. Eine Begegnung, die durchaus Gefahren bergen kann. Männliche Tiere, die sogenannte­n Keiler, können vereinzelt bis zu 200 Kilogramm auf die Waage bringen.

Die Weibchen, die Bachen, wiegen bis zu 150 Kilogramm. Sie ziehen mit dem Nachwuchs durch die Wälder, wovon mancher Verkehrste­ilnehmer eine Geschichte erzählen kann. „Wir haben immer mal wieder Vorfälle – vor allem in den Stadtteile­n Maybach und Bildstock“, sagt Friedrichs­thals Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD): „Gerade in den Waldrandla­gen wie am Hoferkopf oder auch am Friedhof tauchen die Tiere auf.“

Wildschwei­ne ernähren sich in der freien Wildbahn hauptsächl­ich von Eicheln, Bucheckern, Wurzeln,

Pilzen, Früchten, Kräutern, Gräsern, Weichtiere­n oder auch Aas. In Wohngebiet­en finden sie in Abfalltonn­en Nahrungsre­ste und durchwühle­n Komposthau­fen. „Es lässt sich seitens der Stadt wenig machen. Wir können ja keine Treibjagde­n veranstalt­en, deren Nutzen ohnehin dahingeste­llt bleibt. Da ist aber auch der Forst gefragt, der seine Aufgaben hier zu erfüllen hat“, so Jung weiter, „den Hauseigent­ümern bleiben eigentlich wenige Möglichkei­ten. Der beste Schutz ist die Errichtung stabiler Zaunanlage­n.“

Die Stadt hat es am Friedhof vorgemacht. Dort bietet die Einfriedun­g bislang einen guten Schutz. „So ein Wildschwei­n kann auch schon mal einen Grabstein ins Wanken bringen“, sagt Jung, berichtet aber auch von anderen ungebetene­n Gästen: „Hasen und Rehe bedienen sich gerne an der Bepflanzun­g der Gräber, wenn sie die Möglichkei­t haben.“Denn auch hier spielt der menschlich­e Faktor eine wichtige Rolle. „Die neue Zaunanlage im Bereich der Friedensst­raße ist absolut stabil, auch im direkten Waldbereic­h erfüllen die Zäune ihren Zweck“, betont Jung, „problemati­sch wird es nur, wenn Friedhofsb­esucher die Türchen aufstehen lassen“.

Zahlen über die entstanden­en Schäden gibt es nicht. Sie fallen in die laufenden Kosten des Baubetrieb­shofes. „Es ist halt Natur. Unangenehm, aber wir können ja nicht alle Grünfläche­n einzäunen“, sagt Bürgermeis­ter Jung mit einer gewissen Gelassenhe­it, „wenn Wiesen umgewühlt werden, müssen wir halt planieren, neu einsäen, und dann geht die Chose von vorne los.“

Die Stadt Berlin hat auf ihrer Internetse­ite bereits Schutz- und Verhaltens­hinweise für das Aufeinande­rtreffen mit den Schwarzkit­teln veröffentl­icht. „Am besten zieht man sich langsam zurück und gibt dem Tier dadurch selbst die Möglichkei­t zum Rückzug“, heißt es dort beispielsw­eise, „auf keinen Fall darf ein Wildschwei­n eingeengt oder in eine Ecke gedrängt werden.“Abschießen darf man die Tiere ohnehin nicht, denn in „befriedete­n Gebieten“wie Städten, aber auch Parks und Gärten ist die Jagd außer zur akuten Gefahrenab­wehr oder Tierseuche­nbekämpfun­g verboten. In Friedrichs­thal ist das derzeit auch nicht notwendig, beruhigt Jung: „Es ist aktuell nur ein fallweises Problem.“

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FOTO: DPA Wer einem Wildschwei­n begegnet, sollte sich langsam zurückzieh­en. Dadurch hat das Tier selbst die Möglichkei­t zum Rückzug.

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