„Dodo“bringt das nötige Feuer mit
Dominik Ernst, Neuzugang beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken, will mit seinem neuen Club binnen zwei Jahren in die 2. Liga aufsteigen.
SAARBRÜCKEN Der Strukturwandel hat vor dem Ruhrgebiet nicht halt gemacht. Auch in der „Stadt der 1000 Feuer“Gelsenkirchen sind die letzten Hochöfen seit Jahren erloschen. Geblieben ist die Mentalität der Menschen: bodenständig, fleißig, zäh. Eigenschaften, die Uwe Koschinat, der neue Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken, am in Gelsenkirchen geborenen Neuzugang Dominik Ernst wiedererkennt: „Mehr Ruhrpott geht nicht. Wenn er Arbeit abzuliefern hat, dann macht er das zu 120 Prozent. Er hat das Zeug zum Publikumsliebling.“
Schon vor zehn Tagen beim 6:0-Testspielerfolg beim Saarlandligisten SpVgg. Quierschied ging ein Raunen durch die Zuschauer, wenn Rechtsverteidiger Ernst bis zur gegnerischen Grundlinie durchstartete. So erzwang er förmlich das 1:0. „Geschmiedet wurde ich auf Schalke, es war eine tolle Zeit, die ich nicht missen will“, sagt Ernst, der danach etliche Stationen durchlebte. „Es schien zwischenzeitlich so, als ob er nicht alles aus seinen Möglichkeiten herausholen konnte“, weiß Koschinat über einen jungen Ernst, der die Ernsthaftigkeit des Berufs Profifußballer dann doch noch erkannt hat.
„In jüngeren Jahren ist man schon auch mal wilder unterwegs, aber irgendwann macht es dann Mal klick im Kopf, weil man plötzlich die Ziele schwinden sieht, die man hat“, sagt der ältere Ernst im Rückblick über den jüngeren. Verbiegen lässt er sich aber nicht: „Ich trage mein Herz auf der Zunge, bin eine ehrliche Haut, sage direkt, wenn mir was nicht passt. Nur mit Schönreden und immer nett kann man seine Ziele nicht erreichen. Ich will mit meiner Art zu spielen vorangehen.“
Bei Alemannia Aachen hat Ernst die Kurve bekommen, sich bei Fortuna Köln unter Koschinat zu einem der besten Verteidiger der 3. Liga entwickelt. Darum war der neue Saarbrücker Trainer auch ein Argument gegen den bisherigen Club. „Saarbrücken ist ein Traditionsverein mit Ambitionen, hat eine tolle
„Das Ziel steht auf dem Rücken: In den nächsten zwei Jahren in die 2. Liga.“Dominik Ernst Rechtsverteidiger des 1. FC Saarbrücken, erklärt die Wahl seiner Rückennummer 22
letzte Saison gespielt. Entscheidend war am Ende der Trainer. Uwe Koschinat hat in Köln noch mal mehr aus mir herausgeholt. Ich wollte unbedingt mit ihm zusammenarbeiten.“Und so schlug Ernst seine Zelte in Magdeburg ab, wo er in den vergangenen beiden Saisons knapp 50 Einsätze zu verzeichnen hatte.
Ernst erlebte so einiges beim traditionsreichen Ost-Club. „Magdeburg hatte einen Dreijahresplan, der mit der Entlassung von Stefan Krämer schon nach ein paar Monaten über den Haufen geworfen wurde“, erzählt Ernst, „dann ging es etwas turbulent zu. Mit Pele Wollitz lief es nicht so, dann kam Thomas Hossmann. Auch das hat man sich anders vorgestellt. Mit Christian Titz kam eine neue Spielidee und eine neue Grundstimmung. Er hat fachlich absolut mehr drauf als 3. Liga.
Dennoch wollte ich noch einmal was Neues machen.“
Freundin Pilar unterstützt ihn dabei. Sie wird „Dodo“(so der Spitzname, den ihm seine Eltern schon im Kindergarten gaben) zeitweise nach Saarbrücken begleiten. „Sie arbeitet bei den Stadtwerken Magdeburg, aber mit Homeoffice ist ja vieles möglich. Es wird eine Probe für uns, aber ich bin guter Dinge.“
Die ersten Tage in Saarbrücken laufen bislang gut für Ernst. „Ich muss für eine Sache brennen. Mein
Herz ist immer der ausschlaggebende Punkt. Wir haben sehr viel Qualität in der Mannschaft, aber in der 3. Liga geht es vor allem über das Team“, sagt der 30-Jährige, der mit der Wahl der Rückennummer 22 ein klares Statement setzen wollte. „Das
Ziel steht auf dem Rücken: in den nächsten zwei Jahren in die 2. Liga.“Dominik Ernst könnte einer werden, der in Saarbrücken nach dem personellen Umbruch in dieser Sommerpause das notwendige Feuer dafür entfachen kann.