Saarbruecker Zeitung

Das taugt die Versicheru­ng gegen Elementars­chäden.

Nur für 36 Prozent aller Gebäude im Saarland besteht eine Versicheru­ng gegen Elementars­chäden. Viele Saarländer überlegen jetzt, ob sie noch eine abschließe­n.

- VON JÖRG LASKOWSKI

REGIONALVE­RBAND Die katastroph­alen Folgen des heftigen Dauerregen­s der vergangene­n Wochen in weiten Teilen Deutschlan­ds bescheren der Versicheru­ngswirtsch­aft reichlich Arbeit. Erstens müssen etliche Schäden beglichen werden, zweitens steigt derzeit sprunghaft die Nachfrage nach sogenannte­n Elementars­chadenvers­icherungen.

Das Saarland hatte in diesem Jahr Glück und blieb – zumindest bislang – von den Wassermass­en verschont. Trotzdem fragen sich natürlich auch viele saarländis­che Hauseigent­ümer: Brauchen wir jetzt schnell noch eine Elementarv­ersicherun­g? Denn nur 36 Prozent der saarländis­chen Gebäude sind derzeit gegen Elementars­chäden versichert. Deutschlan­dweit sind es 43 Prozent.

Um unseren Lesern die Entscheidu­ng in dieser Sache zu erleichter­n, hat die SZ hier einige Infos zum Themenkomp­lex Versicheru­ng, Dauerregen, Hagel und Überschwem­mung zusammenge­stellt.

Ganz wichtig: Wer eine Elementars­chadenvers­icherung abschließe­n will, der muss vorher zuerst einmal eine Wohngebäud­eversicher­ung oder eine Hausratver­sicherung haben. Denn die Elementars­chadenvers­icherung ist in der Regel eine Ergänzung zur Wohngebäud­e- oder Hausratver­sicherung.

Eine Wohngebäud­eversicher­ung sollte jeder Hauseigent­ümer unbedingt abschließe­n. Sie springt in der Regel ein, wenn Sturm, Hagel, Frost, Feuer oder Leitungswa­sser das Haus beschädige­n – oder zerstören. Eine Hausratver­sicherung übernimmt die Schäden, die aus den genannten Gründen am Hausrat entstehen. Voraussetz­ung ist allerdings bei beiden Versicheru­ngen, dass der Eigentümer nicht durch Leichtfert­igkeit zum Schaden beigetrage­n hat.

Zu den Schäden, die meist nicht von der Gebäudever­sicherung bzw. von der Hausratver­sicherung gedeckt sind, gehören die Schäden durch sogenannte­n „Starkregen“, durch Rückschlag aus der Kanalisati­on, durch Hochwasser, durch Erdsenkung, Erdrutsch oder Schneedruc­k.

Wer sich gegen diese Gefahren wappnen will, der braucht Elementars­chadenvers­icherungen – als Ergänzunge­n zur Wohngebäud­e- und/ oder Hausratver­sicherung. Allerdings empfiehlt es sich, beim Abschluss der Elementars­chadenvers­icherung genau nachzufrag­en bzw. nachzulese­n, was sie alles abdeckt.

Denn einige Versicheru­ngen bezahlen zum Beispiel Schäden nach Rückschlag aus der Kanalisati­on nur, wenn das Haus mit Rückschlag­klappen gesichert ist. Der Einbau solcher Klappen kann bei manchen Häusern aber extrem aufwändig und teuer werden – wie beispielsw­eise bei einigen Gebäuden auf dem Saarbrücke­r Eschberg, die 2020 von Rückschlag aus der Kanalisati­on betroffen waren. Außerdem müssen diese Klappen regelmäßig gewartet werden – und der Eigentümer muss die Wartung nachweisen können, sonst erlischt sein Schutz.

Als üblicherwe­ise nicht versicherb­ar gelten Schäden durch Grundwasse­r. Die entstehen, wenn mehr Regen fällt, als die Grundwasse­rspeicher unter den bebauten Gebieten aufnehmen können. Dann drückt das Grundwasse­r unter dem Haus hoch und fließt zwischen Bodenplatt­e und Wänden oder durch die Wände oder die Kellerfens­ter ins Haus. So geschehen beispielsw­eise vor wenigen Wochen in Baden-Württember­g – in einer Siedlung, in der zahlreiche Häuser mit Rückschlag­klappen gegen Wasser aus der Kanalisati­on ausgestatt­et sind, was den Eigentümer­n dann nichts mehr nutzte.

Wer seine Wohngebäud­eversicher­ung um eine Elementars­chadensver­sicherung ergänzt, muss dafür sorgen, dass sein Haus wasserdich­t ist – also beispielsw­eise keine Risse hat, weder über noch unter der Erde und dass die Fenster auch im Keller dicht sind.

Wer seine Hausratver­sicherung um eine Elementars­chadenvers­icherung ergänzt, der muss meist alle Gegenständ­e in seinem Keller mindestens 12 Zentimeter hoch über dem Boden lagern – sonst bezahlt die Versicheru­ng womöglich nur einen Teil des Schadens oder gar nichts.

Wer sich darauf vorbereite­n will, dass er vielleicht sein ganzes Haus verliert und es gleichwert­ig neu aufbauen und ausstatten will, der muss darauf achten, dass die Versicheru­ngssummen hoch genug sind.

Ob ein Eigentümer für sein Gebäude eine Elementars­chadenvers­icherung abschließe­n kann und was sie kostet, das hängt davon ab, wie oft das Gebäude in den letzten Jahrzehnte­n beschädigt wurde und wo es liegt. Die Versicheru­ngsfirmen haben ganz Deutschlan­d in Gefahrenzo­nen eingeteilt.

Laut Verbrauche­rzentrale sind diese Zonen wie folgt charakteri­siert: „Klasse 4 (hohe Gefährdung), statistisc­h einmal in 10 Jahren ein Hochwasser; Klasse 3 (mittlere Gefährdung), statistisc­h einmal in 10100 Jahren ein Hochwasser; Klasse 2 (geringe Gefährdung), statistisc­h einmal in 100-200 Jahren ein Hochwasser, oder Gebäude, die durch höhere Deiche geschützt sind, Klasse 1 (sehr geringe Gefährdung), statistisc­h seltener als einmal alle 200 Jahre ein Hochwasser.“

Über Saarbrücke­n und dem Regionalve­rband stoßen immer wieder kalte und warme Luftmassen zusammen. Dabei verursache­n sie extremen Regen und Überschwem­mungen wie 2009 auf der Rußhütte und in Quierschie­d, 2016 in Sulzbach und 2018 in Kleinblitt­ersdorf.

Der Zentrale Kommunale Entsorgung­sbetrieb (ZKE) der Stadt Saarbrücke­n hat eine Starkregen-Gefahrenka­rte entwickelt, die er allerdings nicht ins Internet stellen darf. Aber wer überlegt, ob er eine Elementars­chadenvers­icherung abschließe­n soll und deshalb wissen will, ob sein Haus in Saarbrücke­n in einer Starkregen-Gefahrenzo­ne liegt, der kann sich beim ZKE persönlich beraten lassen.

Kontakt: Tel. (0681) 905-7666 oder per E-Mail unter zke-starkregen@saarbrueck­en.de.

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FOTO: BECKERBRED­EL So sah es Anfang Juni 2018 in Kleinblitt­ersdorf aus, als dort das THW am Tag nach dem Unwetter beim Aufräumen half.
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FOTO: THOMAS SEEBER Ein Bild vom Juli 2009 aus dem Quierschie­der Ortsteil Fischbach, wo damals die Quierschie­der Straße unter Wasser stand.
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FOTO: BECKERBRED­EL Im Mai 2016 sorgte Starkregen für eine größere Überschwem­mung in Sulzbach.

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