Neues Zuhause für Gründer und Geschäftsideen.
„Vernetzen, machen, gründen“– unter diesem Motto ist das „Co:hub66“, ein neuer Ort für kollaboratives wirtschaftliches Arbeiten, in Saarbrücken eröffnet worden.
SAARBRÜCKEN Erfinderinnen und Entwickler, Tüftler und Denkerinnen, Menschen mit innovativen Geschäftsideen, Start-ups, aber auch kleine und mittelständische Unternehmen, die sich weiterentwickeln wollen und neue Partner suchen – für sie alle gibt es nun eine neue Anlaufstelle, wo in Sachen Standortentwicklung viele Fäden zusammenlaufen: Das Co:hub66 (wir berichteten). Vor ein paar Tagen war Eröffnung im Erd- und Untergeschoss des HDI-Gebäudes an der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke. Mitten in der Stadt sollen sich Kreative und Unternehmer künftig treffen können, um voneinander zu profitieren beim Entwickeln und Umsetzen innovativer Geschäftsideen und Produkte. Tim Vollmer, Manager des Co:hub66, verspricht ein „offenes Haus“. Hier bleibe niemand unter sich – das ist das erklärte Ziel. Hier darf gesponnen und soll gegründet werden.
Von einem „Marktplatz der Chancen“, sprach denn auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) bei ihrem ersten Besuch des neuen Zentrums. Unter dessen Dach werden ab sofort mehrere bereits bewährte Anlaufstellen für Gründerinnen und Kreative zentral zusammenarbeiten . Bereits eingezogen in die noch nicht ganz ausgestatteten Räume sind das K8 Institut für strategische Ästhetik und die Standort-Fördergesellschaft Saaris mit ihrem Projekt
Dock 11 zur Förderung der Kreativwirtschaft. Außerdem vor Ort ist Saaris mit Beratung zu Messen und der Internationalisierung saarländischer Unternehmen. Neu geschaffen werden soll der „First.Stop. Shop“als erste Anlaufstelle für ambitionierte Startups. Weil diese Investitionsmittel und Risikokapital brauchen, sind die Saarländische Investitionskreditbank SIKB und die Saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft (SWG) ebenfalls vor Ort sowie die Scoop eG, eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft zur Entwicklung kreativer Geschäftsmodelle.
Im Co:hub66 darf, ja soll experimentiert werden. Deshalb schlägt das Herz des Zentrums im „FabLab makerspace“. Hier lassen sich mit neuester technischer Ausstattung, etwa einem Maschinenpark vom 3D-Drucker bis zur Lötstation, Prototypen bauen. „Unser Angebot soll so niedrigschwellig wie möglich sein“, sagt Tim Vollmer. Und das heißt: Selbst Schulklassen, die etwas ausprobieren möchten, sind willkommen. Zur Verfügung stehen zudem Virtual-Reality-Technologie und ein „XR Lab“zur Vermittlung von Einsatzmöglichkeiten neuer digitaler Technologien, zum
Beispiel für eine gelungene digitale Produktpräsentation. Denn viele Firmen brauchen Unterstützung bei der Digitalisierung.
Wie wichtig die ist, weiß Marina Bysewski, Gründerin von „embedded data“, einem IT-Dienstleister, der Software zur Optimierung von Produktionsprozessen anbietet. Als sie 2016 mit ihrem Ehemann ihr Unternehmen mit mittlerweile 24 Beschäftigten gründete, hätte sie sich eine gut vernetzte Anlaufstelle wie das Co:hub66 gewünscht. Ihre Firma bietet dort Workshops zu Personalmanagement an. Und was lernt man da? „Zum Beispiel wie man agiles Arbeiten organisiert“, sagt sie. Denn in der modernen, digital getriebenen Arbeitswelt sind die Strukturen ständig in Bewegung – vorbei sind die Zeiten, als es nur feste Arbeitsplätze und -zeiten gab. Ständige Veränderung als kreativen Prozess zu begreifen, der Innovation hervorbringt und Kollaboration, also das Zusammenarbeiten über Branchengrenzen hinweg, fördert, das sei zukunftsweisend.
Um die Zukunft und den notwendigen Strukturwandel an der Saar sorgt sich auch die Wirtschaftsministerin. „Der Erhalt von Industriearbeitsplätze ist wichtig“, sagt Anke
Rehlinger. Doch müsse man die Chancen der Digitalisierung nutzen, damit Jobs im Dienstleistungssektor und in der Kreativwirtschaft entstünden. Die sei im Saarland unterentwickelt, beklagt Lars Podyka, Dock 11-Projektleiter.„Wie müssen versuchen, den hier gut ausgebildeten Kreativen Perspektiven zu bieten“, mahnt er. Das Co:hub66 will genau das – und orientiert sich konzeptionell an vergleichbaren Einrichtungen in anderen Wirtschaftsregionen. Damit die kreativen Köpfe auch kommen, soll das Co:hub66 so niedrigschwellig wie möglich funktionieren. Und deshalb muss man nicht erst einen Termin machen, sondern kann zu den Öffnungszeiten einfach hereinspazieren und sich am „Welcome desk“melden. Der sei durchgängig besetzt, kündigt der CoHub-Manager an. „Wie an einer Touristen-Info soll man hier fragen können, was möglich ist am Wirtschaftsstandort.“