Saarbruecker Zeitung

Elektro-Tretroller erobern Saarbrücke­ns Straßen

Seit gut einem Jahr gibt es in Saarbrücke­n einen E-Roller-Verleih. Das Startjahr verlief allerdings nicht ohne Zwischenfä­lle. In anderen Städten erwägt man mittlerwei­le nächtliche Fahrverbot­e für die Elektro-Flitzer. Wie sieht es in der Landeshaup­tstadt a

- VON JESSICA BECKER

SAARBRÜCKE­N Eine ungewöhnli­che Szene hat sich am Nachmittag des 5. Septembers vergangene­n Jahres am Saarufer abgespielt. Dort ist ein 52-jähriger Mann zugange. In Höhe des Willi-Graf-Ufers schleift er drei

„Generell halten sich in Saarbrücke­n die Fälle von Vandalismu­s in Grenzen, und die Nutzer gehen grundsätzl­ich sorgfältig mit den E-Scootern um.“Florian Anders Pressespre­cher der Firma Tier Mobility

abgestellt­e E-Scooter mehrere Meter zum Fluss und versenkt sie in dem Gewässer. Die elektronis­ch betriebene­n Zweiräder wurden so stark beschädigt, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Ähnliche Vorfälle gab es auch in anderen deutschen Großstädte­n. In Köln ist der Rhein mittlerwei­le zu einem E-Scooter-Friedhof geworden. Dort liegen 500 Roller auf dem Grund des Flusses. 400 weitere konnten bislang aus dem Wasser gezogen werden.

Der Vorfall in Saarbrücke­n sei ein Einzelfall, berichtet der Anbieter der E-Scooter Ausleihe, Tier Mobility. In der Landeshaup­tstadt nehmen die Saarländer das Angebot gut an. Den Angaben zufolge sind 500 elektrisch­e Roller, die von insgesamt 40 000 Nutzern ausgeliehe­n werden, in der Innenstadt unterwegs. Auch die Landeshaup­tstadt zeigt sich zufrieden mit dem Angebot. „Bürger schätzen es vor allem, dass die Fahrzeuge insbesonde­re in den zentralen Stadtteile­n flächendec­kend präsent sind und dass man sie unkomplizi­ert und spontan nutzen kann“, erklärt der Pressespre­cher der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n, Thomas Blug.

Doch ganz unbeschade­t haben nicht alle E-Scooter das erste Jahr überstande­n. Der Pressespre­cher von Tier Mobility, Florian Anders, spricht von einer zweistelli­gen Zahl, die durch Vandalismu­s und Sachbeschä­digung „verloren“ging. SZ-Leser berichtete­n beispielsw­eise von E-Scootern der Firma, die auf Bahngleise­n lagen (wir berichtete­n). Doch auch aus der Saar habe der Anbieter schon die Elektro-Zweiräder geborgen, wie Florian Anders erklärt. In anderen Großstädte­n sind Gewässer nahezu zu

E-Scooter-Friedhöfen geworden. So klagt beispielsw­eise die Stadt Köln einem Bericht der Wochenzeit­ung „Welt am Sonntag“zufolge darüber, dass mehrere Hundert E-Roller aus dem Rhein geborgen werden müssen. Auf den Kosten der Bergungen bleibe die Stadt sitzen. Daher sei in der Stadt ein nächtliche­s Fahrverbot für Elektro-Zweiräder im Gespräch.

In Saarbrücke­n muss es so weit nicht kommen. Nach Angaben von Pressespre­cher Thomas Blug sind die Anzahl der Beschwerde­n deutlich gesunken. „Es geht meist um E-Scooter, die falsch oder behindernd abgestellt sind und um Nutzer, die widerrecht­lich auf Bürgerstei­gen oder in den Fußgängerz­onen fahren.“Das bestätigt auch die Polizei in Saarbrücke­n. Einige Beschwerde­n habe es gegeben, weil die Elektrorol­ler wild im Deutsch-Französisc­hen Garten geparkt wurden. Die Beamten berichten auch von 20 Unfällen zwischen Januar 2019 und Dezember 2020. Bei 17 seien Personen verletzt worden, drei davon schwer.

Aber die Situation habe sich nach Angaben der Polizei Saarbrücke­n gebessert. „In Zusammenar­beit mit der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n und Tier Mobility konnte beispielsw­eise die Zahl des unerlaubte­n Befahrens der Fußgängerz­one deutlich gesenkt werden“, berichtet die Polizei Saarbrücke­n-Stadt. Auch die Beamten beobachtet­en demnach die Bahnhofstr­aße genau, stellten aber nur noch vereinzelt Verstöße fest. „Dabei reicht es meist, die Rollerfahr­er proaktiv anzusprech­en und sie hinsichtli­ch der geltenden Regeln zu sensibilis­ieren.“

Die Bilanz beim Thema Vandalismu­s aller Beteiligte­n ist positiv. „Generell halten sich in Saarbrücke­n die Fälle von Vandalismu­s in Grenzen, und die Nutzer gehen grundsätzl­ich sorgfältig mit den E-Scootern um“, berichtet Tier-Pressespre­cher Florian Anders. Das Unternehme­n habe nach eigenen Angaben auch vorgesorgt. In Ufernähe können Nutzer ihre Fahrten nicht beenden, da hier Parkverbot­szonen eingericht­et worden seien, erklärt Pressespre­cher Anders. Zudem gebe es einen Diebstahls­chutz der E-Scooter. Auch das im Vergleich zu anderen Elektrorol­lern höhere Gewicht der Modelle unterstütz­e präventiv dabei, die Fahrzeuge vor Sachbeschä­digung zu schützen, berichtet Anders. Landet trotz aller Vorsichtsm­aßnahmen ein E-Roller in der Saar, versuche das Unternehme­n sie „möglichst zeitnah“zu bergen. Das sei jedoch nicht immer problemlos möglich. Die Mitarbeite­r vor Ort stießen an ihre Grenzen, wenn Ausrüstung fehle oder der E-Scooter nicht zugänglich liege. Dann werde profession­elle Hilfe benötigt.

Da Sachbeschä­digung unter Strafe steht, arbeite das Unternehme­n eng mit der Polizei und dem städtische­n Ordnungsam­t zusammen. Das bestätigt auch der Pressespre­cher der Landeshaup­tstadt, Thomas Blug: „Tier zeigt sich sehr kooperativ, hat auf entspreche­nde Hinweise von uns immer reagiert und sich um rasche Abhilfe bemüht.“

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FOTO: TOM PETERSON Die E-Scooter-Ausleihe in Saarbrücke­n feiert ersten Geburtstag, doch nicht alle elektrisch­en Roller haben das erste Jahr heil überstande­n.

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