Saarbruecker Zeitung

„Ernüchtern­de Resonanz“bei Impfaktion ohne Termin in Ensheim

- VON FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Frank Kohler Alexander Stallmann

ENSHEIM Obwohl das Saarland immer noch Spitzenrei­ter bei der Impfquote ist, sinkt die Impfbereit­schaft wohl mit der Zeit – das haben auch Dr. Harald Böttge und sein Praxisteam bei der Impfaktion am Samstag, 17. Juli, in der Ensheimer Sporthalle gemerkt. Zusammen mit der freiwillig­en Feuerwehr hat das Team des Gesundheit­szentrums Ensheim die Impfaktion geplant und organisier­t. 300 Dosen des Impfstoffe­s Johnson&Johnson standen dem Team, bestehend aus einer Ärztin, zwei Ärzten und fünf Arzthelfer­innen, dafür zur Verfügung.

Die Feuerwehrl­eute haben beim Aufbau und der Organisati­on geholfen. Einige Kinder der Feuerwehrl­eute haben Kuchen für alle Impfwillig­en angeboten. „Leider ist die Resonanz sehr ernüchtern­d“,berichtet Dr. Marcial Hohler. „Um neun Uhr bildete sich zwar zunächst eine lange Schlange, danach kamen die Patienten jedoch nur noch vereinzelt“, so Hohler weiter. Der erste Ansturm an Impfwillig­en sei innerhalb von 45 Minuten abgearbeit­et gewesen.

„Wir waren eine der ersten Impfpraxen im Saarland und der Ansturm bei unserer letzten Impfaktion war enorm. Leider merkt man die Impfmüdigk­eit der Menschen, was mich im Hinblick auf eine drohende vierte Welle sehr enttäuscht“, erklärt Dr. Harald Böttge. Es sei schade, dass das Praxisteam und die Freiwillig­e Feuerwehr diesen Aufwand betreibt und die Aktion dann nur so wenig Resonanz erfährt.

Auch Dr. Claudia Böttge-Wolpers hatte sich einen größere Resonanz erhofft: „Die Aktion wurde via Facebook und in den Ensheimer Nachrichte­n angekündig­t, aber es sieht wohl so aus, als seien die Ensheimer schon größtentei­ls durchgeimp­ft. Überregion­al wurde weniger beworben, weil solche Impfaktion­en ja auch in anderen Gemeinden durchgefüh­rt werden.“

Dennoch haben etwa 50 Menschen, die sich impfen lassen wollten, den Weg zur Ensheimer Sporthalle gefunden. Darunter auch Lothar Schmeer aus Eschringen. „Ich finde die Aktion super. Ich habe mich aufgrund der langen Wartezeite­n in den Praxen und Impfzentre­n bisher nicht um einen Termin bemüht, deshalb finde ich diese Aktion ohne Termin ideal“, erklärt der 65-jährige Rentner. Er sei froh, dass er mit der Impfung nun bald wieder überall hin kann, ohne sich vorab testen zu lassen: „Die Testzentre­n werden weniger und das macht es im Alltag schwerer. Mit der Impfung möchte ich mich natürlich selbst schützen, aber bin auch froh, dass ich bald wieder ohne vorherigen Test zum Sport kann.“

Auch Markus Scherer hat die Aktion genutzt, obwohl er am Anfang unschlüssi­g war. „Die Impfaktion hat sich jetzt gerade angeboten. Ich war zu Beginn der Impfungen unschlüssi­g, aber ich denke man wird irgendwann sicher nicht mehr drumherum kommen“, meint der 37-Jährige aus Ensheim. Nun ginge er aber unvoreinge­nommen an die Impfung heran.

Obwohl die Aktion nicht überregion­al beworben wurde, hat auch Martin Hock aus Bexbach das Angebot in Ensheim wahrgenomm­en. „Die Wartezeite­n waren mir einfach zu lang. Meine Freundin, die hier in Ensheim wohnt, hat wochenlang auf einen Termin warten müssen, deshalb habe ich mich auch nicht bei einem Impfzentru­m registrier­t“, erklärt der 37-Jährige. Durch seine Freundin habe er von der Impfaktion erfahren und die Chance ergriffen. „Jetzt konnte ich mich impfen lassen, ohne ewig auf einen Termin warten zu müssen, das ist super“, sagt Martin Hock.

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