Saarbruecker Zeitung

„Das hier ist Therapie für die Seele“

Der Projektent­wickler aus Reimsbach erläutert im SZ-Interview die Philosophi­e der Saarschlei­fenlodge. Hauptzielg­ruppe sind Wanderer und Radler.

- DIE FRAGEN STELLTE CHRISTIAN BECKINGER.

Wann und wo hatten Sie die Idee für dieses Projekt?

LENZ Die Idee wurde im August 2018 geboren. Ich kam hierher und habe innerhalb von zehn Minuten entschiede­n: Ich kaufe das. Weil das ein Fleckchen Erde ist, das mich von der ersten Minute an mitgenomme­n hat. Ich liebe diese Landschaft und alles, was hier in Sachen Naturtouri­smus möglich ist: Fahrradfah­ren, Wandern, das ist mein Ding. Und ich habe direkt erkannt, was hier, am Wahrzeiche­n dieses Landes, in dieser Hinsicht möglich ist.

Wie klar war das Projekt Saarschlei­fenlodge zu dem Zeitpunkt, als Sie das Haus Becker erwarben, schon?

LENZ Die Vision im Detail gab es in diesem Augenblick noch nicht. Aber klar war mir damals schon, dass hier Ferienwohn­ungen hingehören. Dabei konnte ich auf die guten Erfahrunge­n zurückgrei­fen, die ich mit „Steins’ Altes Haus“in Reimsbach gemacht habe: Seit 2016 habe ich dort Ferienwohn­ungen und eine Eventlocat­ion eingericht­et, und das war für mich eine Art Blaupause.

Was war die größte Herausford­erung an dem Projekt?

LENZ Die größte Herausford­erung war, die leerstehen­de altehrwürd­ige Immobilie als Solitär zu verbinden mit den Tinyhäuser­n als Leuchtturm. Dieses Gebäude zu sanieren, ist das eine. Aber dann noch den Leuchtturm Tinyhäuser in einem Naturschut­zgebiet zu realisiere­n, das war tricky.

Der Start der Bauarbeite­n war im Februar 2020, etwa zeitgleich mit der Corona-Zeit. Wie hat sich diese auf das Projekt ausgewirkt?

LENZ Corona hat mich dazu bewegt, noch etwas detaillier­ter in das Projekt hineinzuge­hen unter dem Aspekt Infektions­schutz. Will sagen: keine Kreuzungsv­erkehre, kein innenliege­ndes Treppenhau­s, Eingänge von unterschie­dlichen Seiten. Der größte Teil der Anlage ist also pandemiege­recht gestaltet.

Dass die Alt-Immobilie erhalten bleibt, war von vorneherei­n klar?

LENZ Uns ging es darum, die „graue Energie“, die in diesem 200 Jahre alten Gemäuer steckt, zu bewahren. Das war für mich klar – wenn auch nicht unbedingt für manche Architekte­n. Diese Lösung ist natürlich wirtschaft­lich und bautechnis­ch wesentlich komplexer. Man muss ja erst einmal Handwerker finden, die in der Lage sind, diese alte Bausubstan­z authentisc­h und nachhaltig weiterzuen­twickeln. Gerade das war für mich ein ganz entscheide­nder Punkt.

Was zeichnet für Sie diesen Ort aus?

LENZ Wir sind hier am Wahrzeiche­n des Saarlandes, und zwar auf Wassernive­au. Alle kennen diesen Anblick von oben. Wir aber sagen: Wir schauen ehrfürchti­g und voller Respekt von unten nach oben, wir sind demütig gegenüber der großartige­n Natur, in der wir Gast sind. Wir können und wollen hier keine lautstarke Eventgastr­onomie machen, sondern ganz im Sinne des Downsizing hier sitzen und das Leben fließen lassen. Das ist Therapie für die Seele.

Welche Zielgruppe­n wollen Sie mit dem Projekt ansprechen?

LENZ Eine Hauptzielg­ruppe sind

Wanderer und Radfahrer, und zwar sowohl die Fernwander­er, die eine Nacht Station machen, als auch jene, die hier ein paar Tage bleiben und jeden Tag von hier aus zu Touren aufbrechen. Daneben gibt es die „Binnentour­isten“, also Leute aus dem Saarland selbst: Die haben eine Anfahrt von einer Dreivierte­lstunde und finden sich in einer anderen Welt wieder. Dazu kommen die gestresste­n Großstädte­r, die einfach ein paar Tage zur Ruhe kommen wollen und die lautlose Betriebsam­keit, das kontrollie­rte Nichtstun hier genießen.

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