„Das hier ist Therapie für die Seele“
Der Projektentwickler aus Reimsbach erläutert im SZ-Interview die Philosophie der Saarschleifenlodge. Hauptzielgruppe sind Wanderer und Radler.
Wann und wo hatten Sie die Idee für dieses Projekt?
LENZ Die Idee wurde im August 2018 geboren. Ich kam hierher und habe innerhalb von zehn Minuten entschieden: Ich kaufe das. Weil das ein Fleckchen Erde ist, das mich von der ersten Minute an mitgenommen hat. Ich liebe diese Landschaft und alles, was hier in Sachen Naturtourismus möglich ist: Fahrradfahren, Wandern, das ist mein Ding. Und ich habe direkt erkannt, was hier, am Wahrzeichen dieses Landes, in dieser Hinsicht möglich ist.
Wie klar war das Projekt Saarschleifenlodge zu dem Zeitpunkt, als Sie das Haus Becker erwarben, schon?
LENZ Die Vision im Detail gab es in diesem Augenblick noch nicht. Aber klar war mir damals schon, dass hier Ferienwohnungen hingehören. Dabei konnte ich auf die guten Erfahrungen zurückgreifen, die ich mit „Steins’ Altes Haus“in Reimsbach gemacht habe: Seit 2016 habe ich dort Ferienwohnungen und eine Eventlocation eingerichtet, und das war für mich eine Art Blaupause.
Was war die größte Herausforderung an dem Projekt?
LENZ Die größte Herausforderung war, die leerstehende altehrwürdige Immobilie als Solitär zu verbinden mit den Tinyhäusern als Leuchtturm. Dieses Gebäude zu sanieren, ist das eine. Aber dann noch den Leuchtturm Tinyhäuser in einem Naturschutzgebiet zu realisieren, das war tricky.
Der Start der Bauarbeiten war im Februar 2020, etwa zeitgleich mit der Corona-Zeit. Wie hat sich diese auf das Projekt ausgewirkt?
LENZ Corona hat mich dazu bewegt, noch etwas detaillierter in das Projekt hineinzugehen unter dem Aspekt Infektionsschutz. Will sagen: keine Kreuzungsverkehre, kein innenliegendes Treppenhaus, Eingänge von unterschiedlichen Seiten. Der größte Teil der Anlage ist also pandemiegerecht gestaltet.
Dass die Alt-Immobilie erhalten bleibt, war von vorneherein klar?
LENZ Uns ging es darum, die „graue Energie“, die in diesem 200 Jahre alten Gemäuer steckt, zu bewahren. Das war für mich klar – wenn auch nicht unbedingt für manche Architekten. Diese Lösung ist natürlich wirtschaftlich und bautechnisch wesentlich komplexer. Man muss ja erst einmal Handwerker finden, die in der Lage sind, diese alte Bausubstanz authentisch und nachhaltig weiterzuentwickeln. Gerade das war für mich ein ganz entscheidender Punkt.
Was zeichnet für Sie diesen Ort aus?
LENZ Wir sind hier am Wahrzeichen des Saarlandes, und zwar auf Wasserniveau. Alle kennen diesen Anblick von oben. Wir aber sagen: Wir schauen ehrfürchtig und voller Respekt von unten nach oben, wir sind demütig gegenüber der großartigen Natur, in der wir Gast sind. Wir können und wollen hier keine lautstarke Eventgastronomie machen, sondern ganz im Sinne des Downsizing hier sitzen und das Leben fließen lassen. Das ist Therapie für die Seele.
Welche Zielgruppen wollen Sie mit dem Projekt ansprechen?
LENZ Eine Hauptzielgruppe sind
Wanderer und Radfahrer, und zwar sowohl die Fernwanderer, die eine Nacht Station machen, als auch jene, die hier ein paar Tage bleiben und jeden Tag von hier aus zu Touren aufbrechen. Daneben gibt es die „Binnentouristen“, also Leute aus dem Saarland selbst: Die haben eine Anfahrt von einer Dreiviertelstunde und finden sich in einer anderen Welt wieder. Dazu kommen die gestressten Großstädter, die einfach ein paar Tage zur Ruhe kommen wollen und die lautlose Betriebsamkeit, das kontrollierte Nichtstun hier genießen.