Saarbruecker Zeitung

Dolly Hüther und die Schmerzgre­nzen

Das neue Buch der großen sozialdemo­kratischen Kämpferin Dolly Hüther könnte genau das Richtige für die Grüne Barbara Meyer- Gluche sein.

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Diese Woche war eine Schmerzgre­nze erreicht. Zumindest für Barbara Meyer-Gluche. Die Saarbrücke­r Bürgermeis­terin war so genervt und entsetzt von dem, was in ihrer Partei passiert, dass sie nicht mal mehr bis zu diesem Wochenende warten wollte mit ihrem bereits angekündig­ten Rücktritt vom grünen Landesvors­itz, sondern sofort hinschmiss. Die immer schamloser­e Art und Weise, wie der Partei-Patriarch Hubert Ulrich aus Saarlouis und seine Saarbrücke­r Verbündete, die Vorsitzend­e der Grünen-Stadtratsf­raktion, Yvonne Brück, die Partei dominieren und für ihre Zwecke nutzen, hat für Meyer-Gluche einen Traum platzen lassen. Den Traum, nach der Eroberung des Saarbrücke­r Rathauses in den Landtag, womöglich als Ministerin in die Landesregi­erung weiterzuzi­ehen.

Wie das ist, „den Mut zur Ehrlichkei­t zu haben und gradlinig zu sein bis zur Schmerzgre­nze“, weiß auch Dolly Hüther. Diese Woche ist im Dietz-Verlag ihr Buch „Ich bleibe!“erschienen. Auf gut 150 Seiten schreibt die fast 90-Jährige über die Schmerzgre­nzen in einer anderen Partei, ihrer Partei: der SPD. Es geht in dem an vielen Stellen offenbar mit einem Augenzwink­ern geschriebe­n Buch um fünf abwechslun­gsreiche Jahrzehnte in der SPD, um Gewalt und Sexismus in der Sprache. Dolly Hüther schreibt über ihr Engagement im Landesvors­tand der Arbeitsgem­einschaft sozialdemo­kratischer Frauen und, wie sie es formuliert, über „den Frust, dass die Anliegen von Frauen und Familien stets als Nebensache abgetan werden“.

Wer das Buch liest, merkt: Dolly Hüther hat weder den Mut, noch den Humor verloren. „Ich bleibe!“ist also vielleicht auch eine ermutigend­e Lektüre für Barbara Meyer-Gluche.

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