Saarbruecker Zeitung

„Dodo“bringt das nötige Feuer mit

Dominik Ernst, Neuzugang beim Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, will mit seinem neuen Club binnen zwei Jahren in die 2. Liga aufsteigen.

- VON PATRIC CORDIER

SAARBRÜCKE­N Der Strukturwa­ndel hat vor dem Ruhrgebiet nicht halt gemacht. Auch in der „Stadt der 1000 Feuer“Gelsenkirc­hen sind die letzten Hochöfen seit Jahren erloschen. Geblieben ist die Mentalität der Menschen: bodenständ­ig, fleißig, zäh. Eigenschaf­ten, die Uwe Koschinat, der neue Trainer des Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, am in Gelsenkirc­hen geborenen Neuzugang Dominik Ernst wiedererke­nnt: „Mehr Ruhrpott geht nicht. Wenn er Arbeit abzuliefer­n hat, dann macht er das zu 120 Prozent. Er hat das Zeug zum Publikumsl­iebling.“

Schon vor zehn Tagen beim 6:0-Testspiele­rfolg beim Saarlandli­gisten SpVgg. Quierschie­d ging ein Raunen durch die Zuschauer, wenn Rechtsvert­eidiger Ernst bis zur gegnerisch­en Grundlinie durchstart­ete. So erzwang er förmlich das 1:0. „Geschmiede­t wurde ich auf Schalke, es war eine tolle Zeit, die ich nicht missen will“, sagt Ernst, der danach etliche Stationen durchlebte. „Es schien zwischenze­itlich so, als ob er nicht alles aus seinen Möglichkei­ten heraushole­n konnte“, weiß Koschinat über einen jungen Ernst, der die Ernsthafti­gkeit des Berufs Profifußba­ller dann doch noch erkannt hat.

„In jüngeren Jahren ist man schon auch mal wilder unterwegs, aber irgendwann macht es dann Mal klick im Kopf, weil man plötzlich die Ziele schwinden sieht, die man hat“, sagt der ältere Ernst im Rückblick über den jüngeren. Verbiegen lässt er sich aber nicht: „Ich trage mein Herz auf der Zunge, bin eine ehrliche Haut, sage direkt, wenn mir was nicht passt. Nur mit Schönreden und immer nett kann man seine Ziele nicht erreichen. Ich will mit meiner Art zu spielen vorangehen.“

Bei Alemannia Aachen hat Ernst die Kurve bekommen, sich bei Fortuna Köln unter Koschinat zu einem der besten Verteidige­r der 3. Liga entwickelt. Darum war der neue Saarbrücke­r Trainer auch ein Argument gegen den bisherigen Club. „Saarbrücke­n ist ein Traditions­verein mit Ambitionen, hat eine tolle

„Das Ziel steht auf dem Rücken: In den nächsten zwei Jahren in die 2. Liga.“Dominik Ernst Rechtsvert­eidiger des 1. FC Saarbrücke­n, erklärt die Wahl seiner Rückennumm­er 22

letzte Saison gespielt. Entscheide­nd war am Ende der Trainer. Uwe Koschinat hat in Köln noch mal mehr aus mir herausgeho­lt. Ich wollte unbedingt mit ihm zusammenar­beiten.“Und so schlug Ernst seine Zelte in Magdeburg ab, wo er in den vergangene­n beiden Saisons knapp 50 Einsätze zu verzeichne­n hatte.

Ernst erlebte so einiges beim traditions­reichen Ost-Club. „Magdeburg hatte einen Dreijahres­plan, der mit der Entlassung von Stefan Krämer schon nach ein paar Monaten über den Haufen geworfen wurde“, erzählt Ernst, „dann ging es etwas turbulent zu. Mit Pele Wollitz lief es nicht so, dann kam Thomas Hossmann. Auch das hat man sich anders vorgestell­t. Mit Christian Titz kam eine neue Spielidee und eine neue Grundstimm­ung. Er hat fachlich absolut mehr drauf als 3. Liga.

Dennoch wollte ich noch einmal was Neues machen.“

Freundin Pilar unterstütz­t ihn dabei. Sie wird „Dodo“(so der Spitzname, den ihm seine Eltern schon im Kindergart­en gaben) zeitweise nach Saarbrücke­n begleiten. „Sie arbeitet bei den Stadtwerke­n Magdeburg, aber mit Homeoffice ist ja vieles möglich. Es wird eine Probe für uns, aber ich bin guter Dinge.“

Die ersten Tage in Saarbrücke­n laufen bislang gut für Ernst. „Ich muss für eine Sache brennen. Mein

Herz ist immer der ausschlagg­ebende Punkt. Wir haben sehr viel Qualität in der Mannschaft, aber in der 3. Liga geht es vor allem über das Team“, sagt der 30-Jährige, der mit der Wahl der Rückennumm­er 22 ein klares Statement setzen wollte. „Das

Ziel steht auf dem Rücken: in den nächsten zwei Jahren in die 2. Liga.“Dominik Ernst könnte einer werden, der in Saarbrücke­n nach dem personelle­n Umbruch in dieser Sommerpaus­e das notwendige Feuer dafür entfachen kann.

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Uwe Koschinat, der neue Trainer des 1. FC Saarbrücke­n, hält große Stücke auf seinen Abwehrspie­ler Dominik Ernst. Der ehemalige Schalker entwickelt­e sich unter Koschinat bei Fortuna Köln zu einem der besten Rechtsvert­eidiger der 3. Liga.
FOTO: SCHLICHTER Uwe Koschinat, der neue Trainer des 1. FC Saarbrücke­n, hält große Stücke auf seinen Abwehrspie­ler Dominik Ernst. Der ehemalige Schalker entwickelt­e sich unter Koschinat bei Fortuna Köln zu einem der besten Rechtsvert­eidiger der 3. Liga.

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