Elektro-Tretroller erobern Saarbrückens Straßen
Seit gut einem Jahr gibt es in Saarbrücken einen E-Roller-Verleih. Das Startjahr verlief allerdings nicht ohne Zwischenfälle. In anderen Städten erwägt man mittlerweile nächtliche Fahrverbote für die Elektro-Flitzer. Wie sieht es in der Landeshauptstadt a
SAARBRÜCKEN Eine ungewöhnliche Szene hat sich am Nachmittag des 5. Septembers vergangenen Jahres am Saarufer abgespielt. Dort ist ein 52-jähriger Mann zugange. In Höhe des Willi-Graf-Ufers schleift er drei
„Generell halten sich in Saarbrücken die Fälle von Vandalismus in Grenzen, und die Nutzer gehen grundsätzlich sorgfältig mit den E-Scootern um.“Florian Anders Pressesprecher der Firma Tier Mobility
abgestellte E-Scooter mehrere Meter zum Fluss und versenkt sie in dem Gewässer. Die elektronisch betriebenen Zweiräder wurden so stark beschädigt, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Ähnliche Vorfälle gab es auch in anderen deutschen Großstädten. In Köln ist der Rhein mittlerweile zu einem E-Scooter-Friedhof geworden. Dort liegen 500 Roller auf dem Grund des Flusses. 400 weitere konnten bislang aus dem Wasser gezogen werden.
Der Vorfall in Saarbrücken sei ein Einzelfall, berichtet der Anbieter der E-Scooter Ausleihe, Tier Mobility. In der Landeshauptstadt nehmen die Saarländer das Angebot gut an. Den Angaben zufolge sind 500 elektrische Roller, die von insgesamt 40 000 Nutzern ausgeliehen werden, in der Innenstadt unterwegs. Auch die Landeshauptstadt zeigt sich zufrieden mit dem Angebot. „Bürger schätzen es vor allem, dass die Fahrzeuge insbesondere in den zentralen Stadtteilen flächendeckend präsent sind und dass man sie unkompliziert und spontan nutzen kann“, erklärt der Pressesprecher der Landeshauptstadt Saarbrücken, Thomas Blug.
Doch ganz unbeschadet haben nicht alle E-Scooter das erste Jahr überstanden. Der Pressesprecher von Tier Mobility, Florian Anders, spricht von einer zweistelligen Zahl, die durch Vandalismus und Sachbeschädigung „verloren“ging. SZ-Leser berichteten beispielsweise von E-Scootern der Firma, die auf Bahngleisen lagen (wir berichteten). Doch auch aus der Saar habe der Anbieter schon die Elektro-Zweiräder geborgen, wie Florian Anders erklärt. In anderen Großstädten sind Gewässer nahezu zu
E-Scooter-Friedhöfen geworden. So klagt beispielsweise die Stadt Köln einem Bericht der Wochenzeitung „Welt am Sonntag“zufolge darüber, dass mehrere Hundert E-Roller aus dem Rhein geborgen werden müssen. Auf den Kosten der Bergungen bleibe die Stadt sitzen. Daher sei in der Stadt ein nächtliches Fahrverbot für Elektro-Zweiräder im Gespräch.
In Saarbrücken muss es so weit nicht kommen. Nach Angaben von Pressesprecher Thomas Blug sind die Anzahl der Beschwerden deutlich gesunken. „Es geht meist um E-Scooter, die falsch oder behindernd abgestellt sind und um Nutzer, die widerrechtlich auf Bürgersteigen oder in den Fußgängerzonen fahren.“Das bestätigt auch die Polizei in Saarbrücken. Einige Beschwerden habe es gegeben, weil die Elektroroller wild im Deutsch-Französischen Garten geparkt wurden. Die Beamten berichten auch von 20 Unfällen zwischen Januar 2019 und Dezember 2020. Bei 17 seien Personen verletzt worden, drei davon schwer.
Aber die Situation habe sich nach Angaben der Polizei Saarbrücken gebessert. „In Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Saarbrücken und Tier Mobility konnte beispielsweise die Zahl des unerlaubten Befahrens der Fußgängerzone deutlich gesenkt werden“, berichtet die Polizei Saarbrücken-Stadt. Auch die Beamten beobachteten demnach die Bahnhofstraße genau, stellten aber nur noch vereinzelt Verstöße fest. „Dabei reicht es meist, die Rollerfahrer proaktiv anzusprechen und sie hinsichtlich der geltenden Regeln zu sensibilisieren.“
Die Bilanz beim Thema Vandalismus aller Beteiligten ist positiv. „Generell halten sich in Saarbrücken die Fälle von Vandalismus in Grenzen, und die Nutzer gehen grundsätzlich sorgfältig mit den E-Scootern um“, berichtet Tier-Pressesprecher Florian Anders. Das Unternehmen habe nach eigenen Angaben auch vorgesorgt. In Ufernähe können Nutzer ihre Fahrten nicht beenden, da hier Parkverbotszonen eingerichtet worden seien, erklärt Pressesprecher Anders. Zudem gebe es einen Diebstahlschutz der E-Scooter. Auch das im Vergleich zu anderen Elektrorollern höhere Gewicht der Modelle unterstütze präventiv dabei, die Fahrzeuge vor Sachbeschädigung zu schützen, berichtet Anders. Landet trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein E-Roller in der Saar, versuche das Unternehmen sie „möglichst zeitnah“zu bergen. Das sei jedoch nicht immer problemlos möglich. Die Mitarbeiter vor Ort stießen an ihre Grenzen, wenn Ausrüstung fehle oder der E-Scooter nicht zugänglich liege. Dann werde professionelle Hilfe benötigt.
Da Sachbeschädigung unter Strafe steht, arbeite das Unternehmen eng mit der Polizei und dem städtischen Ordnungsamt zusammen. Das bestätigt auch der Pressesprecher der Landeshauptstadt, Thomas Blug: „Tier zeigt sich sehr kooperativ, hat auf entsprechende Hinweise von uns immer reagiert und sich um rasche Abhilfe bemüht.“