Film zu saarländischem Künstler Claude Jaté
Fast jeder kennt ihn, den saarländischen Künstler Claude Jaté und dessen Runden um den St. Johanner Markt mit seinen Bildern – jetzt entsteht ein Film über ihn. Möglich ist er nur durch das Vertrauen Jatés zu einem alten Weggefährten.
Der saarländische Filmemacher Roland Redzimski dreht einen abendfüllenden Spielfilm über den Künstler Claude Jaté. Der stammt aus St. Ingbert, ist 66 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Klaus-Dieter Schneider.
SAARBRÜCKEN Er ist wohl so bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Wer einmal auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken gesessen hat oder in einer seiner Gassen – der wird ihn, vor allem in früheren Jahren, schon einmal gesehen haben: diesen Künstler, der mit seinen großformatigen Werken seine Runden dreht und sie zum Verkauf anbietet. Claude Jaté heißt er, beziehungsweise so nennt er sich. Oder auch Docteur Heidelberg. Oder Dr. Zorro. Oder Niki Dylan. Wobei er ganz bürgerlich Klaus-Dieter Schneider heißt, aus St. Ingbert stammt und sich nach Jahren der Arbeit als Maschinenschlosser für ein freies Künstlerleben entschieden hatte. Das führte ihn quer durch Deutschland, eben auch rund um den St. Johanner Markt herum – und jetzt, wenn alles gut geht, ins Kino.
Denn über den 66-jährigen Künstler dreht der saarländische Filmemacher Roman Redzimski (33) nun einen abendfüllenden Spielfilm. „Mein Freund Beuys“ist der Arbeitstitel, der Bezug nimmt auf einen Brief, den Großkünstler Josef Beuys einst von Düsseldorf nach Saarbrücken zu Jaté schickte: Der hieß damals noch Schneider und nannte sich auf des Kollegen Ratschlag um. „Das klänge einfach knalliger und mehr nach Künstler“, habe Beuys gesagt, erzählt Regisseur Redzimksi, der für sein Projekt 45 Drehtage angesetzt hat. Sein Handwerk hat er an der Hochschule der Bildenden Künste gelernt – und sein Organisationstalent beim seligen SaarTV geschult. „Dort habe ich eine Tiersendung komplett über Sponsoren finanziert – keine schlechte Übung, wenn man später Filme finanzieren will.“Demnächst erscheint Redzimskis Spielfilm „Verbindung gesucht“, ein kritischer Blick auf Burschenschaften und andere Studentenverbindungen, auf DVD.
Die Verbindung zwischen dem Filmemacher und Jaté ist Werner Redzimski, der Vater des Regisseurs. Der führte 17 Jahre lang in Saarbrücken die Galerie 48 und kennt Jaté, wie er erzählt, „schon seit mindestens 40 Jahren“. Er sagte seinem, Sohn, er kenne da diesen interessanten Maler … – das war der Auslöser der Filmidee. Der Regisseur nahm Kontakt auf zum Schauspieler („Unter Tannen“, „Immenhof 2“) und Drehbuchautor Benjamin Kelm, der das Skript dann in New York schrieb, als der Lockdown ihn dort festhielt. Inspiration boten die 1991er Doku „The Lord of Chessboard“von Ute Biedinger, Matthias Segner und Michael Strauss über Jaté – vor allem aber die vielen Erinnerungen des Galeristen Redzimski. Unter anderem eben jene, dass der Künstler mit dem Beuys-Brief zu ihm kam. „Den wollte Jaté mir verkaufen“, sagt der Ex-Galerist, „aber das habe ich abgelehnt. So ein Dokument darf man doch nicht verkaufen“.
Drehbuchautor und Mime Kelm wird Jaté auch spielen; für seine Darstellung des Künstlers, der immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, wollte er die Situation in einer psychiatrischen Klinik erleben. Kelm will, erzählt der Regisseur, in der Saarbrücker Sonnenberg-Klinik hospitieren und einige Tage dort leben. Die Klinik soll auch zum Drehort werden, die Leitung habe schnell zugesagt, sagt Redzimski.
Gedreht wird – naheliegenderweise — auch auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken, auf dem Vorplatz der Basilika und im Café Kostbar im Nauwieser Viertel: Dieses Viertel spielt im Film auch eine Rolle, wird aber für eine Szene, in der Jaté Autos demoliert, von einem Schrottplatz in Saargemünd gedoubelt. Auch in einer Ruine in Merlebach wird gedreht – und wohl auch in Düsseldorf für Szenen mit dem Josef Beuys des Films: Denn mit künstlerischer Freiheit wird der Mann mit dem Hut seinen Brief an Jaté nicht mit der Post schicken, sondern den Saarbrücker in Düsseldorf treffen.
Das Drehbuch soll von verschiedenen Lebensabschnitten des Künstlers erzählen, von Begegnungen, Wendepunkten, nicht zuletzt von Liebesbeziehungen. „Um die Kunst geht es, es ist aber auch eine Liebesgeschichte“, sagt Redzimski, „und dadurch ein Drama – weil Jatés gesundheitliche Probleme ihn sich immer wieder zurückziehen lässt“. Wie sieht nun Jaté, der filmisch Porträtierte, das Projekt? Er sei einverstanden, das habe er auch schriftlich, sagt Redzimski, und wolle vor allem den Hauptdarsteller kennenlernen. Als Honorar dafür, dass man seine Geschichte verfilme, wird Jaté laut Vater Redzimski „Malmaterial und Leinwände für mehrere Tausend Euro“erhalten – die wird Jaté bemalen, die entstandene Kunst soll dann im Film zu sehen sein. Und der sei überhaupt nur möglich durch das Vertrauen zwischen Vater Redzimski und Jaté. Vater und Sohn wissen um ihre Verantwortung, „man kann sonst viel kaputtmachen“, sagt der Sohn.
Bis Ende August wird gedreht, mit einem knapp 50-köpfigen Team. Ein wichtiger Faktor ist die Zeit, in der der Film vor allem spielt: die 1970er bis 1990er Jahre – mit historischen Dekors und Details. Das Saar-Kultusministerium unterstütze den Film, sagt der Regisseur, die saarländische Filmförderung begünstigte andere Filme.
Mit seinen Schauspielerinnen und Schauspielern, die aus Trier, Berlin, Potsdam, Heidelberg und auch aus England (im Fall von Aino Laos) anreisen, hat Redzimski intensives „Internetcoaching“per Zoom-Konferenzen veranstaltet – lange Gespräch über die jeweiligen Rollen, „so dass es am Drehtag schneller geht“. Auf Festivaltermine und einen Kinoverleih hofft Redzimski für seinen Film, der, aller Probleme Jatés zum Trotz, nicht in Düsternis enden wird, sondern, wie er sagt, „an einem glücklichen Punkt“in Jatés Leben. „Es wird ein Happy End.“