Was Wildschweine in Friedrichsthal anrichten
Umgegrabene Gärten, zerstörte Sportplätze, umgewühlte Gräber – die Rotten sorgen immer wieder für Ärger.
FRIEDRICHSTHAL (cor) Sie sind in den vergangenen Jahren zu einer Landplage geworden – selbst in den Großstädten. Sogar in Berlin ist es keine Seltenheit mehr, dass man nachts auf Wildschweinenrotten trifft. Eine Begegnung, die durchaus Gefahren bergen kann. Männliche Tiere, die sogenannten Keiler, können vereinzelt bis zu 200 Kilogramm auf die Waage bringen.
Die Weibchen, die Bachen, wiegen bis zu 150 Kilogramm. Sie ziehen mit dem Nachwuchs durch die Wälder, wovon mancher Verkehrsteilnehmer eine Geschichte erzählen kann. „Wir haben immer mal wieder Vorfälle – vor allem in den Stadtteilen Maybach und Bildstock“, sagt Friedrichsthals Bürgermeister Christian Jung (SPD): „Gerade in den Waldrandlagen wie am Hoferkopf oder auch am Friedhof tauchen die Tiere auf.“
Wildschweine ernähren sich in der freien Wildbahn hauptsächlich von Eicheln, Bucheckern, Wurzeln,
Pilzen, Früchten, Kräutern, Gräsern, Weichtieren oder auch Aas. In Wohngebieten finden sie in Abfalltonnen Nahrungsreste und durchwühlen Komposthaufen. „Es lässt sich seitens der Stadt wenig machen. Wir können ja keine Treibjagden veranstalten, deren Nutzen ohnehin dahingestellt bleibt. Da ist aber auch der Forst gefragt, der seine Aufgaben hier zu erfüllen hat“, so Jung weiter, „den Hauseigentümern bleiben eigentlich wenige Möglichkeiten. Der beste Schutz ist die Errichtung stabiler Zaunanlagen.“
Die Stadt hat es am Friedhof vorgemacht. Dort bietet die Einfriedung bislang einen guten Schutz. „So ein Wildschwein kann auch schon mal einen Grabstein ins Wanken bringen“, sagt Jung, berichtet aber auch von anderen ungebetenen Gästen: „Hasen und Rehe bedienen sich gerne an der Bepflanzung der Gräber, wenn sie die Möglichkeit haben.“Denn auch hier spielt der menschliche Faktor eine wichtige Rolle. „Die neue Zaunanlage im Bereich der Friedensstraße ist absolut stabil, auch im direkten Waldbereich erfüllen die Zäune ihren Zweck“, betont Jung, „problematisch wird es nur, wenn Friedhofsbesucher die Türchen aufstehen lassen“.
Zahlen über die entstandenen Schäden gibt es nicht. Sie fallen in die laufenden Kosten des Baubetriebshofes. „Es ist halt Natur. Unangenehm, aber wir können ja nicht alle Grünflächen einzäunen“, sagt Bürgermeister Jung mit einer gewissen Gelassenheit, „wenn Wiesen umgewühlt werden, müssen wir halt planieren, neu einsäen, und dann geht die Chose von vorne los.“
Die Stadt Berlin hat auf ihrer Internetseite bereits Schutz- und Verhaltenshinweise für das Aufeinandertreffen mit den Schwarzkitteln veröffentlicht. „Am besten zieht man sich langsam zurück und gibt dem Tier dadurch selbst die Möglichkeit zum Rückzug“, heißt es dort beispielsweise, „auf keinen Fall darf ein Wildschwein eingeengt oder in eine Ecke gedrängt werden.“Abschießen darf man die Tiere ohnehin nicht, denn in „befriedeten Gebieten“wie Städten, aber auch Parks und Gärten ist die Jagd außer zur akuten Gefahrenabwehr oder Tierseuchenbekämpfung verboten. In Friedrichsthal ist das derzeit auch nicht notwendig, beruhigt Jung: „Es ist aktuell nur ein fallweises Problem.“