Die ersten Schritte: So klappt es im Alter mit dem Internet
Vor den Weiten des Internets haben viele Ältere Respekt und scheuen sich deshalb davor. Dabei birgt die digitale Welt eine Menge Nützliches.
BONN/STUTTGART (dpa) Online-Shopping statt stöbern im Laden, chatten statt telefonieren, und das Fernsehprogramm kommt von der Mediathek: Die Möglichkeiten des Internets sind grenzenlos und können einschüchternd wirken. Das gilt vor allem für viele Ältere. „Insgesamt gibt es neun Millionen ältere Offliner in Deutschland“, schätzt Janina Stiel von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO).
Einer aktuellen Umfrage zufolge nutzen 53 Prozent der Menschen über 65 Jahren in Deutschland kein Smartphone. Bei Desktop-PCs und Laptops ist die Quote ähnlich. Dabei können Ältere viel gewinnen, wenn sie sich die digitale Welt erschließen, sagt die Medienpädagogin Lisa Gröschel vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg. Viele ältere Leute fühlen sich mit einem Tablet wohler, weil sie Text und Bilder größer vor sich haben als auf einem Smartphone. Wer vor allem unterwegs online sein will, zum Beispiel um Wanderrouten parat zu haben, trifft mit einem Smartphone die bessere Wahl.
Wie beim Gerät hängt auch die Frage nach der Art des Internetzugangs von den individuellen Bedürfnissen ab. Wer das Internet viel zu Hause nutzen möchte, um etwa Fernsehsendungen in den Mediatheken der TV-Sender zu schauen oder mit den Liebsten über Video zu chatten, sollte sich einen WLAN-Router zulegen und eine Internet-Flatrate.
Wer nur hin und wieder etwas im Netz recherchiert oder Fotos per Messenger schicken und empfangen möchte, für den kann indes ein Mobilfunkvertrag mit einem begrenzten Datenvolumen genügen. Vielen hilft es, sich die einzelnen Schritte, etwa zum Versenden einer E-Mail, zu notieren. Auch das Installieren und Ausprobieren verschiedener Apps trägt dazu bei, sich nach und nach die digitale Welt zu erschließen. „Durch Apps lässt sich die Internetnutzung gut strukturieren“, sagt Medienpädagogin Gröschel.
Bei Unklarheiten heißt es oft: Frag’ doch mal die Enkel. Nach Einschätzung von Lisa Gröschel sollte man davon aber nicht zu viel erwarten. „Die Familie ist nicht immer die beste Anlaufstelle, wenn es um Fragen zur Internetnutzung geht“, sagt sie. Ältere erschließen sich Technik ganz anders als Jüngere, die Suchmaschinen und soziale Medien schon lange kennen oder sogar damit aufgewachsen sind. Computer-Trainerin Roswitha Uhde, die als Mentorin älteren Frauen bei den ersten Schritten im Internet hilft, hat beobachtet, dass den Jüngeren beim Erklären oft die Geduld fehlt: „Ältere Leute brauchen viel Wiederholung beim Lernen. Wenn dann der Enkel sagt: ,Das habe ich dir doch schon fünfmal erklärt’, ist das sehr verletzend.“Auch das meist englische Internet-Vokabular mit Begriffen wie Browser oder Link kann herausfordernd sein: „Diese Worte verstehen ältere Leute oft nicht, da viele von ihnen kein Englisch können“, sagt Uhde. Sinnvoll ist daher, sich von jemandem unterstützen zu lassen, der sich gut in die eigene Situation hineinversetzen kann. „In vielen Städten organisieren Ehrenamtliche offene PC-Treffs, wo auch Internetsprechstunden angeboten werden,“sagt Lisa Gröschel. Wer dort den Austausch sucht, findet ihn auf Augenhöhe: Oft sind es ältere Leute, die dort ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen.