Kurze Vorbereitung fordert ihre Opfer
Sportdirektor Luginger spricht über den Stand der Dinge beim 1. FC Saarbrücken. Kommt jetzt Erdmann? Scheu verletzt, Härtetest beim KSC.
SAARBRÜCKEN Der Mann arbeitet hart für den Erfolg des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken. Auch am Freitag während der Trainingseinheit der Mannschaft im FC-Sportfeld war Sportdirektor Jürgen Luginger auf der Tribüne fast pausenlos am Telefonieren. Nach der Vertragsauflösung mit dem Brasilianer Bruno Suares ist der FCS wieder auf der Suche nach einem Innenverteidiger.
„Die Entscheidung von Marin Sverko hat sich hingezogen“, erinnert Luginger an den Wechsel des Linksfußes zum FC Groningen in die Niederlande, „es ist dann nicht so leicht, einen erfahrenen Innenverteidiger in die 3. Liga zu locken, der uns weiterhilft und nicht einfach nur ergänzt.“
Mit Suares glaubte der Club diesen gefunden zu haben, aber trotz massiver Unterstützung von Ausländerbehörde und Arbeitsagentur war für den aktuell in Deutschland nur geduldeten Brasilianer zeitnah keine Aufenthaltsgenehmigung zu erwirken. Der Verein aber konnte sich auf keine Hängepartie einlassen und reagierte. „Für die 1. und 2. Liga gibt es einen Passus, der aber für die 3. Liga nicht gilt.“
Als aussichtsreicher Kandidat gilt jetzt Dennis Erdmann (30). Den „Earthman“von 1860 München, früher auch in Rostock, Magdeburg und Dresden unter Vertrag, hat der FCS schon länger auf der Rechnung, auch wenn Luginger das beim Trainingsstart noch heftigst dementiert hat. „Ich glaube, es wird jetzt relativ schnell gehen“, sagt Luginger, bestätigt den Namen Erdmann aber nicht, „es ist in dieser Phase immer so, dass Spieler auf dem Markt sind, die erst mal andere Ambitionen hatten und abgewartet haben. Und da sind auch gute Spieler dabei.“
Mit der Arbeit des neuen Trainers Uwe Koschinat ist der Sportchef sehr zufrieden. „Er arbeitet sehr akribisch. Auf den Punkt. Er ist mit den Spielern oft im Gespräch. Hat eine klare Ansprache. Die Vorbereitung ist sehr gut gelaufen, wir hatten gute Tests und haben die vier Wochen bislang sehr gut genutzt“, sagt Luginger, „auch das Kurztrainingslager am Bostalsee hat seinen Zweck erfüllt. Wir haben einige Neue, aber die Stimmung in der Mannschaft ist gut. Es ist trotz der kurzen Zeit, in der sie zusammen sind, schon wieder eine Gemeinschaft zu spüren.“
Abseits der menschlichen Komponente ist beim Spielerischen noch Luft nach oben. „Dafür war die Vorbereitung auch zu kurz, um jetzt schon auf dem absoluten Top-Niveau zu sein“, sagt der Sportdirektor, der bis vor gut einem Jahr selbst noch beim FC Homburg als Trainer auf dem Platz stand, „wir müssen uns schon noch einiges erarbeiten. Die Automatismen fehlen zwar zum Teil noch. Aber die meisten Mannschaften mussten eine kurze Vorbereitung machen, alleine weil die letzte Saison lange und heftig war.“
Vielleicht ist das auch einer der Gründe, dass die Vorbereitung nicht ohne Verletzte ablief. Jüngstes Opfer ist Neuzugang Robin Scheu, der sich am Donnerstag einen Muskelfaserriss in der hinteren Oberschenkelmuskulatur zuzog und damit vorerst ausfällt. Auch Dominik Ernst und Manuel Zeitz mussten zwischendurch pausieren. Alexander Groiß (Sehnenreizung am Knöchel) soll am Montag wieder einsteigen. Tim Korzuschek und Sebastian Bösel sind noch nicht so weit. „Das ist natürlich schon ärgerlich“, sagt Luginger, „das hat man nicht gerne, aber auch damit haben andere Vereine auch zu kämpfen.“
1860 München, der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Magdeburg sind für Luginger die Titelfavoriten in dieser Saison. „Auch die Absteiger Braunschweig und Osnabrück haben Potenzial. Türkgücü hat wieder mächtig eingekauft. Es ist fast ausgeglichener als letztes Jahr.“
Doch auch das FCS-Präsidium soll durchaus mit dem Aufstieg liebäugeln. Der Sportdirektor jedoch warnt vor zu hohen Erwartungen im für Aufsteiger immer schwierigen zweiten Jahr: „Natürlich haben wir eine gute Mannschaft und wollen nach Möglichkeit bis zum Schluss oben mitspielen. Man kann sich lange über langfristige Ziele unterhalten. Das wichtigste Ziel ist, einen guten Start zu haben. Das hat uns letzte Saison viel leichter gemacht.“
An diesem Samstag um 14 Uhr steigt im Karlsruher Grenke-Stadion eine Woche vor dem Punktspiel-Start der letzte Härtetest der Vorbereitung gegen den Zweitligisten Karlsruher SC. „Ein wichtiger letzter Test“, sagt Luginger, „ich gehe davon aus, dass ein Großteil von Beginn an auflaufen wird, die wir auch zum Saisonstart beim TSV Havelse auf dem Platz sehen werden.“
„Es ist trotz der kurzen Zeit, in der sie zusammen sind, schon wieder eine Gemeinschaft zu spüren.“FCS-Sportdirektor Jürgen Luginger über die Stimmung in der neu formierten Mannschaft