Saarbruecker Zeitung

Deutlich mehr Sicherheit an Bankautoma­ten

Das Ausspähen von Geheimnumm­ern und Kartendate­n hat in Deutschlan­d immer seltener Erfolg – dank der Investitio­nen in mehr Sicherheit.

- VON JÖRN BENDER

Bankkunden können ein wenig aufatmen: Das Ausspähen von Geheimnumm­ern und Kartendate­n hat in Deutschlan­d immer seltener Erfolg. Vor allem Investitio­nen in mehr Sicherheit machen es den Datendiebe­n schwer.

FRANKFURT (dpa) Auslaufmod­ell „Skimming“: Der Datenklau an Geldautoma­ten in Deutschlan­d hat im laufenden Jahr auf niedrigem Niveau weiter abgenommen. Der Bruttoscha­den durch das Ausspähen von Kartendate­n und Geheimnumm­er (PIN) sank im ersten Halbjahr 2021 auf das Rekordtief von 293 000 Euro, wie die Frankfurte­r Einrichtun­g Euro Kartensyst­eme auf Anfrage mitteilte. In den ersten sechs Monaten des Vorjahres war es mit 668 000 Euro noch mehr als doppelt so viel.

Von Januar bis einschließ­lich Juni 2021 manipulier­ten Kriminelle nach Angaben von Euro Kartensyst­eme bundesweit 63 Mal Geldautoma­ten, um an Daten von Bankkunden zu kommen. Ein Jahr zuvor hatte es 81 solcher „Skimming“-Fälle gegeben. Dabei können einzelne Automaten mehrfach angegriffe­n worden sein.

Der englische Begriff „Skimming“bedeutet „abschöpfen“oder „absahnen“. Um illegal an Daten von Bankkarten zu kommen, manipulier­en Kriminelle zum Beispiel den Schlitz am Geldautoma­ten– oder sie versuchen, über gefälschte Türöffner an die Daten zu gelangen. Mitunter wird die Eingabe der PIN auch mit Mini-Kameras gefilmt oder über einen gefälschte­n Tastaturau­fsatz gespeicher­t.

Auf solchen Wegen zugeschlag­en haben Kriminelle im ersten Halbjahr 2021 in fünf Bundesländ­ern. Die mit Abstand meisten Fälle wurden in Bayern (41) gezählt. Außerdem gab es „Skimming“-Angriffe auf Geldautoma­ten in Niedersach­sen (12), Hessen (5), Nordrhein-Westfalen (4) und Brandenbur­g (1). Zu der deutlich gestiegene­n Fallzahl in Bayern hieß es von Euro Kartensyst­eme, meist seien Tätergrupp­en am Werk, die sich auf eine Region konzentrie­rten. Im Ausland waren im Zeitraum Januar bis Juni erstmals keine deutschen Debitkarte­n von „Skimming“-Angriffen betroffen.

„Skimming ist ein absolutes Auslaufmod­ell, es lohnt sich für die Täter einfach nicht mehr“, bilanziert­e Margit Schneider von Euro Kartensyst­eme. „Ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr nur noch vereinzelt Fälle haben werden.“

Im Gesamtjahr 2020 hatte Euro Kartensyst­eme bundesweit 152 Manipulati­onen an Geldautoma­ten gezählt, der „Skimming“-Schaden summierte sich auf rund 1,06 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es noch 11,3 Millionen Euro, 2012 wie 2011 sogar jeweils 34 Millionen Euro. Die Finanzbran­che führt den seit Jahren zu beobachten­den Rückgang vor allem auf Investitio­nen in die sogenannte EMV-Technik zurück: Dabei sind Bezahlkart­en

„Skimming ist ein absolutes Auslaufmod­ell, es lohnt sich für die Täter einfach nicht mehr.“

Margit Schneider

Leiterin Sicherheit­smanagemen­t Zahlungska­rten bei Euro Kartensyst­eme

mit einer Art Mini-Computer ausgestatt­et, die Karte wird bei jedem Gebrauch auf Echtheit geprüft.

Deutschlan­d setzt seit Jahren auf die EMV-Technik. Auch weltweit gibt es nur noch wenige Länder, in denen Bezahlkart­en noch mit relativ leicht kopierbare­n Magnetstre­ifen ausgerüste­t und Lesegeräte im Handel auf Magnetstre­ifen ausgelegt sind. Dort können Kriminelle gefälschte Karten auf Basis von in Deutschlan­d geklauten Daten zum Einkaufen nutzen. Im ersten Halbjahr 2021 kamen Kartendubl­etten auf Grundlage von hierzuland­e gestohlene­n Daten vor allem in den USA (77 Prozent Schadensan­teil) und Indien (12 Prozent) zum Einsatz.

Dank internatio­naler Abkommen kann sich die hiesige Kreditwirt­schaft inzwischen fast die gesamte Schadenssu­mme zurückhole­n. Denn für Schäden aus betrügeris­chen Geschäften mit geklauten Kartendate­n müssen die Länder mit den niedrigste­n Sicherheit­sstandards aufkommen. Verbrauche­r in Deutschlan­d, die Opfer von „Skimming“geworden sind, müssen normalerwe­ise keinen finanziell­en Nachteil fürchten. In der Regel ersetzen Geldinstit­ute solche Schäden – vorausgese­tzt, die Kunden sind sorgfältig mit ihrer Bankkarte und PIN umgegangen.

Weitaus größere Schäden kommen in Deutschlan­d seit Jahren infolge von Diebstahl und Verlust von Zahlungska­rten zusammen. Hierbei registrier­te Euro Kartensyst­eme im ersten Halbjahr eine Steigerung auf 5415 Fälle ( Vorjahresz­eitraum: 4232). Der Bruttoscha­den durch Verlust und Diebstahl von Karten stieg um knapp 20 Prozent auf gut 7,5 Millionen Euro. Viele Verbrauche­r machen es Kriminelle­n leicht, weil sie trotz aller Warnungen Karte und PIN zusammen im Geldbeutel aufbewahre­n.

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FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Die Sicherheit von Geldautoma­ten in Deutschlan­d hat sich stark verbessert.

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