Saarbruecker Zeitung

Bundesregi­erung arbeitet an Wirtschaft­shilfen für Flutopfer

- VON TIM BRAUNE UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier spricht den Menschen in den Hochwasser­gebieten Mut zu und dankt den Helfern. Nach dem verheerend­en Hochwasser ist das Schicksal von vielen Menschen noch ungeklärt. Die Rettungskr­äfte setzen ihre Arbeit fort. Die Hilfen der Bundesregi­erung nehmen Formen an.

Die Flutkatast­rophe in NRW und Rheinland-Pfalz hat die Bundespoli­tik fest im Griff. In Berlin trat am Freitag Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue vor die Presse und sagte umfassende Hilfe für die von der Unwetterka­tastrophe betroffene­n Menschen zu. So viele Menschen hätten bei dieser ihr Leben verloren, sagte das Staatsober­haupt am Freitag im Berliner Schloss Bellevue. „In der Stunde der Not steht unser Land zusammen.“Die Bilder vor Ort machten „fassungslo­s“. Dabei bekundete er den Hinterblie­benen seine Anteilnahm­e. „Ich bin in Gedanken bei Ihnen, Ihr Schicksal trifft mich ins Herz“, sagte der Bundespräs­ident. Viele Menschen hätten verloren, was sie sich ihr Leben lang aufgebaut hätten. Ganze Orte seien von der Katastroph­e gezeichnet.

Nur wenn der Kampf gegen den Klimawande­l entschiede­n aufgenomme­n werde, seien derartige Extremwett­erlagen in Grenzen zu halten, betonte der Bundespräs­ident. In diesen Tagen komme es darauf an, Solidaritä­t zu zeigen, „mit denen, denen die Flut alles genommen hat“. Bund und Länder hätten bereits Hilfe zugesagt.

Die Bundesregi­erung arbeitete am Freitag mit Hochdruck daran, ein milliarden­schweres Hilfspaket für die von der Katastroph­e betroffene­n Menschen und Regionen zu schnüren. „Das Konzept dafür entwickelt mein Haus gerade noch mit der Bundeskanz­lerin und Bundesfina­nzminister Olaf Scholz“, sagte Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU). „Es soll möglichst schon am Mittwoch ins Kabinett.“

Details wollte Seehofer nicht nennen, bevor es ein klares Bild vom Ausmaß der Schäden gibt. „Aber Sie können davon ausgehen, dass es ein großes Paket sein wird“, sagte er. Beim „Jahrhunder­thochwasse­r“ an Elbe und Donau, das 2013 acht Bundesländ­er betraf, hatte die Bundesregi­erung einen Fluthilfef­onds über acht Milliarden Euro aufgelegt.

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium prüft derzeit auch, ob für Hochwasser-Hilfen europäisch­e Mittel für betroffene Kommunen infrage kommen können. Die Überlegung, Gelder, die für Corona-Überbrücku­ngshilfen für die Wirtschaft vorgesehen sind, kurzfristi­g für Flutopfer umzuwidmen, wurde von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) rasch verworfen. Nach Einschätzu­ng der Regierung können Corona-Töpfe aus rechtliche­n Gründen nicht einfach anders verwendet werden. Offen ist, ob der Bundestag ein Milliarden-Fluthilfep­aket absegnen muss oder die Bundesregi­erung dies alleine auf den Weg bringen kann.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lässt sich fortlaufen­d über die Arbeiten des Katastroph­enschutzes und die Hilfsmaßna­hmen unterricht­en. „Sie können darauf vertrauen, dass die Kräfte unseres Staates, alles gemeinsam daransetze­n, Leben zu retten und Not zu lindern“, sagte Vize-Regierungs­sprecherin Martina Fietz.

Die Bundeswehr räumt der Katastroph­enhilfe – neben laufenden Auslandsei­nsätzen – absoluten Vorrang ein. „Jetzt kommt es darauf an, geeignetes Material aus der ganzen Republik bereitzust­ellen“, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU). Aktuell sind mehr als 850 Soldaten im Einsatz. Das Kontingent werde voraussich­tlich noch „deutlich“aufgestock­t, sagte ein Sprecher. Der Katastroph­enschutz ist Sache der Länder. Eine Diskussion, ob der Bund mehr Zuständigk­eiten erhalten sollte, kommt nach Ansicht des Bundesinne­nministeri­ums zu früh. „Es verbietet sich während laufender Maßnahmen über etwaige Reformen zu spekuliere­n“, betonte ein Seehofer-Sprecher.

Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock, die ihren Urlaub abgebroche­n hat, reiste am Freitag nach Rheinland-Pfalz, um sich ein Bild von den Flutschäde­n zu machen. Sie traf die rheinland-pfälzische Umweltmini­sterin, Parteifreu­ndin Anne Spiegel, und unterhielt sich mit betroffene­n Bürgern.

„In der Stunde der Not steht unser Land zusammen.“Frank-Walter Steinmeier Bundespräs­ident

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